Schutz vor Trickbetrügern
Beim Geldbezug am Automaten lauern verschiedene Gefahren. Was man dagegen tun kann.
Veröffentlicht am 18. März 2014 - 09:50 Uhr
Wer an einem Automaten Geld bezieht, den beschleicht oft ein ungutes Gefühl: Zu häufig hat man von Manipulationen und Trickdiebstählen gelesen und fragt sich: Ist die Maschine präpariert? Schaut mir der Typ da hinten auf die Finger, um meinen PIN-Code auszuspähen? Einen vollständigen Schutz gegen solche Eventualitäten gibt es nicht. Doch wer aufmerksam ist und Verhaltensregeln einhält, kann seine Sicherheit erhöhen.
Beim Skimming manipulieren Betrüger nicht nur Geldautomaten, sondern auch Kartenlesegeräte an Tankstellen, Billettautomaten oder in Läden. Sie installieren am Karteneinzug ein kleines Lesegerät, das den Magnetstreifen der Karte kopiert und speichert. Um den PIN-Code herauszufinden, montieren sie eine kleine Kamera über der Tastatur – oder gleich eine Tastaturnachbildung. Mit den gewonnenen Daten erstellen sie eine Kartenkopie. Dann beziehen sie Geld in Ländern, wo veraltete Automaten die Daten noch vom Magnetstreifen lesen und nicht vom integrierten Chip. Da der Kartenbesitzer das Original noch immer hat, bemerkt er den Betrug erst, wenn er den Kontoauszug kontrolliert oder die Bank ihn darauf hinweist.
Die Zahl der Skimmingfälle hat 2013 abgenommen. Laut dem Zahlungsdienstleister Six gab es 114 Fälle und fast 13'000 präventiv gesperrte Karten. Im Vorjahr waren es 369 Fälle und 29'000 gesperrte Karten. «Das kann einerseits auf verschiedene Massnahmen der Finanzinstitute zurückgeführt werden. Anderseits auch auf grössere Vorsicht der Kartenbesitzer», sagt Rolf Nägeli von der Stadtpolizei Zürich.
So schützen Sie sich
Fragen Sie sich, ob der Automat manipuliert sein könnte. Am ehesten fallen Veränderungen auf, wenn Sie immer am selben Gerät Geld abheben. Verdecken Sie mit der freien Hand die Eingabe des PIN-Codes. Nehmen Sie etwas Verdächtiges wahr, brechen Sie den Vorgang ab. Informieren Sie den Automatenbetreiber und allenfalls die Polizei.
Nutzen Sie die Möglichkeit der sogenannten Card-Controls. Damit können Sie das geografische Einsatzgebiet Ihrer Karte beschränken (Geoblocking) und die Kartenlimite generell oder in bestimmten Ländern senken. Das ist mittlerweile bei vielen Anbietern möglich. Bei einigen können Sie die Einstellungen selber online vornehmen, bei anderen über den Kundendienst.
Oft versuchen Betrüger, ihre Opfer beim Geldbezug abzulenken, indem sie sie ansprechen oder ihnen Hilfe anbieten. Dabei erspähen sie den PIN-Code. Danach lenken sie die Opfer ab, indem sie ein Missgeschick oder Gedränge vortäuschen, und entwenden die Karte. Jetzt haben sie die Karte und den Code und räumen das Konto leer.
So schützen Sie sich
Sehen Sie sich vor, dass niemand bei der PIN-Eingabe zusieht. Verdecken Sie die Eingabe mit der freien Hand, auch im Laden oder am Billettautomaten. Lassen Sie sich nie ablenken oder in ein Gespräch verwickeln. Fordern Sie andere auf, Abstand und Diskretion zu wahren. Im Zweifelsfall brechen Sie den Vorgang ab und achten besonders auf die Karte und Ihre anderen Wertsachen.
Die Betrüger geben sich als Techniker, Bankangestellte oder Polizisten aus und behaupten, es liege eine Störung am Automaten vor. Dann fordern sie das Opfer auf, den PIN-Code erneut einzutippen – und beobachten das genau. Dann stehlen sie die Karte oder tauschen sie mit einem Trick aus. Schon ist der Weg zum Konto frei
So schützen Sie sich
Gehen Sie nicht auf solche Aufforderungen ein. Brechen Sie den Vorgang ab, tippen Sie die PIN keinesfalls im Beisein einer fremden Person ein. Kontaktieren Sie im Zweifelsfall die Polizei.
Trapping bedeutet Einfangen oder Fallenstellen. Die Betrüger manipulieren die Automaten, damit die Karten darin stecken bleiben. Die Täter treten als Helfer auf und fordern die Opfer auf, die PIN nochmals einzutippen. Dabei merken sie sich den Code. Die Karte bleibt noch immer stecken, und das Opfer entfernt sich. Die Betrüger können nun die Karte entnehmen und mit dem Code Geld abheben.
So schützen Sie sich
Tippen Sie auf keinen Fall den PIN-Code ein, wenn ein «freundlicher Helfer» zusieht. Wenn die Karte stecken bleibt, rufen Sie sofort den Sperrdienst des Geldinstituts an und gegebenenfalls die Polizei. Entfernen Sie sich erst vom Automaten, wenn die Karte gesperrt ist.
Anders als beim Card-Trapping manipulieren Betrüger hier nicht den Kartenschlitz, sondern das Geldausgabefach – mit Klebstoff. Die Banknoten bleiben stecken, das Opfer kann sie nicht entnehmen. Es geht davon aus, der Automat sei defekt, und geht weg. Dann schlagen die Täter zu und entfernen das eingeklemmte Geld aus dem Notenfach. «Im europäischen Raum gibt es eine Zunahme beim Cash-Trapping von über 130 Prozent», sagt Rolf Nägeli von der Stadtpolizei Zürich. Genaue Zahlen für die Schweiz gibt es nicht.
So schützen Sie sich
Klappt alles bis auf die Notenausgabe, sollten Sie sich nicht sofort vom Bancomaten entfernen. Informieren Sie umgehend die Bank und allenfalls die Polizei. «Man soll sich auf sein Bauchgefühl verlassen. Und beim Geldabheben auf Verdächtiges am Zahlterminal achten, etwa lockere Teile, Beschädigungen, Kratzer, Leimspuren», empfiehlt Polizist Nägeli.
- Lassen Sie sich von niemandem unaufgefordert helfen.
- Bestehen Sie immer auf Privatsphäre. Fordern Sie fremde Personen auf, Abstand zu wahren.
- Melden Sie Auffälligkeiten am Automaten dem Betreiber oder der Polizei.
- Tippen Sie den PIN-Code verdeckt ein.
- Lernen Sie die PIN auswendig. Geben Sie sie keinem bekannt, auch keinem Bankmitarbeiter oder Polizisten.
- Wählen Sie als Code kein Geburtsdatum und auch nicht die Autonummer oder andere naheliegende Zahlen.
- Lassen Sie die Karte bei Verdacht auf Missbrauch sofort sperren. Das ist auch nötig bei einem Diebstahl, bei Verlust oder wenn die Karte am Automaten eingezogen wird.
- Kontrollieren Sie Ihre Kontoauszüge immer genau und wenden Sie sich bei Unstimmigkeiten umgehend an Ihr Finanzinstitut.