Neue Methoden ins Auge fassen
Tages- oder Monatslinsen? Brille oder Laseroperation? Entscheidend sind die Art der Sehschwäche und das Budget.
Veröffentlicht am 24. November 2003 - 17:33 Uhr
Der Mehrheit der Menschen in der Schweiz fehlt der Durchblick: Rund zwei Drittel aller Personen zwischen 15 und 74 Jahren benötigen eine Brille oder Kontaktlinsen – deutlich mehr als vor 30 Jahren. Das bedeutet jedoch nicht zwingend, dass unsere Augen immer schwächer werden. Zum einen wird die Gesellschaft älter, und nachlassende Sehkraft ist im Alter völlig normal. Zum anderen stellen wir heute wesentlich höhere Anforderungen an unsere Augen. Wer etwa häufig am PC arbeitet, kann schon eine geringe Fehlsichtigkeit als störend empfinden.
Die Hälfte der Fehlsichtigen ist kurz- oder weitsichtig, das heisst, ihre Augäpfel sind zu lang beziehungsweise zu kurz geraten. Die andere Hälfte ist alterssichtig: Ab Mitte 40 schwindet die Fähigkeit des Auges, im Nahbereich scharf zu stellen.
Wer nicht zu 100 Prozent sieht, ist nicht krank – entscheidend sind die Anforderungen des Alltags sowie das persönliche Wohlbefinden. Es gibt aber Bereiche, in denen man um eine Korrektur nicht herumkommt. Kurzsichtige können sich ohne Korrektur ein Sehverhalten angewöhnen, das den Sehfehler verschlimmert. Und: Im Strassenverkehr ist eine gute Sicht ein Muss.
Schwierig ist die Diagnose bei Kindern, die Fehlsichtigkeit oft nicht selber bemerken. Hält das Kind beispielsweise ein Buch beim Lesen auffällig weit weg, deutet dies auf Weitsichtigkeit hin. Auch eine allgemeine Leseunlust kann eine Folge von Fehlsichtigkeit sein. Ob ein Kind kurzsichtig ist, lässt sich mit einem einfachen Test überprüfen: Es sollte das Nummernschild eines Autos lesen können, das sieben Autolängen entfernt steht.
Das Angebot an Sehhilfen ist äusserst vielfältig (siehe «Brille oder Kontaktlinsen?»). Bei Brillen haben sich Kunststoffgläser durchgesetzt. Gross ist die Auswahl bei Kontaktlinsen: Wem die Linsenpflege zu mühsam ist, wählt Einweglinsen, die man nur einen Tag trägt. Daneben bieten Fachgeschäfte Zweiwochen- oder Vierwochenlinsen und die bewährten Dauerlinsen an.
Die neuen Multifokallinsen mit kombiniertem Fern- und Lesebereich machen das Linsentragen auch für Alterssichtige interessant, erfordern aber ein Umlernen im Sehverhalten. Neu ist auch die Nachtlinse: Sie modelliert während des Schlafs die äusserste Hornhautschicht des kurzsichtigen Auges, so dass man tagsüber ohne Sehhilfe auskommt.
Welches Linsensystem das richtige ist, hängt vom physiologischen Zustand der Augen und der zu korrigierenden Fehlsichtigkeit ab. Tageslinsen sind Massenartikel, die die Industrie nur für unproblematische Fälle produziert. Hohe Dioptrien und starke Hornhautverkrümmungen lassen sich nur mit Monatslinsen oder aufwändigen Einzelanfertigungen korrigieren.
Wer von einem Leben ohne Kontaktlinsen oder Brille träumt und die Kosten nicht scheut, für den kommt vielleicht eine Operation in Frage (siehe «Augenoperation»): Die gängigsten Methoden sind Laserbehandlungen sowie die Einpflanzung künstlicher Linsen. Die seit rund 25 Jahren praktizierte Laseroperation ist längst zur Routine geworden.
Je geringer die Fehlsichtigkeit, desto besser die Ergebnisse der Operation. Gelegentlich kommt es vor, dass der Eingriff nicht im ersten Anlauf gelingt und eine Nachbehandlung nötig wird. Unerwünschte Effekte wie Sehkraftschwankung oder Blendempfindlichkeit können bestehen bleiben.
Bei starker Fehlsichtigkeit stösst der Laser jedoch an seine Grenzen. In solchen Fällen kann man durch das operative Einpflanzen einer künstlichen Linse eine stabile Korrektur erreichen. Der Vorteil: Bei Komplikationen kann die Linse wieder entfernt werden.