Hormone im Mineralwasser: ja – aber woher?
Frankfurter Forscher haben kürzlich im Mineralwasser mehrerer Hersteller Östrogene nachgewiesen und vermutet, sie könnten von den PET-Flaschen stammen, in die das Wasser abgefüllt war. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung hält diese Schlussfolgerung für falsch.
In einer kürzlich veröffentlichten Untersuchung wiesen Frankfurter Wissenschaftler Substanzen mit hormonartiger Wirkung im Mineralwasser verschiedener Hersteller nach. Die Forscher gaben an, dass die Wirkung insbesondere bei Wasserproben nachgewiesen wurde, die in Flaschen aus dem Kunststoff PET abgefüllt waren. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nahm nun eine erste vorläufige Bewertung der Ergebnisse vor.
Zwar zeigten die Proben der verschiedenen Mineralwassermarken im eingesetzten Testsystem tatsächlich erhebliche Unterschiede. Aus den Daten lassen sich aber gemäss BfR keine Unterschiede in Bezug auf die Verpackung – Glas gegenüber PET – ableiten. Die von den Studienautoren diskutierte Möglichkeit, dass diese Substanzen aus dem Kunststoff PET stammten, sei vielmehr zweifelhaft, weil sowohl in Wasserproben aus Glasflaschen als auch in solchen aus PET-Flaschen derselben Mineralwassermarken jeweils vergleichbare Aktivitäten gemessen wurden, so das BfR. Unterschiede hätten sich vielmehr bei Mineralwasser verschiedener Herkunft gezeigt. Das BfR bemängelt zudem die eingesetzten Testanlagen und hält fest, dass ihm keine bei der PET-Herstellung eingesetzten Substanzen bekannt seien, die in das Mineralwasser übergehen und für die östrogenartige Aktivität in den Proben aus PET-Flaschen verantwortlich sein könnten.
Wenn die Hormone also nicht von den PET-Flaschen stammen, bleibt weiterhin zu klären, wie sie in das Mineralwasser gekommen sind. In unverarbeitetem Mineralwasser direkt aus der Quelle sei bisher keine östrogenartige Aktivität nachgewiesen worden – Mineralwasser wird aus tiefen Schichten hochgepumpt und kann daher kaum mit östrogen wirkenden Substanzen in Berührung kommen. Es sei aber nicht auszuschliessen, dass entsprechend wirksame Substanzen durch Materialien im Herstellungs- und Abfüllprozess in das Wasser gelangten.
Östrogenartige Wirkungen durch Mineralwasser seien grundsätzlich problematisch, eine Abschätzung des gesundheitlichen Risikos für die Verbraucher würde jedoch weitere Studien erfordern. Aus den Ergebnissen der Frankfurter Studie ergebe sich für die Verbraucher jedenfalls keine Notwendigkeit, auf Mineralwasser aus PET-Flaschen zu verzichten, so die Schlussfolgerung des Bundesinstituts für Risikobewertung. (25.03.2009)
Die detaillierten Ausführungen des BfR zur Studie finden Sie hier (PDF).
Website des Bundesinstituts für Risikobewertung: www.bfr.bund.de