Wenn die Teuerung höher ist als die Verzinsung – hat man Ende Jahr mehr oder weniger Geld zur Verfügung? Wenn man 100 Franken hat und die Bank zwei Prozent Zinsen zahlt, sind das dann nach fünf Jahren 102 Franken? Oder mehr?

Mit solchen Fragen wird Wissen in Geldsachen getestet. Interessant: Frauen schneiden dabei regelmässig schlechter ab als Männer – unabhängig von Alter und Bildung. Rund 15 Prozentpunkte beträgt die Differenz. Forschende vermuten, dass sich Frauen in Finanzangelegenheiten weniger zutrauen: Sie wählen doppelt so oft die Option «weiss nicht» wie Männer.

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Finanzielle Abhängigkeit

Aus Angst, die falsche Antwort zu geben? Gemäss einer Studie im Auftrag der UBS glauben 80 Prozent der Frauen, dass ihr Ehepartner besser Bescheid weiss als sie, und überlassen ihm deshalb die Finanzentscheide Vorsorge Auch Geld ist Frauensache .

«Damit handeln sich viele Frauen finanzielle Nachteile ein oder begeben sich in eine Abhängigkeit, ohne sich über die möglichen Konsequenzen im Klaren zu sein», bedauert Corin Ballhaus. Die Autorin des neuen Beobachter-Ratgebers «Frauenpower in Finanzfragen» war lange Wirtschaftsjournalistin und berät heute KMU-Betriebe.

Ballhaus will Frauen daher Mittel in die Hand geben, sich selbstbestimmt mit Geldfragen auseinanderzusetzen. «Ich möchte sie befähigen, die eigene Finanzpower zu entdecken.»

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Nicht immer ist das einfach umsetzbar. Zum Beispiel beim Wiedereinstieg ins Berufsleben nach der Babypause. Für viele Frauen lang ersehnt, für andere auch einfach finanziell nötig. Ernüchternd daher oftmals die reine Geldbetrachtung: Wenn frau die höheren Kosten (Berufsauslagen, Verpflegung, Pendlerkosten), die höhere Steuerbelastung aufgrund des gestiegenen Einkommens und vor allem die Auslagen für die Fremdbetreuung der Kinder oder eine Haushaltshilfe in Betracht zieht, resultiert in manchen Fällen nur ein kleines Plus – wenn überhaupt.

Kein Wunder, fragen sich viele, ob sich das überhaupt lohnt oder ob sie nicht doch besser daheimbleiben sollen. «Betrachten Sie den Wiedereinstieg unbedingt auch als Investition in Ihre Zukunft», rät Corin Ballhaus. «Für die Zeit, wenn die Kinder aus dem Haus gehen; für den Fall, dass es zu einer Scheidung kommt oder der Partner früh stirbt; und natürlich im Hinblick auf die Altersvorsorge.»

«Je früher man den Umgang mit Geld übt, desto selbstverständlicher wird er.»

Corin Ballhaus, KMU-Beraterin, Autorin von «Frauenpower in Finanzfragen»

Gerade Letzteres ist entscheidend. Das Schweizer System mit den drei Säulen AHV, Pensionskasse und private Vorsorge basiert darauf, dass man möglichst lange möglichst vollzeitig arbeitet. Wer Teilzeit arbeitet – überdurchschnittlich oft Frauen –, vernachlässigt zwangsläufig seine Altersvorsorge . «Wer über längere Zeit weniger als 50 Prozent arbeitet, riskiert, im Alter mit dem Existenzminimum auskommen zu müssen, stärker vom Partner abhängig oder gar auf Ergänzungsleistungen angewiesen zu sein», so Ballhaus.

Hoffnung bei den Pensionskassen

Gut die Hälfte der berufstätigen Mütter arbeitet weniger als 50 Prozent . Das benachteiligt sie doppelt: Natürlich ist der Lohn geringer, aber vor allem ist das in der Pensionskasse versicherte Gehalt überproportional tief – und damit die Rente im Alter. Hier stösst der Ratgeber an eine Grenze: Wer wenig verdient, kann kaum Geld fürs Alterssparen auf die Seite legen. Eine Lösung ist fast nur auf politischem Weg denkbar, individuell umsetzbare Tipps allein helfen zu wenig.

Hoffnung gibt es. Laut dem Versicherungskonzern Swiss Life verzichtet neuerdings die grosse Mehrheit der ihr angeschlossenen Pensionskassen-Sammelstiftungen auf den sogenannten Koordinationsabzug oder koppelt ihn zumindest ans Arbeitspensum. Damit ist auch bei Teilzeitbeschäftigten ein grösserer Teil des Lohns versichert – das entschärft die Zeitbombe der Altersarmut ein wenig.

Auf der persönlichen Ebene steht und fällt es mit dem Interesse: «Der Umgang mit Geld will gelernt sein», so Corin Ballhaus. «Je früher man damit beginnt, desto selbstverständlicher wird es, die verschiedenen Stationen des eigenen Lebens vorausschauend immer auch durch die Geldbrille zu betrachten, sich realistisch die finanziellen Anforderungen und Auswirkungen vor Augen zu führen und sich gezielt darauf vorzubereiten.»

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Generali: AHV-Beitragslücken

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Beitragslücken können sich schnell auswirken. Bei einer angepassten Maximalrente von 2450 Franken (Stand: 2023) sind das pro Fehljahr monatlich 55.70 Franken weniger.
Quelle: Beobachter Bewegtbild
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Martin Müller, Redaktor
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