Visana nimmt Vergleichsportal vom Netz
Die Stiftung für Konsumentenschutz hat eine Strafanzeige gegen die Krankenkasse Visana geplant. Nun ist der fragliche Prämienrechner plötzlich offline.
Veröffentlicht am 18. Oktober 2023 - 16:57 Uhr
Mit Schweizerkreuz im Logo und dem Wort «Admin» in der Webadresse hat sich das Prämienvergleichsportal Krankenkassenadmin.ch einen offiziellen Anstrich verliehen. Tatsächlich ist der Prämienrechner weder vom Bund betrieben noch ansatzweise unabhängig. Vielmehr stecken die Krankenkasse Visana und eine Visana-Tochter, das Luzerner Callcenter NextGen Technology AG, dahinter. Ihr Ziel: Policen der Visana-Gruppe zu verkaufen.
Jetzt ist die Website vom Netz.
Bereits 2022 hatte der Beobachter über die fragwürdige Praxis berichtet. «Dass Visana als eine der grossen Schweizer Krankenkassen ein Vergleichsportal betreibt, das den Anschein erweckt, vom Bund unterhalten zu sein, macht mich sprachlos», sagte Sara Stalder, Geschäftsleiterin der Stiftung Konsumentenschutz, damals zum Beobachter. Immerhin deklarierte Visana daraufhin, dass sie die Betreiberin der Site ist – wenn auch gut versteckt und in winziger Schrift.
Obwohl das Bundesamt für Gesundheit die Löschung der Site verlangt hatte, nahm Visana-Tochter NextGen Technology AG lediglich kleinste Änderungen vor. So wurde etwa das Schweizerkreuz in eine Schweizerkarte umgewandelt.
Strafanzeige wäre heute eingereicht worden
Laut der Stiftung für Konsumentenschutz hat Visana mehrfach gegen das Bundesgesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) verstossen. «Wir hatten festgestellt, dass die Prämien, die versprochen wurden, tiefer waren als die realen Prämien», sagt Geschäftsleiterin Sara Stalder. «Da mussten wir handeln.»
Deshalb bereitete der Konsumentenschutz eine Strafanzeige vor, die heute bei der Luzerner Staatsanwaltschaft eingereicht werden sollte.
Die SRF-Sendung «Espresso», die diesen Herbst ebenfalls über den Fall berichtet hatte, konfrontierte Visana vorab mit der geplanten Anzeige – gestern Nachmittag um 16 Uhr war die Website plötzlich nicht mehr online.
«Nach der damaligen Berichterstattung von ‹Espresso› haben wir die Vorwürfe intern geprüft und entschieden, die Website zu löschen», sagt Visana auf Anfrage. Man habe die Sache sehr ernst genommen und die notwendigen Schritte umgehend eingeleitet. «NextGen Technology AG wurde angewiesen, das Portal vom Netz zu nehmen. Dies ist mittlerweile erfolgt.»
Bis gestern noch liess NextGen-Geschäftsführer Davide Spadea über 100 Werbeschaltungen über Google-Ads laufen, die alle auf die gleichentags stillgelegte Website verweisen.