Chip zu klein – nichts geht mehr
Bis zu 159'000 Teslas haben einen fehlerhaften Chip. Die Kunden werden alleingelassen.
Veröffentlicht am 27. August 2020 - 18:51 Uhr
Dann war plötzlich der Bildschirm schwarz. Der Tesla Model S von Claudio Pfister fuhr zwar noch, aber alle intelligenten Systeme waren futsch. Darunter auch die Ladefunktion – prekär bei einer Restreichweite von 150 Kilometern. «Der Pannendienst kam und wechselte die Zwölf-Volt-Batterie. Genützt hat das aber nichts», so Pfister.
Ähnlich erging es Markus Stettbacher (Name geändert). Sein Model S steht seit fünf Wochen defekt im Service-Center. Einen konkreten Reparaturtermin kann Tesla nicht angeben. «Das kann es doch nicht sein bei einem Fahrzeug, das über 100'000 Franken gekostet hat», ärgert sich Stettbacher.
Bei beiden Teslas liegt der Grund für die Panne bei der sogenannten Media Control Unit (MCU). Dieser interne Rechner speichert fortlaufend wichtige Fahrzeugdaten. Doch durch die häufigen Schreib- und Löschvorgänge verliert der Speicherchip an Kapazität, bis schliesslich das ganze System ausfällt. Der Chip ist zu klein dimensioniert.
Betroffen sind weltweit bis zu 159'000 Teslas. Gemäss der Nachrichtenagentur Reuters hat die zivile US-Bundesbehörde für Strassenverkehrssicherheit eine Untersuchung eingeleitet, weil ihr so häufig vorzeitige Ausfälle wegen des MCU-Rechners gemeldet wurden.
Tesla hat auf die Anfrage des Beobachters nicht geantwortet. Der Hersteller scheint auch seine Kunden alleinzulassen. «Ich konnte telefonisch nie jemanden von Tesla Schweiz erreichen», sagt Stettbacher. Pfister, eigentlich als Leiter der Fachgesellschaft e-mobile ein Fan von Elektroautos, plant im Herbst eine Reise in die Niederlande. Dort hat er einen IT-Crack gefunden, der ihm den Austausch der MCU für 800 Franken offeriert hat. Tesla verlangt mehr als doppelt so viel.
Gibt es für Fahrer von Model S und X bessere Lösungen? Beobachter-Beraterin Katharina Siegrist kann nicht viel Hoffnung machen: «Für Konstruktionsfehler gelten die im Vertrag festgehaltenen Garantiebestimmungen. Wenn Tesla Reparaturarbeiten verschleppt, bleiben Kundinnen und Kunden am besten hartnäckig und versuchen, eine gemeinsame Lösung zu finden. Andere Möglichkeiten, wie einen Dritten beauftragen oder klagen, bringen faktisch nichts – schon gar keinen Zeitgewinn.»
9 Kommentare
Eigentlich für mich unverständlich, dass man ein Auto vom Reissbrett kauft, wie das anfänglich sehr viele Teslakäufer taten. Dennoch interessierte ich mich auch für das Model S, aber bereits da war Kundenfreundlichkeit ein Fremdwort. Erst wollte man mir keine schriftliche Offerte schicken, als man dann doch noch einwilligte, wartete ich drei Monate. Telefonisch erreichbar war der Kundendienst eh nie. Dass der nach dem Kauf lausig sein wird, wenn er vor dem Kauf schon so wenig Engagement zeigt, war mir schnell klar und Tesla war für mich erledigt. Nun scheint es sich zu bestätigen. So oder so ist mir der Auftritt suspekt, Tesla als eine Art Ersatzreligion und Musk als Heiland. Die Präsentation des Models X jedenfalls erinnerte mich stark an Sektenveranstaltungen.
Selber schuld wer so ein Auto kauft, wo man sogar für den Scheibenwischer bedienen am Touchpad rumfummeln muss. Alles was bei Tesla nicht in Ordnung ist, wird anscheinend immer per Sofware update angepasst. Nimmt mich wunder, wie Elon Musk die zu grossen Spaltöffnungen im Innenraum mit Softwareupdates beheben will. Tesla bzw. Musk interessieren Kritiker ja sowieso nicht, alles was Musk hat auch gut zu sein. Leider machen sich die Fanboys und auch alle Journalisten nicht die Mühe, seine grossspurigen Ankündigunen zu prüfen, wie z.B. dass er dieses Jahr 2 Mio Robotaxis auf die Strasse bringt. Es gibt genug andere gute E-Autos mittlerweile, die nicht von einer Oneman Show geführt werden.
Tesla hat inzwischen reagiert und die Software angepasst, so dass der Chip länger hält. Die neuen Modell verfügen zudem über einen grösseren Chip. Auch soll sich Tesla angeblich nun doch um eine Reparaturlösung für defekte Chips kümmern, aber ob das stimmt, weiss ich nicht.
Lieber GautierBlanc, Tesla hat einen grossen Vorsprung, allein das Supercharger Netz ist unschlagbar. Kein Gefummel, einstecken und fertig.
Und unzufriedene Kunden, die ihre viel zu hohen Erwartung nicht erfüllt sehen, gibt es immer. Man kann niemals alle zufriedenstellen. Du bist halt ein Early Adopter und bezahlst halt nun den Preis dafür. Ich habe auf das Model 3 gewartet und es hat sich gelohnt.
Und was hat der Aktienkurs mit dem Fahrzeug zu tun? Ich fahre schliesslich mit dem Auto und nicht mit Aktien.
I
Teil 4 Fortsetzung (Teil 5 - 9 erspare ich den strapazierten Lesern).
Wiederholung: liebe meinen P85D immer noch....
Aber von der US Company und dem unteridrischen Kundenumgang (gemäss den US Vorgaben) bin ich extrem enttäuscht.
Schade um Tesla, sonst supergute Autos...
Die Konkurrenz wird mit immer mehr ebenbürtigen Elektroautos kommen.
Der sagenhafte technische Vorsprung von Tesla ist z.T. jetzt schon nur noch ein Mythos, gehypt von den Fanboys.
Dass Tesla mit den Superchargern im Westen die Elektroautomobiltät überhaupt erst richtig ermöglicht hat, bleibt ihr grosses Verdienst. In den USA immer noch wichtig, in Europa glücklicherweise immer weniger.
Der Tesla Aktienkurs ist schon seit langen eine riesengrosse Blase, nur weiss kein Mensch, wann die platzt.
Möglicherweise, wenn Tesla doch nicht in den S&P 500 kommt, weil Finanzakrobat Elon Musk mit den Bilanzen sehr kreativ umgeht.
System: Kosten/Umsatz etc. Verschiebungen, damit jeweils quartalsweise kleinere "Gewinne" entstehen, inkl. dem entsprechend gesteuerten Verkauf der Abgaszertifikate, dann wieder grosser Verlust, mit Investitionen begründet und mit einer Kapitalerhöhung behoben, obwohl Musk schon seit Jahren behauptet, sie brauchten keine KE mehr, usw., usf. Danach wieder stolz auf den hohen Cash, usw.
Und der Batteriebetrug und Sachen wie der Umgang mit MCU Problemen etc., etc., etc., endlich mal in der Öffentlichkeit und der Finanzwelt ankommen.
Hallo GautierBlanc, würde mich gerne einmal über deinen „Leidensweg „ mit Tesla unterhalten. Bin selbst Tesla Fahrer und weiss ein oder 2 Sachen zu berichten. Gibt es hier eine Privatnachricht Funktion? Gruss Anton