Das Kribbeln in der Hand in den Griff kriegen
Beim Karpaltunnelsyndrom lassen überlastete Hände den Nerv im Handgelenk rebellieren. Tricks und eine Dehnübung, die Besserung bringen können.
aktualisiert am 9. September 2022 - 12:06 Uhr
Ein Stau im Karpaltunnel ist häufig. Der Durchgang im Handgelenk macht rund einer halben Million Personen in der Schweiz zuweilen Beschwerden – überwiegend Frauen. Denn in diesem Engpass verlaufen Sehnen und der Mittelhandnerv stramm zwischen den Mittelhandknochen und dem steifen Karpalband (siehe Grafik weiter unten).
Bei Betroffenen wird der Nerv gequetscht, die Finger fangen an zu kribbeln. Ohne Therapie nimmt der Nerv immer mehr Schaden, und die Finger werden allmählich gefühlloser und steifer. Im Extremfall hilft nur die Operation, bei der das Karpalband durchtrennt und dem Nerv wieder Raum verschafft wird.
«Letztlich schützt diese Engstelle den Körper vor Überlastung», sagt die Ergotherapeutin Monika Conus von der Praxengemeinschaft Wirbelteam in Solothurn. Der Körper produziere aus Selbstschutz Schmerzen, damit der Mensch sich schone.
Wo es in der Hand kribbelt
Die Verengung des Karpaltunnels kann viele Ursachen haben. «Oft ist es eine ungewohnte und zu intensiv durchgeführte Tätigkeit, etwa Heckenschneiden, Holzhacken oder eine lange Velotour», sagt Conus. Die ganze Hand wird dabei zu stark und zu lange gefordert. Das kann die Sehnenscheiden reizen und anschwellen lassen, so dass es im Tunnel immer enger wird.
«Aber auch jahrelange Arbeit mit den Händen kann ein Auslöser sein – oder eine Vorbelastung durch einen Sturz auf Schulter, Ellbogen oder Hände», sagt Monika Conus. Bei einem Bruch des Handgelenks, bei Rheuma oder Arthrose können sich die Handwurzelknochen verändern und erhöhen dann den Druck auf den Kanal. Aber auch verspannte Muskeln, nicht richtig ausgerichtete Ellbogen- und Handgelenke oder etwas verdrehte Rücken- oder Halswirbel können die Ursache sein.
Gegen das lästige Kribbeln bekommt man dann meist eine Manschette für das Handgelenk verschrieben. Sie soll vor allem nachts das unkontrollierbare Abknicken der Hand verhindern. Bei stärkeren Beschwerden kann zusätzlich Kortison in den Karpaltunnel gespritzt werden, es wirkt abschwellend.
«Diese Massnahmen helfen zwar, aber die Ursache ist dadurch nicht behoben», sagt Monika Conus. Wichtig sei, dass sich Fachleute den gesamten Menschen anschauen, um zu entscheiden, welche therapeutischen Techniken und Dehnübungen helfen und mit welchen Übungen er zu Hause selbst mithelfen kann. Auf ärztliche Verordnung bezahlt die Grundversicherung die Therapie bei Ergo- und Physiotherapeuten.
Wichtig sei aber, Betroffene zum Nachdenken darüber zu bringen, was sie im Alltag anders machen können, um den Nerv nicht zu reizen: Pausen, eine andere Technik, die Hand wechseln, ein anderes Gerät verwenden oder zwischendurch Entlastungsübungen.
- Setzen Sie sich nicht unter Druck, überlasten Sie den Körper nicht.
- Längere monotone Tätigkeiten wie Gemüseschneiden, Stricken, Holzhacken, Rechen im Garten, Heckenschneiden oder Videospiele nach spätestens 30 Minuten unterbrechen und Pause machen, die Hand dehnen und schütteln.
- Schwere Sachen nicht mit nur einer Hand heben.
- Bei belastenden Arbeiten und eventuell nachts Handgelenkschoner tragen – für eine neutrale Position des Gelenks.
- Stuhl und Tisch richtig einstellen, damit die Unterarme ganz auf der Tischplatte und die Handballen entspannt aufliegen.
- Am Velo die Höhe des Sattels und des Lenkers so einstellen, dass man etwas gerader sitzt und nicht das gesamte Gewicht auf den Handgelenken lastet; ergonomische Lenkergriffe mit grosser Ballenauflage montieren.
- Handy nicht ständig einhändig mit dem Daumen bedienen.
- Medikamente darauf prüfen, ob sie zu Wassereinlagerungen führen oder Nerven reizen.
- Sportarten wie Tennis, Golf, Rudern, Boxen, Krafttraining oder exzessives Velofahren belasten das Handgelenk.
- Bei Schwangerschaft abklären lassen, ob entwässernde Tabletten helfen.
Die Nerven für die Hände laufen auf der Innenseite des Arms. Daher soll diese Innenseite gedehnt werden.
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3 Kommentare
Ich lebe seit ueber 20 Jahren hier in Thailand und musste beide Handgelenke operieren um Ruhe zu haben . Nun beginnen noch Probleme mit den kleinen Fingern Links und Rechts welche sich nicht mehr richtig Strecken und Beugen lassen . An manchen Tagen ist es Besser und an manchen Schlechter . Der Arzt gab mir Medikamente , welche aber nichts nuetzten , und riet mir die Haende taeglich in 45 Grad warmen Wasser fuer eine Stunde zu baden . Werde das noch eine Weile machen . Bis jetzt ist noch keine Linderung in Sicht . Da bleibt nur noch Kortison oder gleich die Operation . Fuer weitere Infos googeln .-
Ich kann mir nicht vorstellen, wie die angezeigte Übung funktionieren soll.
Ich bin 72 Jahre alt, aber noch sehr beweglich. Aber ich schaffe es beim besten Willen nicht, die Hände so auf dem Tisch zu platzieren, dass die Finger zu mir zeigen. Mache ich etwas falsch?
Ich , maennlich , 76 , darf gar nicht alles aufzaehlen , was sich nicht mehr so bewegen kann wie mit 26 Jahren . Es ist bekannt , dass sich die Glieder im Alter versteifen .