Schalten Sie nach einem langen Arbeitstag auch so gern den Fernseher ein? Ist die Berieselung nicht wunderbar - einfach nur konsumieren und nichts denken?

Es gibt durchaus gute, informative, entspannende und erheiternde Sendungen, die sich anzuschauen lohnen. Leider hat sich aber der Fernsehkonsum in immer mehr Familien zur zentralen Freizeitbeschäftigung entwickelt. Bei Kindern zeigt sich in wissenschaftlichen Untersuchungen ein Zusammenhang zwischen häufigem Fernsehen und Entwicklungsverzögerungen. Schwierigkeiten beim Sprechen- und Lesenlernen können die Folge sein. Auch dass die Kinder immer träger und dicker werden, kann am übermässigen Fernsehkonsum liegen.

Der deutsche Psychiater und Neurologe Manfred Spitzer hat festgestellt, dass hoher Fernsehkonsum im Vorschulalter physiologische Auswirkungen auf die Entwicklung der Hirnstrukturen hat und zu mehr Konzentrations- und Aufmerksamkeitsschwächen führt. Auch für die Abnahme der Sehfähigkeit in jungen Jahren kann übertriebenes Fernsehen mitverantwortlich sein.

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Maximale Fernsehdauer vereinbaren
Sollen Sie nun den TV-Konsum bei Ihren Kindern einschränken oder gar verbieten? Klar ist: Verbote bringen nichts, sie machen die Flimmerkiste nur noch wichtiger und attraktiver. Kinder sollen stattdessen zum Medium Fernsehen hingeführt werden. Am besten Sie vereinbaren mit Ihrem Sprössling eine maximale Fernsehdauer. Aufgrund der Hirnentwicklung bei Kleinkindern sollte der Fernseher aber bis zum Alter von zwei Jahren tabu sein. Danach gilt als Anhaltspunkt: drei bis sechs Jahre 30 Minuten, sechs bis acht Jahre 60 Minuten, acht bis zehn Jahre 90 Minuten, zehn bis dreizehn Jahre 120 Minuten täglich.

Weitere Tipps

  • Kleine Kinder sollten nie allein vor dem Fernseher sitzen. Schauen Sie gemeinsam fern und sprechen Sie über das Gesehene.

  • Vermeiden Sie unkontrolliertes Zappen.

  • Ein Fernseher gehört nie ins Kinderzimmer, und als Babysitter taugt er nun wirklich nicht. Auch als Erziehungsmittel zur Belohnung oder Strafe soll das Gerät nicht verwendet werden.

  • Setzen Sie sich kritisch mit den angebotenen Sendungen auseinander und schauen Sie nach altersgerechten und empfohlenen Sendungen.

  • Nutzen Sie Aufzeichnungsgeräte zum Portionieren der Sendungen.

  • Weil die Kleinen am liebsten in den Bildschirm hineinkriechen würden, halten Sie als Abstand die dreifache Bildschirmdiagonale ein.

  • Achten Sie auf Ihre Vorbildfunktion und lassen auch Sie sich den Tagesablauf nicht von Ihrem Fernsehgerät diktieren.


Noch mehr praktische Tipps gibt Jochen Korte in seinem Buch «Wie Kinder weniger fernsehen». So plädiert der Lehrer und Autor zahlreicher Erziehungsbücher unter anderem für einen fernsehfreien Tag oder das Führen eines Fernsehkontos. Man kann Wochengutscheine verteilen oder Anreize setzen, die zum Verzicht animieren. Es gibt stets Alternativen zum Fernsehen: gemeinsames Spielen, Lesen und Vorlesen, Ausflüge oder auch Toben im Freien. Bestimmt fallen Ihnen noch viele andere Möglichkeiten ein. Ihre Kreativität ist gefragt.

Buchtipps

  • Jochen Korte: «Wie Kinder weniger fernsehen»; Herder Spektrum, 2007, 160 Seiten, Fr. 16.70
  • Manfred Spitzer: «Vorsicht Bildschirm!»; Ernst-Klett-Verlag, 2005, 304 Seiten, Fr. 30.90