Oligarchengelder
Das Milliarden-Dilemma
Die Schweiz steht international unter Druck. Momentan sind nämlich 7,5 Milliarden Franken auf Schweizer Banken blockiert. Diese russischen Gelder sollen nicht nur eingefroren, sondern auch eingezogen werden. So einfach ist das aber nicht.
Veröffentlicht am 13. April 2023 - 18:43 Uhr
Quelle: Alexander Glandien
7,5 Milliarden Franken sind auf Schweizer Banken blockiert. Unser Land ist international unter Druck, diese russischen Gelder nicht nur einzufrieren, sondern einzuziehen und in den Wiederaufbau der Ukraine zu investieren («Was tun mit den Oligarchengeldern?»).
Bern lehnt das ab. Offiziell aus zwei Gründen. Erstens: Wenn die Gelder weg wären, hätten die Sanktionierten keinen Grund mehr, sich für ein Ende des Krieges einzusetzen. Zweitens: Die Enteignung würde die Eigentumsgarantie verletzen. Es sei eine Bankrotterklärung, dieses Grundrecht auszuhebeln.
Das sind diskutable Gründe. Es geht aber auch darum, den Finanzplatz zu schützen. Wenn nach den CS-Aktionären die russischen Oligarchen enteignet werden, signalisiert das, dass Geld in der Schweiz nicht sicher ist. Die nächste Bankenkrise wäre programmiert.
Wie ist das Dilemma zu lösen? Eine Motion im Nationalrat fordert, dass der Bundesrat fünf Milliarden Franken in den Wiederaufbau investiert. Nur: Sollen diese Anstrengungen wirklich nur mit Steuergeldern finanziert werden – und die russischen Vermögen bleiben unangetastet?
Es braucht andere Lösungen. Die EU zum Beispiel will die eingefrorenen Vermögen in einen Fonds überführen, dessen Erträge in die Ukraine fliessen. An so einer Lösung sollte die Schweiz mitarbeiten, wenn sie nach der Kontroverse um die Weitergabe von Waffen eine weitere Blamage abwenden will.
3 Kommentare
Vorsicht: In Russland herrscht auch eine unvorstellbare Armut und irgendwann wird dieses Land mit Sicherheit zu einer vernünftigen Regierung gelangen. Was dann, wenn eine solche Regierung plötzlich auf der Matte steht und das Oligarchen-Geld für die Beseitigung der eigenen Armut im Land zurückfordert? Welche Garantien erhält der Westen von der Ukraine, dass allenfalls ein Teil dieses Geldes auch tatsächlich für den Wiederaufbau der Ukraine eingesetzt wird? Welche Garantien erhält der Westen, dass die Ukraine demokratische Werte zumindest im Sinne der Europäischen Union in Zukunft umsetzen und Korruption aufs Schärfste ahnden wird? Eingefrorene Gelder einseitig und unkontrolliert nach dem Giesskannenprinzip verteilen wäre töricht und könnte noch grösseren Schaden an unseren ohnehin schon angeschlagenen Ruf beitragen! Also nochmals Vorsicht vor irgendwelchen Massenplauderinnen und Massenplauderern, welche kein langfristiges Vorstellungsvermögen haben!
Sehr gut überlegt.
Russland hat genug Rohstoffe. Die müssten nicht irgendwo auf der Matte stehen und Gelder zurückbetteln. Warum fordern die Armen nicht bereits heute das Geld zurück, das die Oligarchen verprassen? Richtig, weil sie Angst haben. Viel Angst. So funktioniert das System. Dass dieses Land eines Tages aus eigenen Kräften "mit Sicherheit zu einer vernünftigen Regierung gelangen" wird, halte ich für einen schlechten Scherz.