Der Brief, den die Postfinance Mitte April an ihre Kunden verschickte, trug die Überschrift «Neuausrichtung des Vorsorgefonds-Angebotes». Neuausrichtung heisst bei Postfinance konkret: eine Gebührenerhöhung und – weitaus gravierender – ein Wechsel von passiven zu aktiven Fonds. 

Gravierend nicht nur, weil für aktive Fonds höhere Gebühren anfallen, sondern vor allem, weil gemanagte Fonds fast immer schlechter abschneiden als die passive Variante, die sogenannten Indexfonds. Darunter versteht man Aktiensammlungen, die einen Börsenindex, etwa den Schweizer SMI, möglichst genau nachbilden. Sie enthalten also dieselben Aktien in denselben Mengenverhältnissen wie der Börsenindex selbst. Werden solche Indexfonds erneut zu einem Fonds zusammengenommen, spricht man von einem börsengehandelten Fonds, zu Englisch «exchange-traded fund» oder kurz ETF. Das Gute daran: Indexfonds und ETFs können nicht schlechter abschneiden als der Börsenmarkt selbst.

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Mär vom genialen Fondsmanager

Aber gibt es nicht Fondsmanager, die «ein Näschen» haben für die Börse, ein Gespür fürs Auf und Ab bis runter zu einzelnen Aktien? Und so dem Markt hohe Gewinne abtrotzen? Verschiedene Versuche in den letzten Jahrzehnten enttarnten die Mär vom genialischen Fondsmanager als genau das: eine – zugegebenermassen mit zufälligen Ausreissern versehene – Mär.

1999 liess man die damals sechsjährige Schimpansendame Raven Dartpfeile auf eine Liste mit 133 börsenkotierten Firmen werfen. Die Aktien jener Konzerne, bei denen die Pfeile stecken blieben, wurden von ihren Betreuern gekauft. Mit beeindruckendem Erfolg: Raven landete auf Platz 22 der besten Investoren des Jahres und liess damit 6000 Wall-Street-Broker hinter sich.

2013 liess die britische Zeitschrift «The Observer» eine Katze mit Spielzeugmäusen auf Aktiennamen werfen. Ein ebenfalls höchst lukrativer Versuch: Das Portfolio schloss mit einem Plus von 11 Prozent ab. Von so einem Ergebnis konnte die parallel investierende Gruppe von Investment-Profis mit ihren 3,5 Prozent Gewinn nur träumen. 

Darts-spielende Affen

Ausnahmeerscheinungen? Zufälle? Mitnichten. Zwischen 1964 und 2010 liess das US-amerikanische Marktforschungsinstitut Research Affiliates jährlich 100 Affen mit Pfeilen auf eine Liste von 1000 Aktien schiessen. Je 30 Treffer kamen ins Körbchen. Selbst in dieser gross angelegten Versuchsreihe schlugen die Portfolios der bepelzten Börsianer den Markt um durchschnittlich 1,7 Prozent. 

Den Postfinance-Kunden, die trotz der angekündigten «Neuausrichtung» Postfinance-Kunden bleiben wollen, kann man also nur wünschen, dass die Post-Tochter Katzen und Schimpansen einstellt. Und schleunigst ein paar Palette Spielzeugmäuse und Dartpfeile bestellt.

«Für dumm verkauft»

Etikettenschwindel, falsche Preisangaben, haarsträubende Werbung oder sonst ein Reinfall: Für Ärger von Konsumentinnen und Konsumenten ist leider nur allzu häufig gesorgt. Auch Beobachter-Redaktorinnen und -Redaktoren fühlen sich öfters für dumm verkauft. Was sie dabei erleben, lesen Sie unter dieser Rubrik.

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