Nach dem Ständerat hatte auch der Nationalrat an der Wintersession 2024 entschieden, dass die Mindestfranchise erhöht werden soll. Ziel der Vorstösse von SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr und SVP-Ständerätin Esther Friedli: die Eigenverantwortung stärken und zukünftige Prämienerhöhungen dämpfen.

Prämiensenkung erwartet

Santésuisse, die führende Branchenorganisation der Schweizer Krankenkassen, begrüsst den Entscheid. Mediensprecherin Irit Mandel erklärt auf Anfrage des Beobachters, dass eine höhere Mindestfranchise – heute liegt sie bei 300 Franken – zu tieferen Prämien führen kann.

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Der Bund habe die Franchise seit 20 Jahren nicht erhöht, jetzt müsse etwas getan werden.

Wie hoch der Bundesrat die Mindestfranchise ansetzt, steht noch nicht fest. Laut einem Bericht der Helsana könnten mit einer Mindestfranchise von 500 Franken insgesamt rund 1,2 Milliarden Franken gespart werden. Dies entspräche einer Prämienreduktion von bis zu 160 Franken pro Jahr für jede erwachsene Person.

Ungleiche Auswirkungen

Eine Reduktion der Prämien ist zwar wünschenswert, doch die Erhöhung der Mindestfranchise trifft nicht alle gleich stark. Besonders betroffen sind Personen, die auf eine tiefe Franchise angewiesen sind. Darunter chronisch Kranke, ältere Personen und Menschen mit geringen finanziellen Mitteln.

Aline Masé, Leiterin der Fachstelle Sozialpolitik bei Caritas Schweiz, kritisiert: «Aus armutspolitischer Sicht ist dieser Entscheid inakzeptabel.»

Menschen an der Armutsgrenze wählen oft die tiefste Franchise, weil sie sich im Krankheitsfall eine höhere Kostenbeteiligung von bis zu 2500 Franken nicht leisten könnten.

Drohende Schuldenfalle bei Krankheit

Das betrifft laut Caritas rund einen Fünftel der Schweizerinnen und Schweizer. Eine höhere Franchise könnte solche Haushalte im Krankheitsfall in eine Schuldenspirale drängen.

Eine Statistik des Dachverbands Schuldenberatung zeigt, dass Krankheit oder Unfall im Jahr 2023 der häufigste Grund für eine Überschuldung war.

Masé warnt zudem, dass bereits heute Menschen auf medizinische Behandlungen verzichten, weil sie die drohenden Kosten nicht tragen können.

«Die Konsequenz ist, dass sie mit Schmerzen durch ihren Alltag gehen oder dass sich gesundheitliche Leiden verschlimmern.» Mit einer Erhöhung der Mindestfranchise könnte die Zahl solcher Fälle weiter zunehmen.

Das sagt die Bundesrätin

In der SRF-Sendung «Eco Talk» vom 13. Januar äusserte sich Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider zur geplanten Erhöhung der Mindestfranchise. Sie betonte, dass bereits eine Steigerung von 300 auf 500 Franken als hoch anzusehen wäre. Allerdings vermied die Bundesrätin eine konkrete Aussage zur tatsächlichen Höhe der bevorstehenden Anpassung.

Baume-Schneider betonte, wie wichtig es sei, die Vor- und Nachteile abzuwägen. Es müsse genau untersucht werden, inwieweit eine Erhöhung der Mindestfranchise tatsächlich zur Senkung der Gesundheitskosten beitrage.

Quellen

Hinweis: Dieser Artikel wurde erstmals am 18. Dezember 2024 veröffentlicht und nun aktualisiert. (15.1.2025)