Blasenschwäche bei Frauen: Hilft eine Operation?
Ruth P., 57, leidet seit einigen Jahren an Blasenschwäche. Eine Freundin erzählte ihr von einer Operation, bei der ein Band um die Harnröhre gelegt wird. Soll sie das machen lassen?
Der Rat des Medgate-Ärzteteams: Etwa jede siebte
Frau leidet an ungewolltem Urinverlust (Inkontinenz). Meist
handelt es sich um eine Schwäche des Verschlusssystems
(Stressinkontinenz).
Zuerst äussert sich dies mit Urinverlust bei schwerer
Belastung (Heben, Sport, Pressen), später auch beim Husten,
Sprechen oder Lachen.
Neben der Stressinkontinenz gibt es vor allem die Dranginkontinenz:
Ein überempfindlicher Blasenmuskel führt zu gesteigertem,
nicht beherrschbarem Harndrang.
Die Basisbehandlung der Stressinkontinenz besteht in Massnahmen,
die das Verschliessen der Blase unterstützen: Beckenbodentraining,
lokale Hormontherapie (Östrogen) und Gewichtsabnahme
(falls übergewichtig).
Bleibt der Erfolg aus, empfiehlt sich eine gynäkologische
Abklärung mit speziellen Druckmessungen sowie der Kontrolle,
wie Blase und Harnröhre liegen. Stellt sich heraus, dass
sich die Beckenorgane (Blase, Gebärmutter, Darm) gesenkt
haben, können so genannte Vaginalpessare oder eine Operation
nötig sein.
Viel versprechende Methode
Bisher war die Kolposuspension (Blase aufhängen) der
wirksamste Eingriff. Eine neue Alternative ist das Einsetzen
eines Kunststoffbandes: Das Tension Free Vaginal Tape (TVT)
wird von der Scheide her mittels grosser Nadeln um die Harnröhre
gelegt. Unterstützt durch die Patientin (Husten, Pressen)
wird das Band in die optimale Lage gebracht. Dafür genügt
eine lokale Betäubung; die Kolposuspension erfolgt unter
Teil- oder Vollnarkose.
Erfolgsaussichten abklären
Die Heilungsraten der beiden Methoden sind vergleichbar, ebenso
die Komplikationen (Infektion, Blasenverletzung). Die Operationszeit
sowie die Dauer des Spitalaufenthalts und der anschliessenden
Erholung sind beim TVT jedoch geringer, weshalb es eine sinnvolle
Alternative zur Kolposuspension ist.
Weil das Einsetzen eines TVT eine relativ junge Methode
ist, empfiehlt es sich, den Eingriff in einem grösseren
Zentrum durchführen zu lassen beziehungsweise von einem
Arzt, der in dieser Technik geübt ist. Zudem kommt die
TVT-Operation nicht für jede Frau in Frage; im Zweifelsfall
ist sorgfältig abzuklären, ob herkömmliche
Techniken bessere Erfolgsaussichten haben.
Ruth P. wird sich nun für ein Gespräch und die
ersten Untersuchungen beim Hausarzt melden. Ausserdem hat
sie eine Internetadresse erhalten, wo sie ein Aufklärungsprotokoll
zum TVT-Eingriff runterladen kann.
(PDF-Format) runterladen.