Immer mehr haben «Zucker»
Diabetes ist weltweit auf dem Vormarsch. Jeder 16. Schweizer ist von der «Zucker-Krankheit» betroffen. Anlass für einen Weckruf.
aktualisiert am 10. November 2016 - 12:18 Uhr
Diabetes ist nicht heilbar. So weit, so schlecht. Die gute Nachricht: Bei kaum einer anderen Krankheit kann der Patient so viel Einfluss auf den Krankheitsverlauf nehmen, wie bei Diabetes mellitus. Und nicht nur das, auch die Behandlungsmöglichkeiten haben sich enorm verbessert.
Vor der Entdeckung des lebenswichtigen Hormons Insulin im Jahre 1921 durch Frederick G. Banting und Charles Herbert Best gab es keine Möglichkeit Diabetes effektiv zu behandeln. Heute ist die Diagnose «Diabetes» – zumindest in unseren Breitengraden – längst nicht mehr lebensbedrohlich. Dank dem rasanten medizinischen und technischen Fortschritt steht einem aktiven Leben ohne wesentliche Einschränkungen heutzutage grundsätzlich nichts im Wege.
Trotzdem bleibt Diabetes eine ernstzunehmende Krankheit mit grossem gesundheitlichem Schadenspotential – und sie ist weltweit auf dem Vormarsch. Seit 1980 hat sich das globale Ausmass vervierfacht, so dass heute rund 415 Millionen Menschen direkt von der Krankheit betroffen sind. Geht der aktuelle Trend weiter, wird diese Zahl bis 2040 auf rund 642 Millionen ansteigen. Auch bei uns nimmt die Anzahl der Neuerkrankungen zu, wenn auch nicht in diesem Tempo. Heute gehen wir in der Schweiz von rund einer halben Million Menschen mit Diabetes aus. Damit ist die Krankheit zur sprichwörtlichen Volkskrankheit geworden.
Diabetes tritt in zwei grundlegend unterschiedlichen Varianten auf: Diabetes mellitus Typ 1 und Typ 2.
Bei Diabetes Typ 1 produziert der Körper kaum noch bis überhaupt kein Insulin mehr. Der mit der Nahrung eingenommene Zucker kann nicht mehr aufgenommen werden und wird über den Urin direkt wieder ausgeschieden. Er betrifft oft bereits Kinder und Jugendliche und war vor der Entdeckung des Insulins ein sicheres Todesurteil. Seine Ursache ist nach wie vor nicht genau bekannt, man geht aber von einer starken genetischen Komponente aus. Er betrifft rund 10 Prozent aller Diabetespatienten.
Bei Diabetes Typ 2 ist die Wirkung des Insulins aufgrund gestörter Stoffwechselprozesse vermindert. Typ 2 macht mit rund 90 Prozent die grosse Mehrheit aller Diabetes-Erkrankungen aus. Er ist eine typische Zivilisationskrankheit und bahnt sich meist langsam, schleichend und schmerzlos an. Betroffene können unter Umständen jahrelang mit einem unkontrollierten Diabetes leben, ohne davon etwas mitzukriegen. Das bedeutet: Dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte, was im Verlauf der Zeit zu irreparablen Gefäss- und Organschäden führen kann, sowie Schäden am Herz-Kreislauf-System. Wird der Diabetes jedoch frühzeitig erkannt und danach umfassend behandelt, muss es nie zu diabetischen Folgeerkrankungen wie Durchblutungsstörungen, Störungen der Nierenfunktion oder Veränderungen der Netzhaut kommen.
Für beide Diabetes-Typen gilt: Wenn die Therapiemassnahmen sorgfältig befolgt werden, gibt es grundsätzlich nichts, wozu Diabetesbetroffene nicht fähig sind.
Wichtige unveränderliche Risikofaktoren sind das Alter und die genetische Veranlagung. Die restlichen Faktoren, welche Typ-2-Diabetes fördern - wie Übergewicht, Bewegungsmangel oder schlechte Essgewohnheiten -, lassen sich jedoch aktiv beeinflussen. Mit einem gesunden Lebensstil kann das Diabetes-Risiko bis um die Hälfte gesenkt werden.
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2 Kommentare
Es ist erstaunlich, wie viele Journalist*innen in allen Medientypen die Wörter effektiv und effizient nicht unterscheiden.
«Effektiv» heisst doch «so, dass es einen Effekt, hat», also die angestrebte Wirkung erzielt. Darum ist es hier richtig verwendet, oder nicht? Vor der Entdeckung des Hormons Insulin konnte man Diabetes nicht behandeln, die negativen Folgen davon nicht verhindern. Freundliche Grüsse.