Warum wird der Strom so teuer?
Ein Durchschnittshaushalt zahlt im kommenden Jahr 220 Franken mehr für Energie. Warum? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Warum kostet ein Kilowatt Strom nicht in jedem Kanton oder in jeder Gemeinde gleich viel?
Der Preis hängt einerseits davon ab, ob ein Stromversorger selbst produziert – und welche Art Strom er produziert. So schwankt der Preis für Strom aus erneuerbaren Energien derzeit weniger als bei jenem aus Atomenergie, Erdöl, Gas oder Kohle.
Wenn ein Stromversorger keine eigenen Erzeugungsquellen hat, hängen die aktuellen Preise davon ab, wie weit im Voraus er Strom einkauft. Bei kurzfristigen Verträgen mit Lieferanten kann er der Kundschaft den Strom billiger anbieten, wenn der Marktpreis sinkt. Bei langfristigen Verträgen zahlt er länger hohe Preise, auch wenn die Preise am Markt gesunken sind – und gibt sie an die Kundschaft weiter.
Warum wird der Strom bei vielen Anbietern nächstes Jahr so teuer?
Hauptgrund ist die Energieknappheit in Europa. Dafür gibt es drei Gründe: Mehr als die Hälfte der französischen Atomkraftwerke waren letztes Jahr wegen Reparaturarbeiten ausser Betrieb. Zudem stoppte Russland letztes Jahr die Gaslieferungen, darum stiegen die Preise. Drittens führten die geringen Niederschlagsmengen und die vom Bundesrat beschlossene Stromreserve zu einer Reduktion der Wasserkraft. Energieversorger, die keine langfristigen Verträge mit Lieferanten hatten, waren deshalb gezwungen, Strom einzukaufen, obwohl er gerade sehr teuer war. Diese Preissteigerungen werden nun an die Kundinnen und Kunden weitergegeben.
Wie setzt sich der Strompreis zusammen?
Laut dem Bund aus vier Komponenten: Netznutzungstarif, Energietarif, Abgaben an das Gemeinwesen und Netzzuschlag.
- Netznutzungstarif: Die Gebühr für die Netznutzung deckt die Kosten für den Transport von Strom von der Produktionsstätte bis zum Ort des Verbrauchs. Die Netznutzung steht dabei im Verhältnis zum Energieverbrauch.
- Energietarif: Er ist der Preis für den gelieferten Strom. Diesen erzeugt der Netzbetreiber entweder mit eigenen Kraftwerken, oder er kauft ihn bei Lieferanten ein.
- Abgaben an das Gemeinwesen: Sie umfassen zum einen die Bundesabgabe und zum anderen die kommunalen und kantonalen Abgaben. Darunter fallen etwa Konzessionsabgaben oder lokale Energieabgaben. Konzessionsgebühren sind Gebühren für die Sondernutzung von öffentlichem Grund zur Verlegung von Stromleitungen. Aber auch Energieabgaben zur lokalen Finanzierung der Förderung erneuerbarer Energien, von Energiesparmassnahmen und vergünstigter Energieberatung gehören dazu. Schweizweit betragen die durchschnittlichen Abgaben und Leistungen an die Gemeinwesen für das Jahr 2022 rund 0,9 Rappen pro Kilowattstunde.
- Netzzuschlag: Eine Bundesabgabe zur Förderung der erneuerbaren Energien, Stützung der Grosswasserkraft sowie für ökologische Sanierungen der Wasserkraftwerke. Die Höhe der Abgabe wird jährlich vom Bundesrat festgelegt und liegt 2024 unverändert auf dem gesetzlichen Maximum von 2,3 Rappen pro Kilowattstunde.
- Winterreserve: Um für eine Stromknappheit gerüstet zu sein, ergriff der Bund Massnahmen. Unter anderem schrieb er eine Wasserkraftreserve vor. Das heisst: Die Stauseen müssen einen bestimmten Füllstand aufweisen, damit man im Notfall damit Strom produzieren kann.
Welche Rolle spielt Swissgrid bei der Stromversorgung?
Swissgrid ist verantwortlich für das nationale Übertragungsnetz. Die Aktiengesellschaft muss die Leitungen unterhalten und erneuern. Ausserdem muss sie auch mit Stromzukäufen dafür sorgen, dass immer genügend Spannung im Netz ist, sodass es stabil weiter betrieben werden kann. Swissgrid gehört den Stromversorgern, zu über 80 Prozent den Grossen wie BKW, Axpo, dem Elektrizitätswerk der Stadt Zürich und den CKW (Zentralschweizerische Kraftwerke).
Kann man sich als Konsumentin und Konsument wehren?
Nein, die Tarife gelten ab dem 1. Januar 2024 definitiv. Sollte sich jedoch herausstellen, dass die Tarife zu hoch waren, können Konsumentinnen und Konsumenten bei der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (Elcom) eine Beschwerde einreichen. Die Elcom kann dann für die folgenden Jahre entsprechend tiefere Tarife verfügen.
11 Kommentare
NEIN zum Mantelerlass „Stromversorgung“: Unökonomisch und unökologisch
Der Ausbau der erneuerbaren Energien in der Schweiz wird nicht reichen, um den Strombedarf im Winter weitgehend unabhängig von Importen zu decken. Der Strombedarf muss prioritär über grössere Stromeffizienz, Stromsparen und Lenkungsabgaben gesenkt werden. Die Bundesverwaltung beziffert allein das Potenzial von Effizienzmassnahmen auf bis zu einem Drittel des gesamten Stromverbrauchs. Mittel- und langfristig ist Strom aus modernen KKWs einzusetzen.
Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist auf vorbelastete Siedlungs- und Verkehrsräume zu beschränken. Er darf nicht auf Kosten von Natur, Landschaft und Biodiversität gehen.
Nachdem sich die meisten Annahmen der Energiestrategie 2050 als falsch herausgestellt haben, braucht es statt hastig aufgesetzte Gesetzesprojekte eine neue Konzeption. In der Bundesverwaltung hat es genug Ökonomen, welche mittels Nutzen/Kosten-Analysen (inkl. immaterielle Kosten!) ein effektives und effizientes Massnahmenpaket vorschlagen können.
ELPEC statt OPEC ?
Jetzt werden exakt die gleichen Argumente wie letztes Jahr benutzt.
Welche Aufsichtsgremien stehen den Stromkonzernen vor?
Die Schweiz deckt den Strombedarf zu 79 % aus Wasserkraft.
Mit einer transparente Kalkulation könnte man eventuell verstehen, wieso die fehlenden 20 %, zu so stark steigenden Preisen führen
Ihr schreibt von Reparaturen von den französischen Atomkraftwerken. Was mir aber in Eurem Bericht fehlt ist der Hauptgrund der Stromknappheit. Die Abschaffung von Atomkraftwerken! Die Quelle für genügend und vorallem bezahlbaren Strom. In Deutschland ist man soweit, dass es Bürger gibt die sich das Heizen im Winter nicht mehr leisten können. Jeder der rechnen kann weiss, dass man mit Windräder und Solar die Bevölkerung nicht mit genügend Strom versorgen kann und vorallem nicht mit bezahlbaren. Das hat nichts mit Putin zu tun! Danke den Grünen! Hauptsache alle Elektro Autos haben Strom! Franziska von Rotz
Ich finde, das ist etwas kurzsichtig gedacht……
Ich kann es nicht verstehen, dass wir im Kt. Aargau mit 3 KKW's die höchsten Strompreise haben. Die KKW,s produzieren doch von den Herstellungskosten gesehen den Strom am billigsten.
Freundliche Grüsse
Zbynek Haskovec
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