Veröffentlicht am 5. Februar 2020 - 14:39 Uhr
Marlen V. * sitzt am Stubentisch und hält ihren Unterkiefer in der Hand – eine Kopie aus Gips. Als sie vor sieben Jahren unten rechts zwei Backenzähne ziehen lassen musste, fragte sie sich: Was nun? Sie rührte Silikonpaste an, strich sich die Masse in den Mund und goss den elastischen Abdruck mit Gips aus. Wie das Profis machen. So, wie sie es selber zigfach gemacht hatte, seit sie 1952 die Prüfung zur Zahntechnikerin bestanden hatte.
Sie dreht ihren Unterkieferabdruck und zeigt, wie sie für sich eine Goldschiene formen wollte. Eine Brücke, von den vorderen Zähnen über die doppelte Zahnlücke zum hintersten Backenzahn. «Das wäre nicht so eine komplizierte Sache gewesen», sagt sie. Früher habe sie unzählige solcher Schienen gebaut. Ihren Beruf gab sie später auf, blieb aber ihrer Passion treu. Bis heute sitzt sie fast täglich im Atelier und modelliert, schleift, poliert. Marlen V. ist jetzt 86 und produziert keine künstlichen Zähne mehr, sie kreiert Schmuckstücke. «Das Handwerk ist das gleiche», sagt sie.