Sportschützen ärgern sich über neue Visa-Mitgliederkarte
Sportschützen kritisieren ihren Verband wegen der Weitergabe ihrer Daten an die Firma Bonuscard.
Veröffentlicht am 18. Juni 2021 - 13:22 Uhr
Die Schützinnen und Schützen des Schweizer Sportschützenverbands (SSV) haben in den vergangenen Tagen ihre neue Mitgliederkarte erhalten. Neu ist diese Schützenlizenz gleichzeitig eine Visa-Karte. Es handelt sich um eine sogenannte Kreditkarte light mit einer Monatslimite von 1000 Franken und einer Jahreslimite von 5'000 Franken. Bis 80 Franken kann damit ohne PIN und Unterschrift kontaktlos bezahlt werden.
Das ärgert viele Mitglieder. Etwa Sabrina Williner, Präsidentin der Sportschützen Wohlen: «Der Verband hat alle Daten der Vereinsverwaltungsdatenbank der Schützen an die Firma Bonuscard weitergeleitet. Ich wurde darüber nicht informiert und habe dazu auch nicht mein Einverständnis gegeben», sagt Williner. Besonders empört die Jungschützenleiterin, dass nicht nur die volljährigen Mitglieder eine Karte erhielten, sondern auch die Minderjährigen. Ihnen wurde eine Prepaidkarte zugestellt.
Über die umstrittene Aktion haben auch andere Medien berichtet. Im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso» machen einige SSV-Mitglieder ihrem Ärger Luft. Einer sagte: «Ich bin erschrocken, dass es möglich ist, für Verbandsmitglieder eine Kreditkarte zu erstellen, ohne zu fragen.» Ein anderer Schütze meinte: «Man gibt nicht nur ohne meine Erlaubnis meine persönlichen Daten heraus, sondern macht auch noch gleich einen Vertrag mit einer Kreditkartenfirma. Dazu ist der SSV meiner Meinung nicht berechtigt.»
Der SSV verteidigt die Aktion. «Wir haben unsere Mitglieder bereits im vergangenen Jahr umfangreich über das Projekt informiert. Die Rückmeldungen von der Basis sind grösstenteils positiv», sagt SSV-Sprecher Christoph Petermann. Die negativen Rückmeldungen beliefen sich derzeit auf knapp ein Prozent. Trotzdem werde die Kritik ernst genommen. «Wir werden das genau analysieren», so Petermann. Als Grund für die Aktion nennt er die Notwendigkeit für den Verband, neue Wege bei der Finanzierung zu beschreiten. Die Mitgliederbeiträge seien sehr tief, der Verband sei auf die Einnahmen durch Sponsoren und Partner angewiesen.
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