Wer schröpft da wen?
Die Jungen zahlen, die Alten profitieren nur noch. Wer den Generationenvertrag auf diese Ungleichung reduziert, liegt schief. Der Beobachter hat nachgerechnet.
Ein schlechtes Gewissen gegenüber den nächsten Generationen? Martin Schild, Paul Lüchinger und Urs Hutter, alle drei zwischen 70 und 77, müssen nicht lange überlegen. «Überhaupt nicht!», tönt es unisono – und nicht ohne eine gewisse Empörung. Das Seniorentrio aus Diepoldsau im St. Galler Rheintal engagiert sich in der Freiwilligenarbeit der örtlichen Gruppe Natur 60+, zahlt kräftig Steuern und kurbelt als Konsumenten die Wirtschaft an (lesen Sie dazu auch das Porträt des Trios am Ende des Artikels). Und deshalb: Nein, ganz sicher seien sie keine Profiteure des Sozialstaats, die den Generationenvertrag überstrapazieren würden.
Doch Anwürfe, dass die Alten einseitig am Tropf der Jungen hängen, nehmen zu. Befeuert von Experten wie dem Ökonomen Bernd Raffelhüschen, der im Auftrag der Grossbank UBS für die Schweiz eine «Nachhaltigkeitslücke» von rund 1000 Milliarden Franken errechnet hat. Diese enorme Summe ergebe sich, wenn man die Verpflichtungen gegenüber den heute bereits Geborenen aus den Sozialversicherungen wie AHV, Invalidenversicherung, Ergänzungsleistungen und Krankenversicherung hochrechne, so der renommierte deutsche Rentenexperte.
Gefordert wird ein neuer Generationenvertrag, der die Älteren stärker in die Pflicht nimmt. So sieht Andri Silberschmidt, 23, Präsident der Jungfreisinnigen Schweiz, immer mehr «Umverteilung nach dem Giesskannenprinzip». Daher seien weniger Leute bereit, Eigenverantwortung wahrzunehmen und für sich selbst vorzusorgen. Silberschmidt selber geht davon aus, bis 70 zu arbeiten.
Die Linke will ebenfalls mehr Generationengerechtigkeit, wenn auch weniger auf der finanziellen Ebene. Die Zürcher SP-Regierungsrätin Jacqueline Fehr etwa stach letztes Jahr in ein Wespennest, als sie laut darüber nachdachte, jedem 18- bis 40-Jährigen ein doppeltes Stimmrecht zu geben. So lasse sich das Übergewicht der Älteren an der Urne abbauen.
Bei so viel Pulverdampf lohnt es sich, näher hinzusehen. «Jung gegen Alt greift zu kurz. Denn der Generationenvertrag erstreckt sich über weite Bereiche, in denen alle Beteiligten geben und nehmen», sagt Jérôme Cosandey vom liberalen Think-Tank Avenir Suisse. Der Experte für Demografie und Vorsorge ist Autor des Buchs «Generationenungerechtigkeit überwinden».
Und was sagen die Zahlen?
- Beispiel Steuern: Gemäss der aktuellen Haushaltsbudgeterhebung des Bundes (Periode 2012 bis 2014) zahlen die über 75-Jährigen im Schnitt 18,5 Prozent ihres Bruttoeinkommens als Steuern, das entspricht 1135 Franken im Monat. Damit zahlen sie sogar einen Franken mehr als die 35- bis 44-Jährigen. Mit 1118 Franken liefert auch die Gruppe der «Jungsenioren» (65 bis 74 Jahre) fast gleich viel an den Fiskus ab. Nur im Segment der älteren Berufstätigen zwischen 45 und 64 Jahren sind die monatlichen Steuerbeträge im Mittel um gut 200 bis 350 Franken höher.
- Beispiel Pflege: Mit zunehmendem Alter steigen, wenig überraschend, die Gesundheits- und Pflegeausgaben. Doch dafür haben die Versicherten auch ein Leben lang Prämien bezahlt. Und im Rentenalter zahlen sie weiter: Die Monatsprämie für Grund- und Zusatzversicherung beträgt für die 65- bis 74-Jährigen durchschnittlich 762 Franken, für die Bevölkerungsgruppe ab 75 Jahren 778 Franken. Referenzperson ist bei dieser Statistik jeweils das Haushaltsmitglied, das am meisten zum Gesamteinkommen beiträgt. Rentnerinnen und Rentner geben zudem einen höheren Anteil ihres Einkommens für Steuern und Krankenkassenprämien aus als die Erwerbstätigen.
Wie die UBS-Studie von Bernd Raffelhüschen zeigt, beziehen unter den aktuellen Rahmenbedingungen alle heute lebenden Altersjahrgänge in ihrer verbleibenden Lebenszeit im Durchschnitt mehr Leistungen, als sie ihrerseits an Prämien, Kostenbeteiligungen und Steuern zur Finanzierung des Gesundheits- und Pflegesystems sowie der AHV beisteuern. Nicht alle profitieren dabei gleich viel – aber die Alten generell als Sozialprofiteure darzustellen ist falsch.
Dies gilt vor allem dann, wenn man neben dem sozialpolitischen auch den privaten Generationenvertrag berücksichtigt. Die unentgeltlich erbrachten Unterstützungsleistungen zwischen den Generationen werden im aktuellen Familienbericht des Bundesamts für Statistik (BFS) erfasst.
Dabei zeigt sich:
- Am aktivsten sind die 65- bis 80-Jährigen. 10,7 Prozent engagieren sich mindestens einmal pro Woche in der Kinderbetreuung (lesen Sie dazu auch das Porträt von Christine Zahnd am Ende des Artikels). 3,3 Prozent leisten Hilfe bei persönlichen Verrichtungen ausserhalb des eigenen Haushalts, und 4,7 Prozent tun dies bei der Hausarbeit. Auf annähernd gleiche Werte bringen es die 55- bis 64-Jährigen.
«Der Generationenkitt innerhalb der Familie ist nach wie vor sehr stark», folgert Sozialexperte Cosandey.
Finanziert die erwerbstätige Bevölkerung die Senioren? Was tragen die Jungen und was die rüstigen Rentner zum Funktionieren unserer Gesellschaft bei? Die Beobachter-Infografik zeigt, wie die Generationen zusammenspielen.
Was das Ganze in Franken wert ist, haben die Statistiker des Bundes letztmals für das Jahr 2013 hochgerechnet. Es sind schweizweit 93 Milliarden Franken für Betreuungsaufgaben, wovon die 65- bis 80-Jährigen den Löwenanteil abdecken. Weitere 41 Milliarden kommen hinzu für freiwillige Tätigkeiten in Vereinen und Organisationen sowie Hilfeleistungen für Bekannte und Verwandte. Dabei handelt es sich vielfach um Gratisarbeit, bei der die Senioren den Jüngeren ihre Erfahrung zur Verfügung stellen (lesen Sie dazu auch das Porträt von Clemens Hutter am Ende des Artikels). Beeindruckende Zahlen, die allerdings zurückgehen dürften – es gibt immer mehr Hochaltrige über 80 und weniger Nachwuchs.
Der Familienbericht 2017 schlüsselt auch die materielle Unterstützung zwischen Verwandten oder einander Nahestehenden auf, die nicht im gleichen Haushalt leben:
- So fliesst Geld vor allem von den Eltern zu ihren Kindern. Auch hier sind es die 65- bis 80-Jährigen, die substanzielle Beiträge leisten. Rund die Hälfte dieser Altersgruppe macht Zuwendungen ab 5000 Franken pro Jahr, ein Viertel solche von 12'000 Franken und mehr. Bei den 55- bis 64-Jährigen sind die Zuwendungen an den Nachwuchs vergleichbar hoch.
- Interessant auch: 25- bis 34-Jährige wenden sich bei finanziellen Problemen in 85 Prozent der Fälle an die Eltern und Schwiegereltern. Umgekehrt können die über 65-Jährigen zu 40 Prozent auf die finanzielle Unterstützung durch ihre Kinder zählen.
Milliardenschwer ist der Transfer von Alt zu Jung auch beim Erben. Nach einer neueren Untersuchung der Universitäten Lausanne und Zürich werden in der Schweiz jährlich mehr als 60 Milliarden Franken vererbt. In der Regel gehen Vermögenswerte von Hochaltrigen an jüngere Rentner über, die ihrerseits meist einen Teil an ihre Kinder und Enkel weitergeben. Das Alter der Empfänger steigt im Durchschnitt stetig an. Das Forschungsinstitut Büro Bass geht davon aus, dass schon 2020 zwei Drittel der Erben älter als 55 Jahre sein werden.
Der Generationenvertrag hat auch einiges mit der aktuellen Diskussion um Renten und Rentenalter zu tun. Mit 66 Jahren ist das effektive Rentenalter für Männer im internationalen Vergleich sehr hoch, und die Erwerbsbeteiligung der über 65-Jährigen liegt bei rund 20 Prozent. Dieser Prozentsatz wäre noch höher, wenn mehr geeignete Arbeitsstellen für Ältere angeboten würden. Denn gemäss Schätzungen möchten über 40 Prozent der Erwerbstätigen gern über das offizielle Pensionsalter hinaus weiterarbeiten.
«Wir sollten die Zwangspensionierung abschaffen. Jeder, der möchte, sollte länger arbeiten dürfen», fordert der Soziologe Peter Gross im Interview mit dem Beobachter.
Wenn tatsächlich mehr Senioren weiterarbeiten, würde dies einerseits die Generationensolidarität stärken und anderseits auch den Unternehmen nützen. Arbeiten Männer und Frauen nur schon ein Jahr über das heutige Pensionsalter hinaus, verbessert das laut Avenir Suisse die AHV-Rechnung im Jahr 2030 um rund 2,7 Milliarden Franken. Das entspricht einer Erhöhung der Mehrwertsteuer um einen Prozentpunkt. Hinzu kommt, dass Firmen länger vom Produkt-, Prozess-, Lieferanten- und Kundenwissen der Älteren profitieren könnten.
Zugleich wächst kaum ein Marktsegment schneller als das der Senioren. 2030 werden 670'000 zusätzliche Rentner in der Schweiz leben. Laut der Haushaltsbudgeterhebung ist keine Altersgruppe konsumfreudiger als die der 65- bis 74-Jährigen: Sie geben rund die Hälfte ihres Einkommens für den Konsum aus, im Schnitt fast 3500 Franken pro Monat. «Unternehmen sind gut beraten, ältere Mitarbeiter, die die Bedürfnisse dieser Kunden gut verstehen, möglichst lange zu binden», folgert Avenir-Suisse-Forscher Jérôme Cosandey.
- Fazit: Die heutige ältere Generation hat ihren Teil zum Generationenvertrag beigetragen. Die Herausforderung liegt darin, was in den nächsten Jahrzehnten passiert. Die AHV wie auch andere Sozialversicherungen funktionieren nach dem Prinzip der Umverteilung, bei der die Aktiven für die Rentner sorgen.
Weil wir immer älter werden und die Geburtenziffer tief ist, stösst das System an Grenzen. Während im Jahr 2015 noch 3,4 Aktive auf einen Rentner kamen, werden es 2035 nur noch 2,3 sein, 2055 gemäss BFS-Prognosen sogar nur 1,9. Gleichzeitig wird sich bis 2030 das Verhältnis der aktiven Bevölkerung zu den über 80-Jährigen halbieren, bis 2050 sogar dritteln. Das heisst, dass mehr Rentner, die länger leben, durch immer weniger Erwerbstätige finanziell unterstützt werden.
Oder wie es Jérôme Cosandey zuspitzt: «Mehr Saft wird aus einer kleineren Zitrone gepresst.»
Ganz so dramatisch sieht es der Bund nicht. In seinen «Langfristperspektiven der öffentlichen Finanzen der Schweiz» berücksichtigt er die demografischen Trends bis 2045 und geht optimistisch davon aus, dass die «Altersvorsorge 2020» die Hürde an der Urne im September nimmt.
Im Basisszenario stiege demnach die Schuldenquote der öffentlichen Haushalte vor allem wegen der Ausgaben für den Gesundheits- und Pflegebereich sowie wegen der Mehrbelastung durch die AHV bis 2045 von 35 auf gut 59 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) an; 2013 lag dieses bei total 635 Milliarden Franken. Wenn man den Anstieg der Schuldenquote über das Niveau von 2013 verhindern will, wären jährliche Einsparungen oder Mehreinnahmen von 0,9 Prozent des BIP und weitere Massnahmen für die AHV ab 2030 nötig. Aktuell entsprechen diese 0,9 Prozent einem Betrag von 5,9 Milliarden Franken.
Martin Schild, 77, Paul Lüchinger, 71, und Urs Hutter, 70
Senioren
Häufig montags ist ein gutes Dutzend Senioren in Arbeitskleidern und mit Werkzeugwagen im sankt-gallischen Diepoldsau unterwegs. Diesmal reissen sie Goldruten aus. Das Kraut gehört zu den gebietsfremden Pflanzen, den Neophyten, die das ökologische Gefüge stören. Die Arbeit ist anstrengend, der Schweiss fliesst.
«Kein Problem», sagt Paul Lüchinger, 71, Organisator und Initiant von Natur 60+, einer Untergruppe des lokalen Naturschutzvereins. Hier sei man es gewohnt, zuzupacken – was seine Kollegen Martin Schild, 77, und Urs Hutter, 70, bestätigen. Sie erzählen vom Einsatz für einen Bauern aus dem Dorf, für den sie auf einer Alp während zweier Tage Schwarzerlen in steilem Gelände gerodet haben, um die Verbuschung zu verhindern.
33 Einsätze leistete die Gruppe im letzten Jahr. So packte man auch beim Schulsporttag, bei einem Freilicht-Schauspiel oder bei der Hecken- und Biotoppflege an. 18 Leute gehören dazu, zwischen 65 und 78 Jahre alt.
Alle arbeiten unentgeltlich. Gibt es etwas in die Kasse, wird gespendet oder für Material, Ausflüge und den Chlausanlass ausgegeben. «Wir wollen der Allgemeinheit und der Natur etwas zurückgeben», beschreibt Paul Lüchinger seine Motivation. Dies, ohne das örtliche Gewerbe zu konkurrenzieren. Die Einsätze der Gruppe erfolgen in Absprache mit der Gemeinde und den Dorfkorporationen. Seit dem Start 2010 sind so fast 8000 Stunden Freiwilligenarbeit zusammengekommen.
Die Freiwilligen sehen auch, was zu tun ist. Etwa im Winter, wenn viele Fussgängerpassagen durch Schneeverwehungen verstellt sind. Dafür gibt es einen Plan, wer von den Senioren wo schaufelt – und als Lohn ganz viel positive Reaktionen aus der Bevölkerung. Dass ihre Generation hauptverantwortlich für die steigenden Soziallasten sein soll, lässt die drei Vertreter von Natur 60+ den Kopf schütteln: «Wir leisten auch viel als Grosseltern, zahlen fast so hohe Steuern wie als Erwerbstätige und beleben den Konsum. Ohne uns Senioren wären unter der Woche auch die Ausflugsrestaurants leer.»
Clemens Hutter, 76
Oft trägt er eine Mütze mit dem Logo einer Reifenfirma – und sie passt zu seiner Arbeit: Clemens Hutter aus Kriessern im Rheintal montiert in der Autogarage seines Sohnes Mario häufig Pneus. Er führt Wagen bei der Motorfahrzeugkontrolle vor, holt Ersatzteile und packt überall an, wo er gebraucht wird – ohne Lohn. «Mario ist der Chef», sagt der 76-Jährige. «Wir haben ein unterschiedliches Arbeitstempo, aber das darf so sein», meint sein Sohn. Für den 48-Jährigen sind die Ausgeglichenheit des Vaters und sein Netzwerk im Dorf wichtig: «Das bringt und bindet Kunden.» Er verkaufe seine Autos nicht übers Internet, sondern über gewachsene Kundenbeziehungen. In all den Jahren, die er mit seinem Vater zusammenarbeite, habe es nie gröbere Konflikte gegeben. «Wir sind ein gutes Team.»
Clemens Hutter wurde vor elf Jahren pensioniert. Doch schon nach wenigen Monaten zog er wieder Arbeitskleidung an: «Du kannst doch nicht nach 50 Jahren Schaffen von hundert auf null abbremsen.» Er sei weder ein Bücherwurm noch jemand, der die ganze Woche Velo fahre.
Verpasst er so nicht die Freuden des Rentnerlebens? Nein, sagt er. Und seine Frau Lisbeth, mit der er seit 52 Jahren verheiratet ist, stimmt zu: «Wir machen regelmässig Ferien, gehen auf Kreuzfahrten und radeln einmal pro Woche mit anderen Senioren. Es ist gut, dass Clemens eine Aufgabe hat. Das gibt mir Freiraum.» Das Paar hat auch eine Tochter. Mit ihr sei das Engagement für Mario abgesprochen.
Dass Hutter junior sich damals selbständig gemacht hat, sieht der Vater als glückliche Fügung. «Wenn man Mitarbeiter anstellen muss, kostet das viel Geld. Ich arbeite unentgeltlich und konnte Mario so Starthilfe geben.» Die Rechnung ist schnell gemacht: Clemens Hutter bringt es im Schnitt auf gut 30 Stunden pro Woche. In Franken hätte sich das über die Zeit zu einem beachtlichen Betrag summiert.
Christine Zahnd, 63
Am Montagabend ist Christine Zahnd nach einem Zwölf-Stunden-Tag erledigt. Aber auch «total zufrieden». In diesem Gemütszustand kehrt die 63-Jährige von ihrem Arbeitseinsatz in Urdorf ZH nach Worb bei Bern zurück. Wobei sie nie von Arbeit spräche, sondern: «Ich durfte einen Tag lang die Welt mit anderen Augen sehen – ein Geschenk.»
Die Augen sind die von Ella, ihrer 20 Monate alten Enkelin. Montag ist Hütetag. Schon am Vorabend fährt die seit kurzem pensionierte Grossmutter, oft begleitet von Ehemann Bruno, in die Zürcher Agglomeration. So ist sie schon frühmorgens bereit für die Kleine. Mit Ella erlebt sie Déjà-vus, die sie an die Zeit mit ihren zwei eigenen Kindern erinnern. Etwa dass der kurze Gang zum Einkaufen plötzlich eine halbe Stunde dauert, weil jeder Käfer auf dem Trottoir begutachtet werden will. «Mit kleinen Kindern entdeckt man die Langsamkeit wieder», schwärmt die sportliche Frau.
Als ihre Tochter Nicole sie nach der Geburt fragte, ob sie sich einen regelmässigen Hütedienst vorstellen könne, sagte Zahnd ohne Zögern zu. Dennoch hat sie auch Verständnis für gleichaltrige Freundinnen, die sich nicht so selbstverständlich einspannen lassen. «Es ist legitim, wenn man die neue Freiheit nach der Pensionierung nicht wieder hergeben will.» Auch Zahnd, die nebenher zu ihrer 90-jährigen Mutter schaut und gern reist, will für die Betreuungsaufgabe nicht ihr Leben umkrempeln. An manchen Montagen geht es einfach nicht, «dann organisieren wir das anders».
Dass sich Zahnd für das Modell «Krippe Grosi» entschieden hat, kommt nicht von ungefähr; schon ihre Mutter schaute oft zu den Enkeln. Die Verbindung zwischen den drei Generationen funktioniert bis heute. So soll es auch bei Ella sein: «In Beziehungen muss man erst investieren, dann kommt irgendwann auch etwas zurück.» Schon heute fühlt sich Zahnd für den Einsatz reich entschädigt – durch emotionale Faktoren. Und Geld als Gegenleistung? «Für uns war das nie ein Thema. In der Familie hilft man sich!»