Veröffentlicht am 20. Juli 2020 - 15:40 Uhr
Sie wirkt stark, als könne ihr niemand etwas anhaben. Rastalocken, Nasenring, Piercings und Tattoos, laute Stimme, forsches Auftreten. Doch das ist bloss Luisa Camenischs* Schutzpanzer, der ihre Verletzlichkeit verbergen soll. Die 28-jährige Bündnerin sagt: «Das Tätowieren ist meine Art, mit dem Schmerz umzugehen. Ich muss die Wut rauslassen, sonst gehe ich kaputt.» Nur wenig an ihrem Körper ist noch nicht von Tattoos bedeckt.
Luisa Camenisch leidet an einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung. Eine besonders schwere Traumatisierung, typisch nach psychischen, körperlichen oder sexuellen Gewalterfahrungen. Vielen Opfern fällt es schwer, darüber zu sprechen. Oft kommt das ganze Ausmass der Verletzung erst später hervor, manchmal nach Jahren. Bei Luisa Camenisch passierte der Übergriff vor zehn Jahren.