Natürlich könnten Sie ein solches Buch lesen,

doch bezweifle ich, dass es Ihnen hilft. Denn Angst lässt

sich nicht theoretisch bewältigen. Angst ist ein Gefühl,

das einem auf dem Magen liegt oder im Nacken sitzt: wahrscheinlich

die am schwersten zu ertragende Empfindung.

Während sich etwa Trauer in Tränen auflösen

kann, führt Angst zu einem Fluchtimpuls. Gibt man diesem

nach und wendet man sich von der Angst auslösenden Situation

Partnerinhalte
 
 
 
 

ab, tritt Erleichterung ein was das Vermeidungsverhalten

verstärkt. Angststörungen haben deshalb die Tendenz,

sich auszubreiten. Zuerst ist es zum Beispiel nur ein Unbehagen

in engen Räumen mit vielen Leuten; plötzlich wächst

sich dieses Gefühl aber zur eigentlichen Klaustrophobie

aus. Dann wird es unmöglich, in eine Seilbahn zu steigen

oder Lift zu fahren.

Es gibt nur einen Weg, einen solchen Teufelskreis zu durchbrechen:

Man muss das Problem direkt angehen so wie der Märchenheld,

«der auszog, das Fürchten zu lernen». Wer

Ängste hat, muss sich den Angst auslösenden Situationen

stellen. Hält man durch, wird die Angst nach und nach

kleiner und die Freiheit wieder grösser.

Wichtig ist, dass man sich dabei nur ganz kleine Schritte

vornimmt. Jeder Erfolg gibt Mut und verkleinert die Angst.

Hilfreich ist auch, sich nach jedem erfolgreichen Schritt

mit etwas zu belohnen.

Im Bereich der Psychotherapien hat sich die Verhaltenstherapie

bei Angststörungen als besonders erfolgversprechend erwiesen.

Dafür braucht man jedoch die Unterstützung durch

eine erfahrene Fachperson.

Ich fürchte, es gibt kein Leben, das gänzlich

frei von Angst ist. Sie gehört dazu «weil

das Leben eben lebensgefährlich ist», wie Erich

Kästner schrieb. Dabei darf aber auch nicht vergessen

gehen, dass menschliche Nähe, Körperkontakt und

Gemeinschaftsgefühl jede Angst lindern.