Horrende Kosten über den Tod hinaus
Selbst wenn ein Patient längst verstorben ist, stellt ein Zürcher Sterbehospiz noch Leistungen in Rechnung. Das kann schnell Tausende von Franken ausmachen.
Veröffentlicht am 27. März 2018 - 11:21 Uhr,
aktualisiert am 28. März 2018 - 11:03 Uhr
Die «letzte Mahnung» kam Ende Februar. 4350 Franken will das Zürcher Pflegezentrum Pallivita Bethanien von Maria Anna B.* haben. Dabei ist die Frau vergangenen Sommer gestorben. Die Rechnung war denn auch an ihre Nichte weitergeleitet worden.
Das kam so: Als Maria Anna B. mit 81 Jahren ins Bethanienheim kam, wusste die Leberkrebspatientin, dass sie nicht mehr lange zu leben hatte. Sie wollte in ihren letzten Wochen palliativ unterstützt sein. Weil ihr das Sterbehospiz aber nicht gefiel, wurde sie ins Pflegeheim Witikon verlegt, wo sie dann auch starb.
Das Kleingedruckte im Vertrag mit dem Sterbehospiz hat die Seniorin wahrscheinlich überlesen. Dort steht, dass es eine Kündigungsfrist gibt und dass diese am letzten Tag des Folgemonats – nach dem Tod – endet. Wenn also jemand am 1. April stirbt, werden im schlimmsten Fall noch bis Ende Mai Kosten verrechnet. Das sei der Extremfall, denn die Betten seien meist sehr schnell wieder belegt, heisst es bei Pallivita Bethanien.
Ausserdem seien nur die Kosten für die Hotellerie geschuldet. Allerdings sind das bis zu 300 Franken pro Tag. Damit können nach dem Tod Kosten bis zu 18'000 Franken anfallen. Diese werden nicht von der Krankenkasse übernommen, da Tote ja naturgemäss keine Pflegeleistungen erhalten. Mit 4350 Franken kommen Maria Anna B.s Erben noch vergleichsweise gut davon.
«Die Patienten wissen, was sie unterschreiben, der Vertrag wird gut besprochen», erklärt Pallivita Bethanien. «Wenn terminale Patienten kommen, geht man sicher nur einen Kurzzeitvertrag ein.» Curaviva, dem Verband der Schweizer Heime, ist diese Praxis bekannt. «Aus Verbandssicht ist sie gerechtfertigt, da weiterhin Fixkosten wie etwa Personalkosten laufen, die nicht augenblicklich angepasst werden können.»
Der Familie der verstorbenen Maria Anna B. kommt das trotzdem seltsam vor. Nichte Monika Simeon sagt: «Das Pflegeheim Witikon, wo unsere Tante starb, hat viel kurzfristiger abgerechnet: auf den nächsten Tag nach ihrem Tod.»
*Name der Redaktion bekannt