Veröffentlicht am 5. Januar 2023 - 14:20 Uhr
Es sollte nur ein Set Bettwäsche sein, Modell «Nattsvärmare». Samstagvormittag, Ikea Dietlikon. Es ist kalt und sonnig. Um 8.35 Uhr stehen die Autos vor dem Parkhaus schon Schlange. Jemand hupt genervt.
Kaum hat man einen der letzten Parkplätze ergattert, gehts aufwärts. Schier endlose Rolltreppen. Von der Höhle des düsteren Parkhauses hinauf ins Licht. Oben angekommen, steht man in einer Wohnung, die deutlich gemütlicher ist als die eigene. Warme Farben, abgestimmtes Licht, riesige Kissen, Kerzenständer, Bilderleisten mit Schwarz-Weiss-Drucken.
Langsam setzt die Vernebelung des Verstands ein. Was wollte man eigentlich kaufen? Egal, ein übergrosses Päckchen Teelichter wandert in die viel zu grosse gelbe Tasche. Fr. 5.95 für 100 Stück, ein Schnäppchen. Wer weiss, ob man an den Kerzen später noch einmal vorbeikommt? Weiter gehts durch designte Küchen mit riesigen Kochinseln, gemütliche Kinderzimmer mit Hochbetten, stylische Schlafzimmer mit ausladenden Boxspringbetten.
Hat man sich durch die Ausstellung gekämpft, den Bergen von Daim-Süssigkeiten an der Rolltreppe widerstanden und ist am Restaurant mit den Köttbullar stark geblieben, wird man erlöst. Die Markthalle. Endlich darf man zugreifen. Je mehr man in den Wagen schmeisst, desto leerer erscheint er. Bis man schliesslich an der Kasse steht – leicht peinlich berührt ob des randvollen Wagens. Biip, biip: «795 Franken, bitte.» Schluck. Schnell noch zum Ein-Franken-Hotdog-Stand. Bei dem Preis dürfen es auch zwei sein. Beim Beladen des Autos merkt man: Die Bettwäsche fehlt.