Sie hat die Form und Grösse einer Birne, liegt im Unterleibzwischen Blase und Mastdarm, und sie hat die vornehme Aufgabe,dem wachsenden Kind im Mutterleib Schutz zu bieten. BöseStimmen behaupten, sie diene manchmal auch der Umsatzaufbesserungoperationsfreudiger Gynäkologen. Die Gebärmutter (Uterus)hat - soviel steht fest - neben dem reinen Fortpflanzungsauftragauch noch andere Aufgaben. Das zeigt sich beispielsweise auchdaran, dass Frauen, denen der Uterus entfernt werden muss, früherals üblich in die Wechseljahre kommen. Die Gebärmutterspielt im Hormonstoffwechsel also auch ausserhalb der Schwangerschafteiner Rolle. Welche, das weiss man allerdings noch nicht genau.

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Früher griffen manche Gynäkologen - zum Beispiel imKanton Tessin - schneller als unbedingt nötig zum Messer,ohne ihren Patientinnen mögliche Alternativen anzubieten.Als dann aber eine Studie mit Zahlen untermauerte, dass die Frauenärztejenseits des Gotthards überdurchschnittlich operationsfreudigsind, ging die Anzahl der Gebärmutterentfernungen (Hysterektomie)im Tessin deutlich zurück. Ausserdem zeigte die Untersuchung:Frauenärztinnen waren bedeutend zurückhaltender alsihre männlichen Kollegen, wenn es darum ging, den Uterusherauszunehmen.

Heute lassen sich diese Unterschiede kaum mehr finden. Nicht zuletzt,weil den Frauen empfohlen wird, im Zweifel eine Zweitmeinung (Secondopinion) bei einem anderen Gynäkologen einzuholen - auf Kostender Krankenkasse. Mit der Second opinion soll sichergestellt werden,dass jede Frau von der Notwendigkeit des Eingriffs überzeugtist und Ärzte keine überflüssigen Hysterektomienvornehmen.

Die Entfernung der ganzen Gebärmutter, allenfalls zusammenmit den Eierstöcken, ist nur dann notwendig, wenn die Erkrankungkeine andere Behandlung zulässt. Dies ist zum Beispiel derFall bei gewissen Formen von Gebärmutterkrebs, bei sehr starkenBlutungen in den Wechseljahren, bei ausgeprägten Myomen (gutartigeGeschwülste im Muskel des Uterus) und bei einer Gebärmuttersenkung,die mit einer Harninkontinenz (unwillkürlicher Urinverlust)einhergeht.

Alternativen zur Totalentfernung des Uterus gibt es mehrere. WelcheVariante allenfalls in Frage kommt, hängt von der Diagnoseab. So können einzelne grosse Myome herausgeschält undumschriebene Krebsformen lokal entfernt werden. Starke Blutungenlassen sich auch mit Hormonen behandeln. Und gegen die Gebärmuttersenkunggibt es ringförmige Vaginaleinlagen, die den Uterus stützen.

Eine Zweitmeinung einzuholen kann sich also lohnen, vor allemwenn der Arzt wenig gesprächig ist und andere Behandlungsmöglichkeitenals die Totaloperation nicht diskutieren will. Allerdings: Führendie «sanften» Therapieformen nicht zum Erfolg oder verschlechtertsich der Befund nach einiger Zeit erneut, so wird vermutlich dochnoch eine Hysterektomie notwendig.

Auch bei der Totaloperation gibt es Alternativen, was die Operationstechnikenbetrifft: Entweder wird der Uterus über einen grösserenSchnitt im Unterbauch oder durch die Scheide entfernt - oder mitHilfe von röhrenförmigen Instrumenten, die übermehrere kleine Schnitte in die Bauchhöhle eingeführtwerden (Laparoskopie, «Knopfloch-Chirurgie»). DieseMethode hat den Vorteil, dass der Spitalaufenthalt meistens kürzerist. Ein guter Frauenarzt informiert seine Patientin also nichtnur über den genauen Befund, sondern bespricht mit ihr auchdie in Frage kommende Operationstechnik.

Vor einer Hysterektomie sollten Arzt und Patientin einen weiterenwichtigen Aspekt diskutieren: die Zeit nach der Operation. DieGebärmutter gilt als wichtiges Zeichen der Weiblichkeit.Fehlt der Uterus plötzlich, fühlen sich Frauen oft minderwertig,sie werden depressiv, verlieren die Freude an der Sexualität.

Nicht selten wird diese Entwicklung durch das Verhalten des Partnersnoch verstärkt. Manch ein Mann meint, dass seine Partnerinohne Gebärmutter sexuell anders empfinde. Dem ist nicht so.Eine Befragung in den USA hat gezeigt, dass sich gut informierteFrauen, bei denen der Partner in den Prozess der Information miteinbezogenworden ist, nach der Hysterektomie besser fühlen als vorher.Das gesundheitliche Problem ist behoben, das sexuelle Empfindennicht beeinträchtigt.