Endlich ist es so weit: Max Braegger ist Grossvater. «Ich habe lange darauf ‹planged›. Mit 71 bin ich ja schon ein wenig ein alter Grosspapa.» Der frisch gebackene Opa aus Geroldswil ZH will jetzt alles richtig machen und hat dazu die besten Voraussetzungen: Noch vor der Geburt seines Enkelkinds besuchte er im Zentrum Inselhof, einer Beratungs- und Betreuungseinrichtung in Zürich, einen Kurs für werdende Grosseltern.

«Als ich selber Vater wurde, galt mein hauptsächliches Augenmerk dem beruflichen Vorankommen. Um die beiden Kinder kümmerte sich vor allem meine Frau», sagt Braegger. Er habe viel gelernt im Kurs, etwa dass man mit der Zahnpflege beginnen soll, sobald die ersten Zähne gewachsen seien. Oder dass sich Milch abpumpen lässt, so dass auch eine stillende Mutter mal einen Tag frei nehmen kann. Genau dies will Braegger seiner Schwiegertochter ermöglichen: «Sie kann mir das Kind bringen, wann immer sie will.»

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Eine Aufgabe, die jung hält

«Grosseltern können eine grosse Stütze sein in der Kinderbetreuung», sagt Silvia Schneider, Professorin für klinische Kinder- und Jugendpsychologie an der Universität Basel. So schaffen Grosseltern, die auf ihre Enkel aufpassen, für alle Beteiligten eine Win-win-Lösung: Einerseits werden die Eltern entlastet, und das trägt zu einer guten psychischen Verfassung bei. Anderseits erhalten die Grosseltern eine Aufgabe, die sie fordert und dadurch jung hält. Im Idealfall. Damit der Idealfall auch Realität wird, gilt es, einige Verhaltensregeln zu beachten - sowohl für die Eltern als auch für Grossmutter und Grossvater (siehe Nebenartikel «Kinderbetreuung: So machen Sie es richtig»).

Der wichtigste Punkt: miteinander reden! Der Tipp klingt banal, doch fehlende Kommunikation sei oft Auslöser für tiefe Zerwürfnisse zwischen den Generationen, so Schneider: «Um den Frieden zu bewahren, werden beispielsweise störende Gewohnheiten nicht thematisiert. Die damit verbundenen negativen Gefühle stauen sich über eine gewisse Zeit an, bis sie schliesslich in einem heftigen Streit aufbrechen.» Wer Grosseltern involvieren will, sollte sie frühzeitig anfragen, ob sie sich an der Betreuung beteiligen wollen - und falls ja, in welcher Form. Am besten wird an einem «Familientisch» geklärt, ob sich die gegenseitigen Erwartungen decken. «Grosseltern sollen nicht glauben, immer ja sagen zu müssen. Jene Aufgaben, die sie dann aber übernehmen, sollten sie mit Freude und Spass erledigen», sagt die deutsche Psychologin und Buchautorin Helga Gürtler.

Grosszügig in Kleinigkeiten

Die Erziehung ist Sache der Eltern - an der Missachtung dieses Grundsatzes entzündet sich mancher Konflikt zwischen den Generationen. «Die Mutter, die Grossmutter wird, muss ihre Rolle abgeben. Es gibt Grossmütter, die das einfach nicht schaffen», sagt Ursula Stoller, diplomierte Pflegefachfrau und Kursleiterin in den Kantonen Zürich und Aargau. Übernehmen die Grosseltern regelmässige Betreuungspflichten, müssen die wichtigen Eckpfeiler abgesprochen werden. Dazu gehören - je nach Alter des Kindes - die Fragen, ob das Kind einen Mittagsschlaf halten soll, ob es bereits allein in den Laden gehen darf, wann es die Hausaufgaben machen muss oder wie mit Strafen umgegangen wird.

Eltern sollten bei weniger wichtigen Erziehungsbelangen den Grosseltern Spielraum gewähren. Psychologin Gürtler plädiert für den Grundsatz: eindeutig in den grossen Linien, grosszügig in Kleinigkeiten. Wenn das Kind am grosselterlichen Tisch nicht still sitzen muss, Oma dem Kleinen mit dem Essen hinterherläuft oder abends noch extra Pudding kocht, ist Nachsicht angebracht: «Grosseltern haben die Tendenz, ihre Enkel zu verwöhnen. Hier sollten die Eltern Oma und Opa gewähren lassen», sagt Gürtler.

Je mehr Verständnis sich die beiden Elterngenerationen entgegenbringen, umso mehr profitiert die dritte Generation. So wie bei André Gaiani aus Grandvaux VD, Kinderbuchautor und passionierter Grossvater. «Unsere Enkel David und Kevin haben immer jemanden, der für sie da ist. Ausserdem sind wir Grosseltern auch die Hüter der Familiengeschichte», sagt Gaiani, und diese geben sie ihren Enkeln auch weiter. Vorab aber wollen sie ihnen gute Vertraute sein und immer ein offenes Ohr für sie haben.