Prämien für Spitalzusatz – günstig beim Abschluss, ruinös im Alter
Krankenkassen locken Junge mit tiefen Prämien für Spitalzusatzversicherungen. Dass es im Alter massiv teurer wird, verschweigen die meisten – mit fatalen Folgen. Denn die Zusatzversicherung kann dann oft nicht mehr gewechselt werden.
Veröffentlicht am 2. September 2022 - 10:48 Uhr
Wer jung ist, wird umgarnt. Wer alt ist, ausgepresst. Nach diesem Schema funktioniert in der Regel das Geschäft mit den Spitalzusatzversicherungen
. Das zeigt der Praxistest.
Wer eine Police für die Spitalprivatabteilung abschliessen will, wird bei vier von fünf Anbietern über den einkalkulierten Preisanstieg im Alter nicht umfassend informiert. Dass beispielsweise aus Fr. 121.75 im Monat Fr. 640.40 werden können, wenn man 80 ist, bleibt unerwähnt. Pikant ist daran: Im Alter sind die Kundinnen und Kunden gefangen. Sie können die Zusatzversicherung in der Regel nicht mehr wechseln, weil keine Krankenkasse sie mehr aufnimmt.
Ein Vergleich unter den fünf grössten Anbietern zeigt, dass 80-Jährige für das identische Produkt über 600 Prozent mehr bezahlen als 40-Jährige. Das wissen die wenigsten Kundinnen und Kunden bei Vertragsabschluss. Denn von den fünf Grossen weist einzig Helsana prominent auf die massiven Preisunterschiede im Alter hin.
Solche Preissteigerungen können zum Problem werden. Der 81-jährige Hans S. hat dem Beobachter die Prämienabrechnungen der letzten 20 Jahre vorgelegt für seine Privat-Spitalzusatzversicherung mit Unfalldeckung und einer Franchise von 1000 Franken. Aktuell zahlt er 3864 Franken pro Jahr allein für den Spitalzusatz. Es sei schon krass. «Die Prämien sind auf mehr als das Doppelte gestiegen. Meine Rente ist aber immer noch die gleiche.» Da müsse man schon gut einteilen.