So kommt Geld rein
Die Zahlungsmoral ist gesunken. Plötzlich dauert es 60 statt 30 Tage, bis Rechnungen bezahlt werden. Das geht Kleinunternehmen ans Lebendige. Wie holen Sie Ihr Geld am besten herein?
aktualisiert am 11. August 2017 - 15:10 Uhr
«Die zahlen einfach nicht!» Die Mitglieder des Schweizerischen Gewerbeverbands beklagen sich mit gutem Grund: Die Frist, innerhalb der die Kunden Rechnungen begleichen, hat sich von den üblichen 30 Tagen im Schnitt auf 60 Tage erhöht. Ein ernstes Problem für jede Firma – insbesondere für die kleineren und mittleren Unternehmen (KMU), die das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft bilden und rund 80 Prozent der Erwerbstätigen beschäftigen. Damit diese Kleinfirmen zahlungs- und somit wirtschaftlich handlungsfähig bleiben, sind sie darauf angewiesen, dass die Gelder ihrer Kunden beizeiten und regelmässig fliessen. Mit einigen simplen Massnahmen können KMU säumige Zahler auf Trab bringen und damit ihre Liquidität erhöhen.
Gelingt es, statt der 60 Tage wieder die Zahlungsfrist von 30 Tagen zu erreichen, zahlt sich das in barer Münze aus: Bei einem Tagesumsatz von 1000 Franken und 20 Arbeitstagen pro Monat erhöht sich die Liquidität eines KMU um 20'000 Franken.
Entscheidend ist der Cashflow, also die Differenz zwischen den laufenden Einnahmen und den laufenden Ausgaben einer Geschäftsperiode: Mit dem höheren Cashflow kann das KMU Schulden zurückzahlen und so die Zinsenlast reduzieren. Oder es kann Investitionen tätigen, womit es Produktivitätssteigerungen erreicht, welche die Basis für zukünftige Gewinne bilden.
Schnell abrechnen und Skonto gewähren
Ein Mittel, damit der Liquiditätsfluss nicht ins Stocken gerät, ist das möglichst frühe Ausstellen der Rechnung. Eine Zahnarztklinik in Zürich beispielsweise gibt ihren Kunden die Rechnung unmittelbar nach der Behandlung gleich mit. So spart man nicht nur das Porto, sondern erreicht auch, dass die Faktura zum frühestmöglichen Zeitpunkt beim Kunden ist. Denn vergeht zwischen der Auftragsabwicklung und der Rechnungsstellung zu viel Zeit, schiebt ein Unternehmen selber unnötigerweise das Zahlungsziel hinaus, also die noch akzeptierte Frist bis zur Bezahlung. Übrigens kann auch das Anbieten von Skonto bei frühzeitiger Bezahlung die Kasse früher klingeln lassen.
Kontakt halten
Passiert nach dem Ausstellen der Rechnung verdächtig lange nichts, ist es am Unternehmer, aktiv auf den säumigen Kunden zuzugehen und ihn an die Zahlung zu erinnern. Üblicherweise geschieht das mit einer schriftlichen Mahnung nach Verstreichen der Zahlungsfrist. Viel besser: Er erinnert seine Kunden telefonisch zehn Tage vor Ablauf der Frist an seine Forderung. Damit verfolgt er zwei Ziele: Er kann sich am Telefon erkundigen, ob seine Leistung zur Zufriedenheit erbracht wurde, und findet zugleich heraus, ob der Kunde zahlungsfähig ist.
Zahlen in Raten
Besonders bei Grossaufträgen sind auch Akontozahlungen ein probates Mittel, um flüssig zu werden. Das hilft einem Unternehmen, zu Geldern etwa für Fertigprodukte zu kommen, die für den Grossauftrag verwendet werden. Akontozahlungen werden von vielen Kunden aber nicht besonders geschätzt. Besser daher: Man vereinbart Etappenzahlungen – der Kunde zahlt jedes Mal, wenn wieder ein vereinbartes Etappenziel des Auftrags erreicht ist.
Lässt der Schuldner Vermögenswerte verschwinden, ist es für Unternehmen und Privatpersonen schwierig, offene Geldforderungen einzutreiben. Mithilfe eines Arrests können Gläubiger jedoch erreichen, dass der Schuldner nicht mehr frei über sein Vermögen verfügen kann.
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