Coca-Cola ist für Babys und Kleinkinder nicht geeignet, das Getränk enthält zu viel Zucker. Darüber sind sich wohl alle Eltern einig. Doch wussten Sie, dass ein Fencheltee der Marke Mamia, der für Säuglinge ab vier Monaten geeignet sein soll, zu 91 Prozent aus Zucker besteht? Und wie steht es um angeblich gesunde Fruchtsäfte, Fruchtmus in Beuteln – sogenannte Quetschies – und Babybreie?

Trotz des Aufdrucks «ohne Zuckerzusatz» sind sie oft so zuckerhaltig wie Süssgetränke. Dies zeigt eine neue Marktstudie des Schweizer Konsumentenschutzes, die über 30 Produkte für Babys und Kleinkinder untersucht hat. 

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Die Quetschies sind wahre Zuckerbomben. Das Quetschie von Holle besteht aus fast 14 Gramm Zucker pro 100 Gramm. Coca-Cola schneidet im Vergleich besser ab, mit 10 Gramm Zucker pro 100 Gramm. Viel Zucker fand der Konsumentenschutz auch in Biskuits, Keksen und Riegeln.

Der Apfel-Banane-Riegel für Kinder ab zwölf Monaten, ebenfalls von Holle, besteht mit 46 Gramm fast zur Hälfte aus Zucker. Die Kinderbiskuits von Galactina, ebenfalls empfohlen für Kinder ab einem Jahr, enthalten 25 Gramm Zucker pro 100 Gramm. 

Dabei empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation WHO für ein- bis dreijährige Kinder maximal 30 Gramm Zucker pro Tag. Dieser Wert wird beim Konsum der untersuchten Produkte schnell überschritten. Das Fazit der Marktstudie: Die meisten der untersuchten Nahrungsmittel für Kleinkinder sind überzuckert.

Lieber Quetschie als Apfelschnitz

Der Konsumentenschutz fordert nun, dass aggressive Kinderwerbung eingeschränkt wird. Gesundheitsbezogene Angaben wie «Mit 4 Vitaminen» sollen nur dann erlaubt sein, wenn die Produkte nach WHO-Standards ausgewogen sind. Dies will der Konsumentenschutz in der anstehenden Revision des Lebensmittelgesetzes verankern. Anfang 2024 kommt sie in die Vernehmlassung. 

Dass Kleinkindernahrung nicht so gesund ist wie angepriesen, ist nichts Neues. Immer wieder zeigen Marktforschungen auf, dass Babynahrung zu viel Fett und Zucker enthält. Das Problem kennt auch Andrea Cramer, sie ist Ernährungsberaterin im Ernährungszentrum Zürich. In Beratungssprechstunden erklärt sie Eltern, wie sie ihre Sprösslinge gesund ernähren können.

«Eltern denken, ein Produkt sei gesund, wenn es Fruchtsaft als Inhaltsstoff aufweist. Dabei handelt es sich um konzentrierten Fruchtzucker»

Andrea Cramer, Ernährungsberaterin im Ernährungszentrum Zürich

Bereits vor einem Jahr warnte sie in einem Interview mit dem Beobachter, dass einige Kinder heute kaum noch Obst und Gemüse als Zwischenmahlzeit essen: «Stattdessen lutschen sie an Quetschies. Das macht mehr Spass, als an einem angelaufenen Apfelschnitz zu kauen. Ist aber deutlich ungesünder.»

Der hohe Zuckergehalt der Fruchtbeutel rühre von der hohen Konzentration, die bei den Äpfeln, Birnen oder Orangen durch die Verarbeitung entsteht. «Die Kinder essen so viel mehr von den süssen Früchten, als wenn sie einfach einen Apfel essen würden.»

Gefährlich ist auch, dass nicht alle Zuckerarten auf der Verpackung explizit als solche ausgewiesen sind. «Eltern denken also, ein Produkt sei gesund, wenn es Fruchtsaft als Inhaltsstoff aufweist. Dabei handelt es sich um konzentrierten Fruchtzucker», sagt Andrea Cramer.

Anders ausgedrückt: Was auf den ersten Blick nach Früchten klingt, ist einfach eine andere Form von Zucker, aber deshalb nicht gesünder. Häufig sind Mais- oder Reiswaffeln für Kinder mit solchen Fruchtkonzentraten gesüsst. Und: Das Konzentrat muss trotz hohem Zuckergehalt in der Nährstofftabelle nicht als Zucker ausgewiesen werden.