Das Abc des Spielens
Viele Kinder haben einen übervollen Terminplan. Und keine Zeit mehr zum freien Spielen – dabei wäre das wichtig fürs ganze Leben.
aktualisiert am 18. November 2020 - 09:52 Uhr
Abwechslung
Je mehr Spielmöglichkeiten Eltern ihren Kindern geben, desto besser. Allein, mit der Familie und mit Gspäändli. Und zwar drinnen und draussen.
Bewegung
Kinder verbringen heute viel mehr Zeit drinnen als früher – und bewegen sich dabei wenig. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind oft draussen spielen
kann.
Chaos
Kinder müssen ganz im Spiel aufgehen können. Auch wenn danach kein Stein mehr auf dem andern ist. Besprechen Sie vorher mit den Kindern, wo das Chaos sein darf und bis wann es wieder weggeräumt werden muss.
Dänemark
Die Dänen sind eines der glücklichsten Völker der Welt, zeigen Untersuchungen. Liegt es auch am Spielen? Dänische Eltern sind überzeugt, dass man Kindern viel Zeit lassen muss und sie mit möglichst wenig Einmischung aufwachsen sollten. Die Kinder verbringen viel Zeit mit freiem Spiel.
Experimentieren
Kinder wollen die Welt entdecken und alles wissen. Sie erarbeiten sich so eine eigene Wahrnehmung. Die Erwachsenen schränken das mit ihren Erklärungen ein. Halten Sie sich mit Besserwissereien zurück und unterstützen Sie stattdessen besser den Drang zum Experimentieren
.
Frühförderung
Man kann nicht früh genug beginnen, die Kinder zu fördern
, um sie fit für die Gesellschaft zu machen, denken viele Eltern – und melden die Kinder zum Tanzkurs, fürs Englisch und für den
Musikunterricht an. Aber die Kindheit soll keine Akademie sein. Denn sonst kommt das Spielen zu kurz.
Gspäändli
Viele Spiele funktionieren nur, wenn mehrere Kinder mitmachen. Gemeinsam entstehen neue Varianten. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind oft mit verschiedenen Gspäändli spielen kann.
Warum ist es wichtig, dass Ihr Kind Kontakt zu Gleichaltrigen hat? Im Merkblatt «Freundschaft und Kontakt unter Gleichaltrigen» erfahren Beobachter-Mitglieder mehr dazu und was Eltern tun können, wenn die Tochter oder der Sohn keine Freunde findet.
Herumtollen
Beim Spielen darf es auch mal wild zugehen. Kinder müssen sich austoben können. Das ist drinnen aber nicht immer möglich. Statt die Kinder mit Multimedia ruhigzustellen: Gehen Sie mit ihnen nach draussen, wenn möglich in die Natur.
Improvisation
Erinnern Sie sich, wie Sie damals mit Tüchern Hütten gebaut haben? Oder den Stofftieren Leben eingehaucht haben? Mit nur wenig Material entstehen häufig die intensivsten Spiele. Kinder wissen oft vor lauter Überangebot gar nicht, was sie spielen sollen. Räumen Sie gewisse Spielsachen auch mal für eine Zeit weg.
Jury
Die brauchen Kinder nicht. Lassen Sie zu, dass sie die Spielregeln selbst festlegen. Mischen Sie sich nicht sofort ein, wenn es Streit gibt. Denn Kinder können Konflikte in der Regel sehr gut ohne fremde Einmischung lösen
.
Kinderrechte
Der 20. November ist Tag der Rechte des Kindes. Die Uno-Konvention besteht seit 1989 und ist seit 1997 auch in der Schweiz in Kraft. Artikel 31 hält fest, dass Kinder ein Recht auf Freizeit und Spiel haben.
Langeweile
Kinder lieben Action. Langeweile ist für sie nicht immer leicht auszuhalten. Dabei ist sie ein wertvoller Nährboden für Kreativität und Phantasie. Halten Sie sich zurück mit Tipps und Tricks, wenn sich der Nachwuchs langweilt.
Mediation
Bei Konflikten sollten sich Eltern nur ins Spiel einmischen, wenn die Kinder die Sache nicht selbst regeln können. Nehmen Sie die Rolle einer Mediatorin, eines Mediators ein: Unterstützen Sie die Kinder, eigene Lösungen zu finden.
Natur
Die Draussenwelt bietet viele Möglichkeiten, sich selbst zu beschäftigen. Klettern, Hütten bauen, Feuer machen: Viele Eltern staunen, wie ausdauernd ihre Kinder
plötzlich sind.
Open End
Erst waren die Kinder gelangweilt und wussten nicht, was sie spielen sollten. Jetzt ist es Zeit fürs Abendessen, und sie sind völlig vertieft. Vielleicht kann das Essen für einmal warten.
Phantasie
Kinder haben einen viel direkteren Zugang zur Imagination als wir Erwachsenen. Fördern Sie die Vorstellungskraft – etwa indem Sie vorlesen und Geschichten erzählen. Lassen Sie mal das Ende weg, suchen Sie gemeinsam eins.
Quatsch
Für Erwachsene ergibt kindliches Spiel nicht immer Sinn. Auch der Humor der Kinder ist manchmal nicht ganz nach unserem Geschmack. Doch: Blödeln Sie einfach mal mit
, das befreit.
Wie läuft es bei Ihren Kindern, wenn sie spielen? Spielen Sie mit? Wie reagieren Sie, wenn es beim Spielen ausartet?
Teilen Sie Ihre Erfahrungen in den Kommentaren!
Risiko
Trauen Sie den Kindern etwas zu und ermöglichen Sie ihnen, Erfahrungen zu machen. Angemessene Risiken lassen merken, wo die Grenzen sind.
Selbstbewusstsein
Eigenständiges Spielen fördert das Selbstwertgefühl
. Was stärkt mehr als die Erfahrung, aus eigener Kraft etwas erreicht zu haben?
Treffpunkt
Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass Kinder draussen im Quartier andere zum Spielen antreffen. Oft müssen die Eltern das gezielt organisieren.
Überwachung
Wer ständig um die Kinder kreist, tut ihnen keinen Gefallen. Vertrauen Sie ihnen. Das unterstützt sie dabei, eine eigenständige Persönlichkeit zu entwickeln.
Vorbild
Eltern hängen stundenlang am Smartphone
. Die Kinder sind fasziniert und wollen das auch. Doch so verschwenden sie wertvolle Spielzeit.
Wettbewerb
Es kann oft nur eine oder einer gewinnen. Eine wichtige Erfahrung, die Kinder im Spiel mit anderen machen können.
Xanthippe
Niemand will, dass Kinder streitsüchtig wie Sokrates’ Frau werden. Freies Spiel mit andern hilft, soziale Regeln zu lernen.
Yahtzee & Co.
Ein paar Würfel reichen. Oder Jasskarten. Vieles gibts in Ludotheken.
Zeit
Achten Sie darauf, dass Ihre Kinder, wenn möglich, Zeit haben zum Spielen. Planen Sie auch Spielzeit für die ganze Familie ein.
Eltern erleben beim Heranwachsen ihrer Kinder ein Wechselbad der Gefühle. Beobachter-Mitglieder erhalten diverse Erziehungstipps für das Kleinkindalter bis hin zur Pubertät. Ausserdem erfahren sie, was sie bei Erziehungsproblemen tun können (beispielsweise Kinder vor den Gefahren des Internets zu warnen).