Auf Netflix gibt es eine neue Miniserie: «Baby Reindeer». Dabei wird ein Mann Opfer einer Stalkerin. Die Serie zeigt Grenzüberschreitungen, sexuellen Missbrauch und Menschen mit Traumata. Es handelt sich um tatsächliche Erlebnisse des Hauptdarstellers Richard Gadd.

Gadd, der in der Serie «Donny» heisst, arbeitet nach einer gescheiterten Comedy-Karriere in einem Pub in London. Eines Abends kommt Martha in die Bar. Sie weint. Donny offeriert ihr einen Tee. Und hier beginnt seine Leidensgeschichte: Martha kommt nun jeden Tag in die Bar, bombardiert ihn mit Nachrichten und ist überall, wo Donny auch ist. Bis es eskaliert.

Partnerinhalte
 
 
 
 

«Baby Reindeer» wird von Folge zur Folge absurder

Die Serie lässt einen nach Luft schnappen und bei einigen Szenen wegschauen. Wie gefesselt sitzt man vor dem Fernseher und schaut eine Folge nach der anderen. Und mit jeder weiteren wird die Geschichte absurder, obwohl nichts überzeichnet ist. Vor allem zeigt die Serie, wie schwer es für Betroffene sein kann, Hilfe zu holen. 

Der Begriff Stalking stammt ursprünglich aus dem englischen Jägerjargon: «to stalk» heisst «sich heranschleichen». Eine allgemeingültige Definition des Begriffs existiert nicht. Grundsätzlich versteht man unter Stalking das wiederholte Verfolgen und Belästigen eines Menschen, sodass dieser sich in seiner Sicherheit bedroht fühlt und seine Lebensgestaltung schwerwiegend beeinträchtigt wird – wie Donny in «Baby Reindeer».

Was können Betroffene tun?

  • Aktiv bleiben: Unternehmen Sie etwas, und zwar frühzeitig. Es ist bekannt, dass viele Stalker von ihrem Tun ablassen, sobald Behörden involviert sind.
  • Grenzen setzen – klar und deutlich: Opferberatungen empfehlen, der stalkenden Person ein einziges Mal deutlich und unmissverständlich klarzumachen, dass Sie keinen Kontakt (mehr) wünschen. Tun Sie das am besten vor Zeuginnen und Zeugen. Danach konsequent bleiben und alle Kontaktversuche ausnahmslos ignorieren. 
  • Umfeld informieren: Beziehen Sie Ihr privates und geschäftliches Umfeld mit ein. Sprechen Sie mit Ihrem Umfeld über Ihre aktuelle Situation und informieren Sie es darüber. Bei Stalking kann die Öffentlichkeit schützen.
  • Tagebuch führen: Halten Sie alles schriftlich fest. Notieren Sie Datum und Uhrzeit, sichern Sie E-Mails und Briefe, machen Sie Fotos und Screenshots von Chatverläufen und bewahren Sie Geschenke und Grusskarten auf. Das dient der Beweissicherung und verschafft Ihnen bessere Karten vor den Behörden. 
  • Professionelle Hilfe suchen. Schämen Sie sich nicht, professionelle Hilfe zu suchen. Etwa bei der Opferberatung. Und lassen Sie sich nicht mit Standardfloskeln abspeisen. Wie bei anderen Gewaltdelikten neigen auch Stalking-Opfer vereinzelt dazu, die Schuld bei sich zu suchen. Aber: Stalking kann jede und jeden treffen. Das Opfer trägt keine Schuld daran, was der Täter macht.
Mehr Informationen zum Thema Stalking

Mehr über Stalking – und was Sie tun können –, erfahren Sie hier.