Im nordenglischen Cockermouth las der 52-jährige Kevin Pearson gerade entspannt in seinem Buch und fühlte sich gut, als ihm seine Smartwatch einen Puls von 161 Schlägen pro Minute anzeigte. Kurz darauf stellten die Ärzte im Spital bei ihm Vorhofflimmern fest. Das ist gefährlich, weil das Blut dann viel langsamer in den Vorhöfen fliesst, sodass sich dort Gerinnsel bilden können. Lösen sie sich, kommt es zum Hirnschlag oder Herzinfarkt.
Auch bei Diane Feenstra aus Michigan (USA) meldete die Smartwatch einen Puls von 169, obwohl sie sich gar nicht anstrengte. In der Notaufnahme fand man heraus, dass sie vor kurzem unbemerkt einen Herzinfarkt hatte.
Keine Symptome verspürte auch die 67-jährige US-Amerikanerin Kim Durkee, als sie plötzlich in drei aufeinanderfolgenden Nächten durch ihre Smartwatch geweckt wurde, die ihr einen unregelmässigen Herzrhythmus attestierte. Die Diagnose ergab einen Tumor im linken Vorhof, der für Herzrhythmusstörungen sorgte.
Berichte wie diese finden sich regelmässig in Zeitungen. Meist mit der Bemerkung, die Smartwatch hätte das Leben der Betroffenen gerettet. «Letztlich weiss man das nicht, denn es ist ja nicht zu einem lebensbedrohlichen Ereignis gekommen», sagt Richard Kobza, Kardiologe am Cardiopuls Medical Center in Luzern und Spezialist für Herzrhythmusstörungen. Wahrscheinlich wären die Rhythmusstörungen aber ohne Smartwatch länger unentdeckt geblieben. «Man kann daher sagen, dass eine auf Rhythmusstörungen sensible Smartwatch das Leben von Betroffenen verlängern kann.»