Die Sache mit dem Hinterteil
Unser Autor erklärt, wann man sich «in den Hintern beissen» könnte. Und was das mit Bitcoins und Harry Potter zu tun hat.
Veröffentlicht am 5. Oktober 2023 - 06:00 Uhr
Käse? Pfui. Zwiebeln? Igitt. Tomatensauce? Nie im Leben. «Nein, das ess ich nicht» – diesen Satz hören wir von unseren Kindern gefühlte dreimal pro Tag. Alles, was über Brot, Reis und Nudeln hinausgeht, lehnen sie spuckend ab.
Oft wage ich dann eine Prognose, die nicht schwierig ist, auch wenn sie die Zukunft betrifft: «In einigen Jahren werdet ihr mich fragen: ‹Papi, warum hast du uns nie gesagt, wie supergut Käse schmeckt?› Und ich werde antworten: ‹Ich habe es euch doch die ganze Zeit zu sagen versucht.› Ja, ihr werdet es noch bereuen, dass ihr dem Papi nicht geglaubt habt.»
Und dann zitiere ich stets denselben Satz. Eigentlich gehört er in jedes Grammatikbuch, als Beispiel, wie man das Verb sich beissen konjugiert, zweite Person Mehrzahl, Futur I, mit Modalverb wollen: IHR WERDET EUCH IN DEN HINTERN BEISSEN WOLLEN.
Kinder, ihr werdet es noch bereuen, dass ihr dem Papi nicht geglaubt habt.
Natürlich bringt es nichts, wenn man etwas bereut und drum nach dem eigenen Allerwertesten schnappt – ausser vielleicht einen Bandscheibenvorfall.
Nichtsdestotrotz hätte ich allen Grund zu allerlei entsprechenden Verrenkungen. Zum Beispiel habe ich keine Bitcoins gekauft, als die noch billig waren. Ich tröste mich damit, dass auch das hätte schiefgehen können. Ein Deutscher etwa hat Bitcoins im Wert von rund 300 Millionen Franken auf einem Computer, aber leider das Passwort dazu vergessen. Ein Engländer hat aus Versehen eine Harddisk mit 400 Millionen Franken drauf weggeworfen.
Auch andere haben recht grosse Fehler begangen. Etwa jene zwölf Verlagshäuser, die «Harry Potter» ablehnten. Dem 13. brachte es Milliarden ein. Oder die Plattenfirma, die 1962 entweder mit Brian Poole and The Tremeloes oder den gänzlich unbekannten The Beatles einen Vertrag abschliessen konnte. Man entschied sich für Brian Poole and The Tremeloes.
Dann war da noch jener britische Gefreite, der im Ersten Weltkrieg angeblich vor Adolf Hitler stand und ihn nicht erschoss. Zu seiner Verteidigung muss erwähnt werden, dass Hitler damals noch nicht diese verräterische Oberlippenbehaarung trug.
Bitcoins, Potter, Beatles, Hitler: Da haben sich einige Leute für den Rest ihres Lebens in den Hintern gebissen. Gottlob haben unsere Kinder mit dem Käse noch etwas Zeit.