Ben findet, seine Frau Regina sei viel zu lasch in der Kindererziehung und benehme sich wie eine Glucke. Sie hingegen findet, dass er zu hohe Erwartungen stelle und keine Geduld mit Luca, 4, und Timo, 2, habe. Ein Konflikt, wie ihn viele kennen. Denn abgesehen davon, dass das Kleinkindalter für Eltern grundsätzlich eine anstrengende Zeit bedeutet, ist der Erziehungsstil einer der häufigsten Streitpunkte junger Elternschaft.

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Vater und Mutter müssen nicht den exakt gleichen Umgang mit ihrem Kind haben. Die Kleinen sind durchaus fähig, mit unterschiedlichen Strategien klarzukommen. Denn auch das Grosi oder die Tagesmutter verhalten sich verschieden. Aber man tut allen einen Gefallen, wenn man beschliesst, an einem Strick zu ziehen. Die Regeln sind dann leichter durchsetzbar, die Erziehungsziele für alle klarer.

Da stellt sich die Frage: Wie viel Laisser-faire tut gut, und wie viel Disziplin ist nötig? Nun, was früher in Grossfamilien weitergegeben wurde, wird heute durch wissenschaftliche Erkenntnisse untermauert oder verworfen. Doch Eltern erziehen eben nicht einfach nach Theorie. Der Erziehungsstil wird in erster Linie durch die Persönlichkeitsstruktur und den Lebensstil der Eltern geprägt, also wie sie selber erzogen wurden.

Die Erziehungsformen reichen von viel Kontrolle, strengen Regeln und wenig Mitspracherecht des Kindes (autoritärer Stil) bis hin zur grundsätzlichen Ablehnung von Erziehung (negierend). Beide Extreme werden kindlichen Bedürfnissen nicht gerecht. So erzogene Kinder neigen später zu Aggressionen, mangelhafter Sozialkompetenz und einem geringen Selbstwertgefühl.

Blosses Verwöhnen bringt Tyrannen hervor

Weitere Formen finden sich dazwischen: Beim demokratischen Stil sind Konsens und Partizipation zwischen Eltern und Kind wichtig. Alles wird gemeinsam ausgehandelt. Beim permissiven Erziehungsstil (Laisser-faire) gilt eine sehr hohe Toleranz des kindlichen Verhaltens. Es werden wenige Grenzen gesetzt, Kontrolle wird selten ausgeübt. Die Kinder weisen eher aggressives Verhalten auf, wenig Impulskontrolle oder Eigenverantwortung. Beim verwöhnenden Erziehungsstil wird dem Kind jeder Stein aus dem Weg geräumt, was wichtige Lernprozesse wie den Umgang mit Frustration verunmöglicht. So Erzogene zeigen immer höhere Ansprüche, grosse Unzufriedenheit, wenig Selbstvertrauen und unterentwickelte Leistungsbereitschaft – sie werden zu kleinen Tyrannen.

Aufgrund heutiger Erkenntnisse entwickeln sich jene Kinder besonders gut, die autoritativ erzogen werden. Dieser Stil zeichnet sich durch hohe Kontrolle und gleichzeitig hohe Zuwendung der Eltern aus. Sie stellen klare Regeln auf und achten auf deren Einhaltung, wobei sie die notwendige Unterstützung anbieten. Es herrscht eine offene Kommunikation, wobei der kindliche Standpunkt geachtet, der eigene aber auch vertreten wird. Die Kinder zeigen dadurch hohe soziale und intellektuelle Kompetenzen und viel Eigenkontrolle. Dieser Stil fördert die Selbstsicherheit des Kindes.

Verunsichert ob all der Theorie? Kein Problem. Der erfahrene Pädagoge und Buchautor Jan-Uwe Rogge verspricht, dass bis zu 25 leichte bis mittlere Erziehungsfehler pro Tag drinliegen, ohne dass das Kind Schaden nimmt. Und Fehler machen gehört zum Erziehen einfach dazu.