Sind Lawinensuchgeräte fehleranfällig?
In den letzten Wochen wurden gleich zwei Lawinensuchgeräte wegen Mängeln zurückgerufen – darunter die Klassiker von Mammut: Barryvox 2 und Barryvox S2. Der Beobachter erklärt, worauf Sie beim Kauf achten müssen.
Veröffentlicht am 8. Januar 2025 - 17:35 Uhr
Das Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) verzeichnete seit Oktober 2024 insgesamt 38 Lawinenunfälle, davon zwei mit tödlichem Ausgang. Die relativ geringe Zahl an Todesopfern ist auch Lawinenverschütteten-Suchgeräten (LVS) zu verdanken.
LVS erfüllen einen doppelten Zweck: Sie senden Signale aus, um im Verschüttungsfall gefunden zu werden, und dienen gleichzeitig zum Orten von Verschütteten. «Im Fall einer Lawine kann ein LVS helfen, Leben zu retten», sagt Marcel Kraaz, Ressortleiter Breitensport beim Schweizer Alpen-Club SAC und diplomierter Bergführer.
Häufige Rückrufe
Ende 2024 sorgten aber gleich zwei Meldungen für Verunsicherung. Am 4. Dezember rief das Schweizer Outdoor-Unternehmen Mammut seine Klassiker Barryvox 2 und S2 wegen technischer Mängel zurück, am 31. Dezember das Konkurrenzunternehmen Pieps sein Gerät Pro IPS.
Dadurch entsteht der Eindruck, dass die Geräte fehleranfällig sind. Das sei aber nicht so, sagt Kraaz. «Ich würde nicht sagen, dass LVS fehleranfälliger sind als irgendein anderes Gerät.» Bei korrekter Anwendung seien Lawinenverschütteten-Suchgeräte sehr zuverlässig.
Gemäss dem Experten zeigen die häufigen Rückrufe eher, wie ernst die Hersteller die Sicherheit nehmen. Bei kleinsten Hinweisen auf Fehlfunktionen werden die Geräte sofort zurückgerufen, um kein Risiko einzugehen.
Damit auch technisch einwandfreie LVS ihre Funktion optimal erfüllen, muss man aber ein paar Grundsätze beachten.
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LVS sind auch für Schneewanderer wichtig
LVS werden allen empfohlen, die sich abseits gesicherter Schneegebiete bewegen, wie Freerider, Bergsteiger oder Schneewanderer. Die Auslösung einer Lawine abzuschätzen, ist anspruchsvoll. Deshalb ist es besonders wichtig, dass man als Vorsichtsmassnahme immer ein LVS auf dem Körper trägt, auch wenn scheinbar kein unmittelbares Verschüttungsrisiko besteht. Kraaz vergleicht es mit dem Sicherheitsgurt im Auto: «Man gurtet sich auch nicht nur dann an, wenn man einen Unfall erwartet.»
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Die Anwendung von LVS üben
Es reiche aber nicht, einfach nur ein Gerät zu besitzen, sagt Kraaz: «Die Anwendung muss geübt werden.» Der Bergführer empfiehlt ausserdem, einen Lawinenkurs zu besuchen, um neben der Signalortung auch das schnelle Ausgraben von Verschütteten und deren Erstversorgung zu üben.
Die Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU) empfiehlt, ein LVS mit drei Antennen zu kaufen. Zudem sollte immer eine Standardausrüstung, bestehend aus LVS, Lawinensonde und Schaufel, mitgeführt werden, wenn man sich auf ungesichertem Schneegelände bewegt.
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Die Software eines LVS regelmässig aktualisieren
Damit das LVS im Ernstfall optimal funktioniert, empfiehlt die BfU, die Software des Geräts stets aktuell zu halten. «Da muss man sich halt ein bisschen darum tun. Wenn man seine Ski in den Service gibt, kann man das LVS auch gleich mitnehmen und überprüfen lassen», rät Kraaz. Besitzerinnen und Besitzer älterer Geräte sollten erwägen, ein neueres Modell zu kaufen, da diese präziser und benutzerfreundlicher sind.
- Expertengespräch: Marcel Kraaz, Ressortleiter Breitensport SAC
- Medienanfrage: Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU)
- Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF): Aktuell gemeldete Lawinenunfälle
- Suva: Reduziere die Lawinengefahr auf Skitouren und beim Freeriding
- Bundesamt für Kommunikation: Rückruf Pieps-Lawinenverschütteten-Suchgerät
- Bundesamt für Kommunikation: Rückruf Mammut-Lawinenverschütteten-Suchgeräte Barryvox 2 und S2