«Grüne Männchen sind es bestimmt nicht»
Antoine Pommerol guckt ins Weltall hinaus und beschäftigt sich mit einer speziellen Frage: Wie sieht mögliches Leben auf dem Mars aus?
Veröffentlicht am 22. Dezember 2022 - 21:04 Uhr
Aufgezeichnet von Lea Oetiker:
Kleine grüne Gestalten. Ovaler Kopf, grosse pechschwarze Augen. Langer Körper, dünne Arme und Beine. So sieht mögliches Leben auf dem Mars bestimmt nicht aus. Nein, dort leben keine Menschen wie du und ich. Bakterien und Algen. Sehr wahrscheinlich.
Ich arbeite als Planetologe an der Uni Bern. Wir studieren das Sonnensystem und seine Himmelskörper; erdähnliche und Gasplaneten mit Eismonden, Asteroiden, Kometen und kosmischer Staub. Es geht darum, ihre Charakteristika zu enträtseln. Dadurch erfahre ich mehr über ihre Entstehung und Entwicklung.
Wie ich das mache? Mein Team und ich bauen und entwickeln Weltrauminstrumente. Kameras und Spektrometer für Satelliten zum Beispiel, sogenannte Orbiter. Die senden wir ins Weltall auf eine Mission. Die Daten, die wir von dort erhalten, analysieren wir dann in unserem Labor.
«Es wäre doch langweilig, wenn wir bereits alles wüssten.»
Antoine Pommerol, 40, Planetologe an der Universität Bern
Eine Mission zu planen, dauert lange. Bis ein Projekt umgesetzt ist und wir Daten erhalten, können mehrere Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte verstreichen. Aber das frustriert mich nicht. Ich arbeite in der Zwischenzeit an anderen faszinierenden Weltraummissionen weiter. An kürzeren Missionen, bei denen man noch vor der Pensionierung eine Antwort erhält. Ich liebe die Abwechslung, die mein Beruf bringt: von der Planung der Mission bis zur Bearbeitung und Auswertung der Daten.
Der Mars war mal bewohnbar
Aber nur einen Planeten liebe ich: die Erde. Sie ist der einzige Planet, der heute mit Sicherheit bewohnbar ist. Auch der Mars fasziniert mich. Kein anderer Körper im Sonnensystem kommt der Erde näher. Und weil er ziemlich nah ist, wissen wir bereits so einiges über den Roten Planeten.
Zum Beispiel dass er in den ersten 500 Millionen Jahren seines Bestehens wahrscheinlich bewohnbar war. Denn es gibt Wasser auf dem Mars. Früher sogar flüssiges Wasser, heute ist es gefroren. Der Mars ist eine kalte Wüste. Eine superkalte Wüste, weil er halb so gross ist wie die Erde. Wegen seiner Grösse und der Entfernung zur Sonne kühlt er sich schnell ab.
Planeten, Sterne und das Weltall – bereits als Kind war meine Faszination dafür gross. Doch einen Traumberuf sah ich darin nicht. Dass ich Planetologe geworden bin, ist einfach so passiert.
Ich habe Erdwissenschaften studiert und landete dann irgendwie beim Weltall. Zum Glück nicht als Astronaut. Da muss man körperlich sehr fit sein. Ich bleibe lieber bei der Wissenschaft, schaue von der Erde aus in den Himmel und lasse die Proben und Instrumente für mich arbeiten.
Bremsen wird teuer
Mein Arbeitsfeld ist riesig. Vieles ist unentdeckt. Vieles auch kompliziert und vielschichtig. Was die Weltraumforschung in Zukunft noch alles herausfinden wird, werden wir sehen.
Ich habe ein Auge auf Neptun und Uranus geworfen. Es sind die zwei letzten Planeten in unserem Sonnensystem, von denen wir noch keine genauen Analysen haben. Sie sind enorm weit weg. Es würde mehr als zehn Jahre dauern, um hinzufliegen.
Sie zu erreichen, ist das eine. Das Schwierige an der Mission wäre aber, überhaupt in die Umlaufbahn der beiden Planeten zu gelangen. Der Orbiter muss dafür abbremsen. Das macht die Mission kompliziert und unglaublich teuer.
«Je komplexer die Herausforderung ist, je mehr Arbeit sie braucht, desto interessanter für mich.»
Antoine Pommerol
Genau das liebe ich aber an meiner Arbeit: Probleme zu lösen. Je komplexer die Herausforderung ist, je mehr Arbeit sie braucht, desto interessanter für mich. Es wäre doch langweilig, wenn wir bereits alles wüssten.
Typisch Wissenschaftler. Klingt das verrückt? Vielleicht. Aber verrückt bin ich nicht. Zumindest nicht so wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Filmen und Comics. Versprochen!
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