Freiburger Hausarzt hält Coronavirus für «Fantasy»
Ein Freiburger Hausarzt pfeift auf Masken und Abstandsregeln. In seiner Praxis ermuntert er die Leute dazu, einander die Hand zu reichen.
Veröffentlicht am 31. Juli 2020 - 10:01 Uhr
Aktuell 16,2 Millionen Infizierte, 650'000 Tote weltweit: Zahlen, die P.L.* wenig beeindrucken. Der Hausarzt aus dem Kanton Freiburg hält die Pandemie für ein Hirngespinst. Auf einem Flyer, der in seiner Praxis aufliegt, schreibt er: «Corona ist Fantasy!» Das Virus sei schon 2019 und in den Jahren davor da gewesen. «Wir brauchen uns keine speziellen Sorgen zu machen.»
Um für die Wintersaison künftig noch besser gewappnet zu sein, schlägt der Arzt eine Stärkung des Immunsystems vor: Schlaf, gute Laune und Vitamin D3. «Erholen wir uns. Dazu stehen – einander die Hand reichen.»
Mit dieser Haltung steht P.L. den Empfehlungen des Berufsverbands FMH diametral entgegen. Im Schutzkonzept zum Betrieb von Arztpraxen heisst es: «Der empfohlene Abstand von 1,5 Metern ist in der Praxis möglichst einzuhalten.» Das BAG hält ebenso unmissverständlich fest: «Keine Hände schütteln.»
P.L. bleibt dabei. Dem Beobachter sagt er: «Die Wahrheit ist: Das Virus ist, ins rechte Verhältnis gesetzt, viel weniger gefährlich als bisher öffentlich dargestellt.» Alles andere sei eine Verdrehung der Tatsachen. Er habe grosses Verständnis für Corona-Skeptiker, die langsam die Schnauze voll hätten. «Die Maskenpflicht, die für die meisten Träger medizinisch sehr umstritten ist, wird gottlob immer mehr in Frage gestellt, der zivile Ungehorsam nimmt zu.»
Seinen Unmut über die Krisenbewältigung des Bundes hat der Hausarzt bereits Anfang Juli in einem offenen Brief ans Parlament kundgetan: «Gemäss bestätigten Erwartungen ist das Coronavirus 19/20 harmloser als die Grippe und ist nur eines von zahlreichen jährlichen Erkältungsviren.»
Eine Behauptung, die einem wissenschaftlichen Faktencheck nicht standhält. So beeinträchtigt Sars-CoV-2 bei schweren Verläufen mehr Organe und führt zu einer höheren Sterblichkeit als eine normale Grippe. Ausserdem verursacht die Krankheit in gewissen Fällen erhebliche Langzeitfolgen.
Beim BAG mag man zum konkreten Fall keine Stellung nehmen und verweist an den Freiburger Kantonsarzt, Thomas Plattner. Auf den «Fantasy»-Flyer angesprochen, sagt Plattner: «Wir haben Kenntnis von diesem Schreiben.» Wenn Hausarzt L. seine Meinung im privaten Rahmen äussere, sei das kein Problem. «Gegenüber Patienten ist es aber angebracht, die offiziellen, evidenzbasierten Empfehlungen des BAG zu vertreten.» Plattner kündigt an, er werde L. die im Ärzteverband vertretene Lehrmeinung nun in Erinnerung rufen.
Der Flyer des Freiburger Hausarztes
* Name der Redaktion bekannt