Und WUMM krachten wir zusammen. Mein Kater Omar purzelte einmal um sich selber und guckte mich dann an, als ob er sagen wollte: «Mensch! Pass doch auf, du Dackel.»

Einige Leserinnen hatten meine früheren Überlegungen zu Katzennamen und warum die Vierbeiner nicht auf sie hören (siehe «Katzennamen – und ihre Tücken») dahingehend kommentiert, dass ihre eigenen Katzen durchaus – zumindest manchmal – kommen, wenn sie beim Namen gerufen werden. Also zog ich in Betracht, dass ich meinen Katzen Unrecht tue, und wollte nun wissenschaftlich ganz fundiert prüfen, ob zum Beispiel mein Kater Omar vielleicht doch auch auf seinen Namen hört: Während ich ihn im Wohnzimmer wusste, stellte ich mich ins Arbeitszimmer und rief seinen Namen. Dreimal. Aber da kam nix. Also ging ich los, um nachzuschauen, ob er überhaupt irgendeine Reaktion zeigt. Tja, er zeigte: Er kam mir nämlich entgegen. Und so purzelten wir übereinander. Es gab keine Verletzten, doch meine Ungeduld war zweifellos pädagogisch unklug: Seither guckt Omar mich wirklich nur noch grimmig an, wenn ich ihn rufe.

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Meine behinderte Katze Nr. 3 hingegen kommt sowieso immer auf ihren drei gesunden Beinen angehoppelt, wenn ich (oder irgendwer sonst) nach ihr rufe. Die Leute, die sie damals in Spanien auflasen, hatten ihr den schönen Namen Lucie gegeben. Allerdings ist es Lucie piepsegal, ob man ihren Namen oder zum Beispiel «Hase» oder «Mücke» ruft – sie kommt einfach mal gucken, obs was gibt. Als ehemalige spanische Strassenkatze ist sie da nicht wählerisch.

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Ziemlich wählerisch ist jedoch meine Katze Nr. 4. Als sie ebenfalls aus Spanien zu mir kam, wurde sie mir als Grisi vorgestellt – nach der Katzenfigur Grizabella, die im Musical Cats «Memory» singt. Eigentlich eine passende Idee: «Memory» ist immerhin ein Welthit und Nr. 4 eine Diva. Grisi klingt jedoch wie das englische «greasy», was so viel wie fettig oder ölig bedeutet. An Nr. 4 ist aber nichts fettig – sie erinnert mich vielmehr an eine altägyptische Gottheit: überirdisch schön, extrem erhaben und unglaublich eingebildet. Auf der Suche nach einem neuen Namen für Nr. 4 ackerte ich mich also durch eine Liste der wirklich zahlreichen altägyptischen Götter. Doch ich gab auf: Die haben so zungenbrecherische Namen wie Nebethetepet oder Ta-senet-nofret. Oder sonst sind sie für gruselige Bereiche zuständig – so trägt etwa die Göttin Ammit den Zunamen «Fresserin der verurteilten Toten».

Etwas unorthodox entschied ich mich, meine Aufmerksamkeit zu den hinduistischen Gottheiten rüberzuschwenken: Von denen glaubte ich zu wissen, dass sie in der Regel sehr klangvolle Namen tragen und nichts Ekliges fressen. Während meiner Nachforschungen stiess ich auf den Namen Shakti – so weit ich das verstanden habe, ist das eine Art Oberchefin unter den Göttern, also genau das Richtige für Nr. 4. Ich musste mir den Namen in den ersten Tagen zwar auf dem Handrücken notieren, um mir die exakte Buchstabenfolge einzuprägen, doch nach einer Woche konnte ich ihn auswendig. Shakti dreht manchmal sogar den Kopf zu mir, wenn ich sie beim Namen nenne. Aber sie ist nicht der Typ, der zu einem kommt – sie lässt kommen. Chefgöttin halt.

Warum meine Katze Nr. 5 jetzt wie ein Filmmonster heisst, obwohl sie eigentlich einen wunderschönen Namen hatte, erfahren Sie hier.