Die lädierte Leiste Hakan Yakins beherrschte wochenlang die Sportschlagzeilen und führte schliesslich zum Bruch mit dem neuen Arbeitgeber, dem französischen Erstdivisionisten Paris St-Germain. Heinz Bühlmann, der Zürcher Vertrauensarzt des Basler Spitzenfussballers, diagnostizierte einen «geradezu lehrbuchmässigen Leistenbruch». Die Pariser Klubärzte wiederum sahen das ganz anders und sprachen sich vehement gegen eine Operation aus.

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Wie ist so viel Unstimmigkeit möglich? Gerade bei Sportlern ist die Diagnose schwieriger als bei den meisten anderen Menschen: Das straffe Muskelgewebe erschwert das Ertasten des mögliche Bruchs. Zudem gehören Leistenbeschwerden bei Sportlern zum Alltag; da passiert es schnell einmal, dass das, was der eine Arzt als Zerrung oder Ermüdung einstuft, vom anderen als Bruch diagnostiziert wird.

Für Lukas Krähenbühl, Chefchirurg am Freiburger Kantonsspital, gehören gewisse Zweifel an einer raschen Leistenbruchdiagnose bei Spitzensportlern fast schon zur Tagesordnung. Erfahrungen aus der deutschen Bundesliga hätten gezeigt, «dass sich viele vermeintliche Leistenbrüche bei der Operation als Fehleinschätzungen herausstellten».

Der Leistenbruch ist ein klassisches Männerleiden: Etwa jeder Zehnte ist im Lauf seines Lebens davon betroffen. Auslöser für den Bruch ist fast immer ein erhöhter Druck im Bauchraum verursacht durch Pressen bei chronischer Verstopfung, Husten, Heben schwerer Lasten oder Übergewicht.

Vielfach ein angeborenes Leiden

Wobei die Bezeichnung «Bruch» irreführend ist: Die Verletzung entsteht nämlich schleichend, indem das Bindegewebe in der Leistengegend aufreisst oder erschlafft. In der Folge können Teile des Darms oder Fettgewebe durch diese Öffnung nach aussen drücken. In vielen Fällen ist der Leistenbruch angeboren und wird erst dann bemerkt, wenn eine Wölbung sicht- oder fühlbar wird oder wenn Schmerzen auftreten.

So uneinig sich die Mediziner bei der Diagnose auch sein können, so einig sind sie sich bei der Therapie: Ein Leistenbruch heilt niemals von selbst, er muss operativ behandelt werden. Bei Hakan Yakin hielten die Ärzte den Eingriff gleich auf Video fest damit ja niemand in Versuchung kommt, die Richtigkeit der Diagnose in Zweifel zu ziehen.

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