Abheben auf eigene Gefahr
Airlines nehmen den Betrieb wieder auf. Mit Sicherheitsabstand im Flieger wirds wohl nichts.
Veröffentlicht am 4. Juni 2020 - 18:42 Uhr
So viele Passagiere wie letztes Jahr zählte der Flughafen Zürich noch nie: 31,5 Millionen. Und so wenige Flieger wie am 14. April starteten und landeten schon ewig nicht mehr: 24. Meilenweit entfernt von den 907 Flugbewegungen an einem einzigen Tag im Jahr 2019.
Der Flugverkehr ist weltweit eingebrochen, die Flieger stehen herum. Reihenweise gehen Airlines bankrott, man spricht davon, dass die Hälfte der rund 800 Fluggesellschaften nicht mehr abheben wird. Zehntausende der 66,5 Millionen Jobs in der Flugindustrie wurden vernichtet. Grossfirmen wie Thai, American und die deutsche Lufthansa müssen mit Staatsgarantien in Milliardenhöhe gestützt werden.
Die Lufthansa ist als Eigentümerin von Swiss, Edelweiss und Eurowings Hauptkundin des Flughafens Zürich-Kloten. Zwei von drei Maschinen heben dort für die Lufthansa und ihre Töchter ab. Konkurrenten wie Easyjet und British Airways kommen zusammen auf bloss fünf Prozent. Und alle nehmen zaghaft den Dienst wieder auf und fragen sich, wie sie die Bedenken der Fluggäste zerstreuen können.
Swiss empfiehlt Masken , setzt die Gäste aber «wann immer möglich» auseinander, was wegen der aktuell tiefen Auslastung kein Problem sei. Edelweiss flog nach zwei Monaten Pause kürzlich wieder nach Faro, Portugal. Essen wird serviert, eine Maskenpflicht besteht nicht. Die unterschiedlichen Regelungen widerspiegeln den Ja-nein-vielleicht-Kurs des Bundesamts für Gesundheit.
Eurowings schickte einen ersten Flieger nach Olbia, Sardinien. Er wurde samt den zwei Passagieren nach Düsseldorf zurückgeschickt – der Flughafen von Olbia ist für internationale Flüge bis 24. Juni gesperrt.
Easyjet stellte einen Film online: Alle Gäste tragen Maske im Flughafen und im Jet, Maske bis zum Ausgang am Zielort. Abstand hier, Abstand dort, Markierungen überall. Das Bordpersonal trägt Maske. An Bord kein Getränk, kein Essen, kein Magazin, keine Hilfe beim Gepäck, kein Bordverkauf. British Airways stellte dieser Tage einen ähnlichen Film ins Web. Den Mittelsitz besetzen alle, ihn nicht zu verkaufen, kann sich keine Airline leisten.
Flug annulliert, überbucht oder verspätet: Beobachter-Mitglieder erfahren im Merkblatt «Ihre Rechte als Flugpassagier», was ihnen zusteht und welche Entschädigungssumme sie in den jeweiligen Situationen verlangen können.
2 Kommentare
Während die Pandemie weiter weltweit aktiv ist, wäre es absolut verantwortungslos, zu reisen (Ansteckungsgefahren und weitere "Verschleppung" der Pandemie)!
Die Gesundheit der Mitarbeitenden und Kunden ist sekundär geworden. Alle kommunizieren, dass Abstand und Hygiene die einzigen Mittel zur Minimierung von Infektionen sind. Viele halten sich nicht mehr dran und die Fluggesellschaften interessieren sich hierfür kaum. Die erste Welle hat die Erkenntnisse gebracht, dass kein lock down mehr stattfinden wird, da die wirtschaftliche Seite wichtiger als die Gesundheit ist.