Welche Blutdruckmessgeräte zuverlässig sind
Zu hoher Blutdruck schädigt auf Dauer Gefässe und Organe. Genaues Messen ist daher wichtig. Wir zeigen, wie es geht und welche Geräte sich eignen.
Veröffentlicht am 21. Dezember 2021 - 08:51 Uhr
Ab dem 50. Lebensjahr steigt das Risiko für erhöhten Blutdruck . Darum sollte man ihn regelmässig kontrollieren. Das gilt ebenfalls für Leute, die blutdrucksenkende Medikamente einnehmen. Aber auch Patienten mit Herzschwäche, koronarer Herzkrankheit oder Diabetes Typ 2 sollten regelmässig ihren Blutdruck kontrollieren; denn sie nehmen Medikamente, die den Blutdruck beeinflussen können.
Je nach Erkrankung sollte man mehrmals täglich oder wöchentlich den Blutdruck messen. Messgeräte erledigen das bequem und zuverlässig zu Hause. «Ungeeignet sind sie nur für Patienten mit Herzrhythmusstörungen oder Vorhofflimmern. Da gibt es falsche Ergebnisse», sagt Isabella Sudano, die am Herzzentrum des Unispitals Zürich die Bluthochdruck-Sprechstunde leitet. Betroffene müssen beim Arzt oder Apotheker messen gehen.
Wenn man selber misst, rät Isabella Sudano unbedingt zu einem klinisch geprüften Gerät mit dem Prüfsiegel DHL der Deutschen Hochdruckliga oder dem ESH-Siegel der Europäischen Gesellschaft für Hypertonie. Auch der ISO-Standard 81060-2 garantiert exakte Messung.
Falls Älteren die Kraft in den Händen für die Manschette am Oberarm fehlt, ist ein Gerät mit Handgelenkmanschette eine gute Alternative (siehe 4 Messmethoden unten). Auch hier speichern moderne Geräte die Daten nicht nur, sondern übertragen sie direkt auf das Smartphone. Noch sehr überschaubar ist das Angebot an Smartwatches , die den Blutdruck am Handgelenk ohne weiteres Zutun messen. Das bislang einzige, nach ISO validierte Gerät ist die rund 550 Franken teure Smartwatch Omron Heartguide. Die Messung erfolgt über eine aufblasbare Manschette, die ins Armband integriert ist.
«Messen Sie immer im Sitzen und zur selben Tageszeit.»
Isabella Sudano, Fachspezialistin Hypertonie, Herzzentrum Unispital Zürich
Ebenso validiert ist das Blutdruckarmband des Schweizer Start-ups Aktiia. Es enthält Sensoren wie eine Smartwatch, errechnet darüber kontinuierlich den Blutdruck und sendet die Werte an eine App auf dem Smartphone. Einmal im Monat muss das Armband mit der mitgelieferten Oberarmmanschette kalibriert werden.
Auf der Website der Schweizerischen Gesellschaft für Hypertonie und derjenigen der Deutschen Hochdruckliga ist eine Liste mit validierten Geräten abrufbar (siehe Box unten). Sudano rät, das neue Blutdruckmessgerät zur Ärztin oder zum Arzt mitzunehmen und sich zeigen zu lassen, wie man richtig misst – und wie man ein Blutdrucktagebuch korrekt führt.
Unklar bleibt allerdings oft, was mit den Messdaten passiert, die auf die App übertragen werden. Werden sie in eine Cloud geladen? Und wenn ja, steht der Server zumindest in Europa, wo strenger Datenschutz gesetzlich verordnet ist? Nur wenige Anbieter wie Beurer, Medisana oder Withings legen auf den Datenschutz Wert und geben darüber auf ihrer Website bereitwillig Auskunft. Im Zweifel sollte man diese Information vom Anbieter einholen oder ganz auf die Übertragung per Smartphone verzichten.
Wie zuverlässig sind die folgenden Methoden?
#1: Manuelle (oszillometrische) Blutdruckmessung
- Zuverlässigkeit: maximal
- Nachteil: benötigt Erfahrung, braucht eine zweite Person zum Messen, gutes Gehör nötig
- Preis: ab 30 Franken
- Klinisch geprüfte Geräte verfügbar: ja
#2: Messgerät mit Oberarmmanschette
- Zuverlässigkeit: sehr hoch
- Nachteil: Anlegen der Manschette braucht etwas Kraft; man muss die richtige Manschette verwenden für zuverlässige Messwerte
- Preis: ab 50 Franken
- Klinisch geprüfte Geräte verfügbar: ja
#3: Messgerät am Handgelenk
- Zuverlässigkeit: angemessen
- Nachteil: oft etwas weniger genau als mit Oberarmmanschette, Gerät muss auf Herzhöhe gehalten werden
- Preis: ab 40 Franken
- Klinisch geprüfte Geräte verfügbar: ja
#4: Smartwatch/Armband
- Zuverlässigkeit: noch keine grosse Erfahrung, da erst neu auf dem Markt
- Nachteil: muss monatlich kalibriert werden, Genauigkeit bislang nur selten klinisch validiert
- Preis: Omron Heartguide 550 Franken, Aktiia-Armband 180 Franken
- Klinisch geprüfte Geräte: Omron Heartguide, Aktiia-Armband
Vor dem Messen
- Falls Sie ein Messgerät mit Oberarmmanschette verwenden: Stellen Sie sicher, dass die Grösse passt.
- Messen Sie immer, bevor Sie Ihre Blutdruckmedikamente einnehmen.
- Setzen Sie sich entspannt hin, lehnen Sie sich an, schlagen Sie die Beine nicht übereinander. Kommen Sie fünf Minuten lang körperlich und mental zur Ruhe, um den Blutdruck auf normales Niveau zu bringen.
- In der Stunde vor dem Messen sollten Sie nicht rauchen, essen oder Kaffee , Tee, Energydrinks oder Alkohol trinken. Das verfälscht die Messwerte.
- Messen Sie immer im Sitzen, zur selben Tageszeit (am besten direkt im Bett, vor dem Aufstehen) und am gleichen Arm.
Beim Messen
- Die Manschette muss auf Höhe des Herzens liegen. Bei einer Oberarmmanschette reicht es, den Unterarm auf dem Tisch abzulegen. Bei der Handgelenkmanschette muss der Ellbogen auf dem Tisch aufliegen und der Unterarm nach oben zeigen, so dass das Gerät auf Herzhöhe ist.
- Messen Sie zweimal im Abstand von etwa zwei bis drei Minuten. Falls die Differenz grösser als 5 mm HG ist: Messen Sie ein drittes Mal, tragen Sie den zweiten und den dritten Messwert in Ihr Blutdrucktagebuch ein.
- Runden Sie die Messwerte nicht.
Fachliche Beratung: Isabella Sudano, Herzzentrum Unispital Zürich; Swiss Society of Hypertension
3 Kommentare
Es ist leider nicht möglich, die Liste vom Link herunterzuladen:
http://swisshypertension.ch/publ…
Sehr geehrte Frau Grauwiler
vielen Dank für Ihr Interesse an diesem Beobachter-Artikel sowie für den Hinweis zum Link der Swiss Society of Hypertension.
Leider gibt die Schweizer Gesellschaft an, dass die Linkliste zurzeit nicht verfügbar ist. Bei der deutschen Hochdruckliga finden Sie aber weitere Infos dazu. Zudem hat «Saldo» resp. die Stiftung Warentest in Deutschland Blutdruckmessgeräte getestet: https://www.saldo.ch/test…
Mit freundlichen Grüssen
Das Beobachter-Team
Dass, wer gesund ist und sich gut fühlt, den Blutfruck nicht zu messen braucht, stimmt so nicht. Bei mir wurde anlässlich eines Sptaleintritts im Alter von 50 Jahren für eine Bagatelloperation ein BD von 200/130 gemessen. Mermalige Kontrollen, auch zuhause und ohne Stress, bestätigten eine mittelschwere Hypertonie.