Kanton beendet Einbürgerungsposse in Montlingen SG
Mergim Ahmeti wollte Schweizer werden, seine Wohngemeinde lehnte ab – weil er nicht alle Dorfbeizen kannte. Jetzt hat der Kanton ein Machtwort gesprochen.
Veröffentlicht am 23. April 2020 - 15:35 Uhr
«Herzlich willkommen als Bürger von Oberriet», stand über dem Schreiben, das Mergim Ahmeti am 31. März in den Briefkasten flatterte. Der Kanton St. Gallen habe mitgeteilt, dass er per 17. März die Kantonsbürgerschaft erhalten habe, schreibt der Einbürgerungsrat von Montlingen, einer Teilgemeinde von Oberriet SG, in der der 24-Jährige wohnt.
Drei Jahre und zwei Monate musste der in der Schweiz geborene Kosovare auf diesen Brief warten. Dabei hatte ihn die Gemeinde als Musterschüler beschrieben: keine Einträge in irgendwelchen Registern, weder im Zentralstrafregister noch bei Polizei, Migrations-, Steuer- und Betreibungsamt. Nicht einmal Verkehrsbussen fand der Einbürgerungsrat.
Dennoch sagte die Rheintaler Gemeinde Montlingen Njet. Mit befremdlichen Begründungen: Er sei zu wenig im Dorf integriert, kenne die lokalen Restaurants nicht und sei in keinem Verein dabei (der Beobachter berichtete).
«Ich war sieben Jahre lang im Fussballverein aktiv, bis ich aus Zeitgründen aufhören musste», sagt der gelernte Kaufmann, der neben dem Job noch die Ausbildung als diplomierter Betriebswirtschafter HF macht.
Ahmeti reichte beim St. Galler Departement des Innern Rekurs ein. Mit Erfolg. Am 16. November 2018 stürzte es den Montlinger Entscheid. «Der Rekurrent hat vollumfänglich obsiegt», steht im Urteil. Der Kanton verknurrte die Gemeinde zudem dazu, ihrem zukünftigen Bürger Mergim Ahmeti eine Entschädigung von 1500 Franken plus 60 Franken für Barauslagen zuzüglich Mehrwertsteuer auszurichten.
«Ich bin hier geboren, fühle mich durch und durch als Schweizer. Und ich bin dem Beobachter sehr dankbar für die Berichterstattung. So wurde das Volk auf den Fall aufmerksam, und ich erhielt wertvolle Unterstützung», sagt Mergim Ahmeti.
Viele Ausländer, die schon länger in der Schweiz leben und die Voraussetzungen zur Einbürgerung erfüllen würden, schrecken vor dem komplizierten und langwierigen Verfahren zurück. Beobachter-Mitglieder erhalten Tipps für die Gesuchstellung, um sich nicht entmutigen zu lassen.