Die Porno-Falle
Ein Pornoproduzent verspricht jungen Frauen viel Geld für Filme. Eine 18-Jährige macht mit, bekommt aber nie ein Honorar. Dafür ist nun ihr Ruf ruiniert.
Veröffentlicht am 28. September 2009 - 17:00 Uhr
Das Angebot klang verlockend: in 30 Minuten 1000 Franken verdienen. Das dachte auch die 18-jährige Mirjam Meister (Name geändert). Sie brauchte Geld für Benzin, Zigaretten und Süssigkeiten. Im Mai liess sie sich deshalb von einem Kollegen an den Zürcher Internet-Porno-Produzenten Patrick Korg (Name geändert) vermitteln, zu einem Gespräch einladen und unterzeichnete einen Vertrag als Pornodarstellerin. Darin sicherte man ihr 40 Prozent des Nettogewinns aus den Internet-Downloads zu. Darüber hinaus soll ihr Korg mündlich 1000 Franken bar auf die Hand versprochen haben. «Ich dachte nur an das viele Geld», erzählt Mirjam Meister.
Bereits am nächsten Tag besuchte Korg die junge Frau in ihrer Mittagspause an der Gewerbeschule und brachte sie an den Drehort – einen Waldweg ganz in der Nähe. «Es ging alles sehr schnell, und ich fühlte mich überrumpelt», sagt Meister. Als sie sich ausziehen sollte, habe sie einen Rückzieher machen wollen. Aber Korg habe auf den Dreh bestanden – denn sie habe ja einen Vertrag unterschrieben. Die Thurgauerin willigte schliesslich ein. Als sie nackt vor ihm stand, habe er sich ebenfalls ausgezogen und den eigenen, ungeschützten Geschlechtsverkehr mit ihr gefilmt.
Nachdem der 30-minütige Akt überstanden, der Film im Kasten und aufs Internet geladen war, begann Mirjam Meisters Ärger erst recht. Die Logistikerin hat bis heute von ihrem Honorar keinen Rappen gesehen, sich aber einen zweifelhaften Ruf eingehandelt. Laut ihr muss sie jemand aus ihrem Bekanntenkreis im Internet erkannt haben. Seither wird sie in ihrem Dorf als «Hure» beschimpft. Ihre Eltern werden auf der Strasse angepöbelt, ihre Geschwister von ihren Mitschülern gehänselt. Über einen Anwalt konnte sie erreichen, dass der Film vom Netz genommen wurde, erhielt sämtliche Urheberrechte an den Aufnahmen zurück und verzichtete im Gegenzug auf die Gewinnbeteiligung.
Gegenüber dem Beobachter bestreitet Pornofilmer Korg, die junge Frau unter Druck gesetzt zu haben: «Ich habe ihr auch keine 1000 Franken versprochen.» Im Vertrag sei lediglich eine Gewinnbeteiligung vereinbart gewesen.
Inzwischen hat sich Korg aus beruflichen und finanziellen Gründen aus der Pornobranche zurückgezogen, wie er sagt: «Der Aufwand für die Filme war mir zu gross und der Verdienst zu klein.»
Korg hat in der Pornobranche nicht den besten Ruf. In einem Internetforum wird er als unzuverlässig bezeichnet. Er führe Mitarbeiter an der Nase herum und bezahle kein Honorar, schreibt jemand. Auch der Zürcher Pornoproduzent und Branchenkenner Peter Preissle kritisiert Korgs Verhalten: «Es ist unseriös, mit den eigenen Darstellerinnen Sex zu haben.» Jungen Frauen werde leider oft eine erfolgreiche Karriere versprochen. Reich könne man als Pornodarstellerin heute nicht mehr werden. «Für eine Szene von zwei Stunden verdient man höchstens noch 1000 Franken», so Preissle. Dann müsse man aber schon ein Profi auf seinem Gebiet sein. Patrick Korg weist die Vorwürfe zurück: «Ich habe immer seriös gearbeitet.»
Mirjam Meister ist nicht die einzige, die sich auf Korg einliess. Laut «20 Minuten» sind noch weitere Frauen betroffen. Nun ermittelt die Zürcher Staatsanwaltschaft gegen Korg – wegen Betrugs.
Stefan Oberlin, Mediensprecher der Kantonspolizei Zürich, ist von Mirjam Meisters Erfahrungen nicht überrascht: «Wer einen Pornofilm dreht, muss damit rechnen, dass Freunde, die Familie und sogar der eigene Chef darüber Bescheid wissen. Denn was im Internet zirkuliert, ist kaum zu kontrollieren.» Und er stellt eine grundsätzliche Frage: «Ist es das Geld wirklich wert, seinen Körper zu verkaufen?»