Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung, Durchfall – das sind die häufigsten Symptome des Krankheitsbildes Reizdarm. 10 bis 15 Prozent der Schweizer Bevölkerung leiden unter solchen Verdauungsbeschwerden. Die Ursache ist meist unbekannt, viele suchen lange nach etwas, das ihnen hilft. Kein Wunder, dass einige dabei ihren Stuhl auf die Zusammensetzung der Bakterienarten untersuchen lassen. Denn solche Mikrobiomanalysen werden verheissungsvoll beworben.
«Mit der Mikrobiomanalyse kann man einfach und zielgerichtet Störungen in der Mikroflora (Bakterien) des Darms ausfindig machen», heisst es etwa auf der Website einer Zürcher Naturheilpraxis bezüglich Reizdarm und anderer Darmerkrankungen. Doch leider ist ein solcher Test nicht einfach durchzuführen. Im März warnten deshalb US-Wissenschaftler im Fachmagazin «Science» vor den Mikrobiomanalysen, Testergebnisse einer Stuhlprobe können sich sehr stark unterscheiden. Verschiedene Labors lieferten in nahezu der Hälfte der Fälle unterschiedliche Ergebnisse der gleichen Probe, bei 13 Prozent unterschieden sich sogar Ergebnisse der gleichen Probe innerhalb einer Analyse. In der Schweiz dürfte man zu ähnlichen Resultaten kommen, weil weltweit oft dieselben Tests verwendet werden.
Falsche Versprechen
Die Anbieter der Tests werben vor allem damit, dass sie Patienten mit Reizdarm oder anderen Beschwerden helfen können. «Darauf aufbauend lässt sich eine individuelle, auf Ihre Situation zugeschnittene Therapieempfehlung machen», heisst es etwa bei der oben erwähnten Zürcher Praxis. Doch das ist nicht möglich. «Wir vermuten, dass das Mikrobiom eine Rolle spielt bei einem Teil der Reizdarmerkrankungen», sagt Emma Slack, Professorin für Schleimhautimmunologie am Departement für Gesundheitswissenschaften der ETH Zürich. «Aber wir wissen heute nicht, was ein gesundes und was ein krankes Mikrobiom ist. Deshalb ergeben Tests derzeit keinen medizinischen Nutzen.»