Rotkreuz-Fahrer gehen leer aus
Der Rotkreuz-Fahrdienst schlägt im Aargau um 20 Prozent auf. Die freiwilligen Fahrerinnen und Fahrer erhalten keinen Rappen mehr.
Veröffentlicht am 17. Dezember 2021 - 10:47 Uhr
Leute zur Ärztin, ins Spital oder zur Therapie bringen – das tun freiwillige Fahrerinnen und Fahrer des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK).
Eine gute Sache, unbestritten. Die Fahrgäste müssen dafür je nach Kanton unterschiedlich hohe Kilometerpreise zahlen. Der Grund: Das SRK ist streng föderalistisch aufgebaut. So kostet der Kilometer in Basel-Stadt, Glarus und Uri 70 Rappen, Luzern verlangt 85 Rappen, St. Gallen gar 1 Franken. Das SRK Aargau hat den Tarif Mitte Jahr von 75 Rappen (vor Corona waren es noch 70 Rappen) auf 90 Rappen angehoben – um 20 Prozent.
Der Fricktaler Daniel Gerber arbeitet seit der Pensionierung vor gut sieben Jahren als freiwilliger Fahrer. Über die Preiserhöhung regt er sich auf. Er stört sich daran, dass das Aargauer SRK von den Kunden nun 90 Rappen verlangt, aber die freiwilligen Fahrerinnen und Fahrer mit ihren privaten Autos weiterhin bloss 70 Rappen bekommen. «Das Rote Kreuz versucht, auf dem Buckel der Freiwilligen seine Bilanz aufzumotzen.»
650 Freiwillige sind es im Aargau. Gerber ist im Schnitt dreimal pro Woche im Einsatz, jeweils zwei bis drei Stunden. Er schätze den Austausch mit den Gästen und helfe gern. Es gehe ihm nicht um die 20 Rappen Differenz. Er könne einfach nicht verstehen, weshalb das Rote Kreuz die Preise erhöht. Die Kundinnen und Kunden hätten oft wenig Geld. Es sei schliesslich eine karitative Organisation, die sich das Thema Gleichheit auf die Fahne geschrieben habe.
So reagiert das Aargauer SRK auf die Vorwürfe
Sonja Geissmann, Sprecherin des Aargauer SRK, findet es schön, dass sich Gerber so für seine Klientel einsetzt. Sie verweist aber darauf, dass es Sozialrabatte für Bedürftige gibt, die sich die 90 Rappen pro Kilometer nicht leisten können. Die Preise seien auch gut 20 Jahre lang nicht angepasst worden.
Der Fahrdienst sei aber in den letzten Jahren stark gewachsen, man führe jährlich 3700 Fahrten mehr durch. Entsprechend seien immer mehr Spendengelder hineingeflossen, im Jahr 2020 ein Drittel aller Spenden. «Das SRK Aargau möchte vermehrt auch andere Angebote ausbauen wie zum Beispiel die Unterstützung von pflegenden Angehörigen.» Die Spenden müssten gerecht verteilt werden.
4 Kommentare
Ja, "Eigeninteressen-Verfolgung" und damit auch Habgier, ist in der Schweiz stark verbreitet, gerade auch im "Gesundheits-Un-Wesen" und gewissen "Hilfswerken" (Liste der Millionen hortenden "Hilfswerke" (K-Tipp).....!?
Hinzu kommt, dass wir in der - längst zusammenverbauten - Mini-Schweiz weiterhin den unsinnigen, da Kosten aufwändigen, intransparenten "Kantönligeist-Wirrwarr" haben (Gesundheits,-Bildungs,-Sozial-Wesen....)!!??
Ich bin auch Freiwillige Fahrerin und er hat recht wir bekommen 70 Rp. pro Kiliometer und meine Klientinen und Klienten beschweren sich für die Preiserhöhung vorher wars Billiger mit Barzahlung
Auch ich bin Fahrer im Kanton Zürich. Hier bezahlen die Fahrgäste 0.95 CHF pro KM und 5 CHF pauschal. Diese Preise sind also mehr als moderat. Dass wir Fahrer nur mit 0.70 CHF abgespeist werden, was unter den Selbstkosten ist, stört mich viel mehr. Für den Service den wir bieten, will ich nicht als 'billiger' Fahrer missbraucht werden. Habe nun, bedingt durch die hohen Spritkosten entschieden, nur noch einzelne Stammgäste zu fahren.
Dies sind noch moderate Priese. Beispiel SRK Bern Seeland: Entschädigung Fahrer Fr. 0.80/km. Verrechnet werden Fr. 1.20 bis 1.70km. plus Buchungsgebühr Fr. 2.00. Und die Einsätze werden noch schlecht eingeteilt.