Es ist eindeutig: Irène Theler ist eine sportliche Frau. Doch lange Zeit kann die gelernte Bankangestellte den Sport nicht wirklich geniessen. Ohne Brille sieht sie kaum zwei Meter weit, Kontaktlinsen erträgt sie nicht. Sie freut sich deshalb sehr, als sie von Operationen der Fehlsichtigkeit per Laser hört. Ein Leben ohne Brille! 1997 entschliesst sich die damals 29-Jährige zur Operation bei einem Berner Augenchirurgen.

Mit der so genannten refraktiven Augenlaserchirurgie können heute Fehlsichtigkeiten von –10 bis +4 Dioptrien und Hornhautverkrümmungen bis 4 Dioptrien korrigiert werden. Wer schlechter sieht, dünne Hornhaut hat oder unter Krankheiten wie entzündlichem Rheuma, schweren Hautallergien oder Diabetes leidet, ist für die Behandlung nicht geeignet. Zudem muss die Fehlsichtigkeit stabil sein, was oft erst mit 25 Jahren oder später der Fall ist.

Beim Augenlasern wird der vorderste Teil des Auges, die Hornhaut, bearbeitet. Mit einem Hochfrequenzlaser, der ultraviolette, kalte Lichtwellen erzeugt, wird gezielt Hornhautgewebe abgetragen und die Brechkraft der Hornhaut verändert. So wird der Sehfehler korrigiert. Bei der heute gängigsten Methode – der Lasik – wird zuvor die Hornhaut aufgeschnitten und der Hornhautlappen vorübergehend weggeklappt. Geschnitten wird mit einem kleinen Messer (Mikrokeratom) oder neuerdings mit einem besonderen Lasergerät (Femtosekundenlaser).

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Vor der Operation genau hinsehen

Irène Theler bezahlte 7000 Franken für die Operation. Ihr war wichtig, dass sie von einem ausgewiesenen Spezialisten behandelt wurde. Nachkontrollen und -korrekturen innerhalb von sechs Monaten sind meist inbegriffen; die Voruntersuchung sowie spezielle Behandlungsmethoden werden zusätzlich verrechnet. Die Krankenkassen übernehmen normalerweise nichts. Nur wenn ein Auge mehr als 3 Dioptrien schlechter sieht als das andere und man keine Kontaktlinsen verträgt, bezahlt die Kasse die Laserkorrektur – allerdings nicht zum heute üblichen Tarif (Kostengutsprache verlangen!).

Anderen ist der Preis in der Schweiz von bis 8000 Franken zu hoch. Sie reisen deshalb zum Beispiel nach Istanbul, wo eine Lasik für beide Augen bereits für 800 Franken und weniger zu haben ist. Schweizer Augenärzte und -chirurgen raten aber von der Behandlung im Ausland ab. Das Problem sei oft weniger die Technik als die unzureichende Vor- und Nachbetreuung, meint der Zürcher Augenlaserchirurg Thomas Hoppeler. Und sein Kollege Theo Seiler empfiehlt: Wenn man sich unbedingt im Ausland behandeln lassen wolle, solle man sich wenigstens vorher in der Schweiz untersuchen und beraten lassen.

Doch auch sehr erfahrene Schweizer Chirurgen können gute Ergebnisse nicht garantieren. Irène Theler sah nach dem operativen Eingriff mit dem rechten, kaum noch fehlsichtigen Auge nicht mehr scharf. Sie vermutet heute, dass der Arzt das Auge nicht ganz in der Mitte behandelt hat.

Anfang dieses Jahres liess sich die heute 37-jährige Mutter und Familienfrau am Zürcher Institut IROC nochmals operieren. Sie sah inzwischen so schlecht, dass sie «etwas machen musste», und mit einer Brille hätte sich der Sehfehler nicht korrigieren lassen. Heute sieht sie wieder besser und hofft, dass das auch so bleibt.

Dass Menschen nach dem Augenlasern schlechter sehen als vorher mit der Brille, kommt in ein bis zwei Prozent der Fälle vor. In schlimmen Fällen bilden sich mit der Zeit Hornhautausbuchtungen oder -verdünnungen (Keratektasien). In seltenen Fällen lässt sich die Situation lediglich noch mit einer Hornhauttransplantation stabilisieren.

Für die grosse Mehrheit nicht nötig

Weil sich das Sehvermögen verschlechtern kann, rät Jörg Stürmer, der Chefarzt der Augenklinik am Kantonsspital Winterthur, all jenen, die aus beruflichen Gründen auf eine optimale Sehkraft angewiesen sind, vom Augenlasern ab.

Wer eine Augenlaserbehandlung hatte, wird unter Umständen nicht zur Pilotenprüfung zugelassen. Bei Lokomotivführern, Tram- und Buschauffeuren wird nach einer Augenlaserbehandlung regelmässig das Sehvermögen geprüft.

Insgesamt scheinen Komplikationen in der Schweiz aber selten zu sein. Von den schätzungsweise 5000 Patienten, die sich pro Jahr behandeln lassen, wenden sich nur etwa fünf wegen Behandlungsfehlern an die Schweizerische Patientenorganisation, wobei die Zahl der Unzufriedenen insgesamt sicher grösser ist.

Irène Theler würde sich trotz den Komplikationen wieder lasern lassen. Es bedeutet der begeisterten Freizeitsportlerin viel, ohne Brille auszukommen. Jungen Patienten könne der Eingriff nützen, findet auch Jörg Stürmer vom Kantonsspital Winterthur, der selber keine Laserbehandlungen durchführt. Wer jung ist, gewinnt nämlich mit grosser Wahrscheinlichkeit viele brillenfreie Jahre, bis er mit 45 eine Lesebrille braucht. Jörg Stürmer hält aber fest: «Es ist eindeutig eine Lifestyle-Operation. Die grosse Mehrheit der Kurzsichtigen braucht diese Operation nicht.»

Quelle: Archiv