Offiziell ein Schneeballsystem
Ein Zuger Unternehmer klagte gegen die umstrittene Einkaufsgemeinschaft Lyoness – mit Erfolg. Das Gericht bezeichnete das Geschäftsmodell als Schneeballsystem.
Veröffentlicht am 1. November 2016 - 09:34 Uhr
Lyoness betreibt ein «Vertriebssystem nach dem Schneeballprinzip». Zu diesem Schluss kommt das Zuger Kantonsgericht. Denn wer neue Mitglieder ins System einbringe, profitiere von einer Treueprämie, die massiv über den Rabatten bei den Einkäufen liegt, um die es bei Lyoness vordergründig geht. Laut Gericht liegt ein Schneeballsystem vor, sobald den Teilnehmern in Aussicht gestellt wird, dass die Anwerbung von weiteren Personen Vorteile bringen könne.
Gegen das international weitverzweigte Firmenkonglomerat Lyoness klagte der Zuger Unternehmer Christian Plaschy. Wie andere Geschädigte auch hatte er erst nach und nach realisiert, dass nur mit Einkäufen wenig bis nichts vom versprochenen Cashback fliesst. Daher kauften sich viele Mitglieder für mehrere tausend Franken als «Premium-Partner» ein. So erhielten sie Gutscheine für künftige Einkäufe, liessen sich Punkte im System gutschreiben und hofften, dass sich auch neu geworbene Mitglieder einkaufen, was ihnen wiederum Punkte einbringen sollte.
Trotz dem Urteil erhält Plaschy nur einen Bruchteil seines Geldes zurück. Er konnte nicht nachweisen, dass er selber den Schaden erlitten hatte, da er den grössten Teil über seine Firma eingezahlt hatte.
Trotzdem ist Plaschy zufrieden: «Ich wollte nachweisen, dass das Geschäftssystem von Lyoness nicht sauber ist.» Lyoness will das Urteil an die nächste Instanz weiterziehen.
Mit vermeintlichen Gewinnversprechen versuchen dubiose Firmen, nicht nur sich selbst zu bereichern, sondern auch an Personendaten zu gelangen. Beobachter-Mitglieder erfahren, wie sie Konsumfallen erkennen, wie sie sich dagegen wehren und diese mittels Musterbrief direkt dem Seco melden können.