Die Pille für Minderjährige?
Frage: Der Frauenarzt hat meiner Tochter die Antibabypille verschrieben. Sie ist erst 16. Darf er das einfach so ohne meine Einwilligung als Mutter?
aktualisiert am 5. September 2017 - 10:32 Uhr
Ja, das darf er. Gemäss dem Schweizerischen Zivilgesetzbuch haben urteilsfähige Jugendliche das Recht, über höchstpersönliche Rechte wie Eingriffe am Körper selber zu entscheiden. Weitere Beispiele sind medizinische Behandlungen, Operationen, Impfungen oder die Einnahme von Medikamenten.
Als urteilsfähig gilt, wer in der Lage ist, die Tragweite seines Verhaltens und dessen Folgen vernünftig und richtig einzuschätzen. Bei einer 16-Jährigen kann man davon ausgehen, dass sie reif genug ist, über die Art der Empfängnisverhütung zu entscheiden . Wenn Ihre Tochter also die Antibabypille nehmen will, können Sie das nicht verhindern.
Wegen des Arztgeheimnisses dürfte der Arzt Sie ohne Einwilligung Ihrer Tochter nicht einmal über die Einnahme der Pille informieren. Es ist aber sicher ratsam, dass Sie als Mutter mit der Tochter über die Empfängnisverhütung, aber auch über die Aids- und die Geschlechtskrankheitenprävention sprechen.
Kinder und Jugendliche haben verschiedene Rechte und Pflichten. Beobachter-Mitglieder erfahren, ob Eltern mithaften, wenn das Kind einen teuren Kaufvertrag eingeht, ob die Post des Filius geöffnet werden darf und was besorgte Eltern tun können, wenn die 14-jährige Tochter sich ein Tattoo stechen will.