Eine dreiste Masche
Ein Schlüsselfundservice wirbt derzeit telefonisch Kunden anderer Anbieter an, indem er ihnen eine vermeintliche Abo-Verlängerung verspricht. Gegen diese Täuschung kann man sich wehren.
aktualisiert am 18. Juli 2016 - 13:00 Uhr
Ein verlorener Schlüssel zählt zu den ärgerlichsten Vorkommnissen im Alltag. Dafür gibt es eine praktische Dienstleistung: Schlüsselfundmarken.
Wer einen Schlüsselbund mit einer solchen Marke findet, kann diesen in jeden Briefkasten werfen. Anschliessend leitet die Post den Schlüsselbund an die entsprechende Schlüsselfundfirma weiter, welche ihn wiederum an den Besitzer zurücksendet.
Da die Nachfrage nach einem solchen Service gross ist, haben viele Unternehmen das Geschäftsmodell für sich entdeckt – und bearbeiten es zum Teil mit dreisten Methoden.
Die jüngste Masche ist besonders frech. Etliche Beobachter-Abonnenten, die einen Schlüsselfundservice nutzen, erhielten in den vergangenen Wochen Anrufe, ob sie ihren Vertrag für den Schlüsselfundservice verlängern wollen. Die Überraschung folgte einige Tage später per Post: Nicht der bekannte Service meldete sich, sondern die bis dahin unbekannte Firma We-Find. Sie schickte eine schriftliche Empfangsbestätigung über einen angeblichen Vertragsabschluss – samt mitgelieferter Fundmarke und der Ankündigung einer Rechnung über 120 Franken.
We-Find wirbt also mit falschen Informationen an. Wie die Firma an die Namen der bei unterschiedlichen Schlüsselfunddienst-Anbietern angemeldeten Kunden kommt, ist unklar. Auch wer hinter We-Find steckt, lässt sich nicht sagen. Es existiert zwar eine Website und ein dazugehöriges Facebook-Profil – allerdings ohne Angaben zu Verantwortlichen und AGB. Im per Post verschickten Schreiben sind ebenfalls lediglich eine E-Mail-Adresse und ein Postfach in Berlin als Kontaktmöglichkeit angegeben.
Auf Anfrage des Beobachters um eine Stellungnahme antwortet We-Find wie folgt: «Jede Bestellung wird auf die Richtigkeit überprüft. Bestehen Zweifel, dass der Kunde etwas missverstanden hat, wird dieser nochmals kontaktiert. Kunden werden nicht mit falschen Informationen geworben. Die betroffenen Personen dürfen sich gerne bei uns melden.»
Wer Opfer dieser Masche geworden ist, kann sich wehren. «Falsche Angaben beim Anwerben machen die telefonische Zusage unverbindlich», sagt Beobachter-Expertin Doris Huber. Am besten teilt man das We-Find kurz mit und schickt auch gleich die Marke zurück. Eine Rechnung muss selbstverständlich nicht bezahlt werden. Wer nach korrekter Information dem Angebot zugestimmt und somit einen Vertrag abgeschlossen hat, dies nun aber bereut, kann gestützt auf das sogenannte Haustürgesetz widerrufen, indem er We-Find in Berlin einen entsprechenden eingeschriebenen Brief schickt. Auch in diesem Fall muss man selbstverständlich nichts zahlen.
Beobachter-Leser haben uns darauf hingewiesen, dass sie eingeschriebene Briefe an We-Find in Berlin mit dem Vermerk «nicht zustellbar» zurückerhalten haben. Neuerdings sollen zudem die We-Find-Rechnungen über die Schaffhauser Burg Inkasso AG versandt werden, von wo die eingeschriebenen Antwortbriefe aber ebenfalls an die Absender zurückgeschickt würden.
Das Beobachter-Beratungszentrum rät deshalb: Wenn die eingeschriebenen Briefe an diese beiden Stellen unbeantwortet wieder beim Absender landen, unternimmt man vorderhand am besten nichts mehr weiter. Erst bei einer allfälligen, aber unwahrscheinlichen Betreibung sollte man wieder aktiv werden – und Rechtsvorschlag erheben (mehr Infos dazu im Merkblatt bei Guider, siehe unten).
Schicken Sie die Marke mit unserem Musterbrief zurück.
Betreibungen können einstweilen sehr mühsam und das Verfahren harzig sein. Beobachter-Mitglieder können sich mit Checklisten und Merkblättern ein genaues Bild über den Ablauf von Betreibungen machen. Sie erfahren, wie Gläubiger zu ihrem Geld kommen und welche Schutzmechanismen Schuldner zur Verfügung stehen.
- 1Das Betreibungsverfahren - eine Übersicht (kostenlos)
- 2Betreibung: Die wichtigsten Schritte
- 3Betreibungskosten: Kostenbemessung für Zahlungsbefehle und Rechtsöffnung
- 4Rechtsöffnungsverfahren: Wie funktioniert das?
- 5Schuldner: Erneut betrieben - Einrede kein neues Vermögen
- 6Gläubiger: Der Arrest als Sicherungsmittel
14 Kommentare
Genau das Gleich ist mir passiert, mit der Firma Froogal Sarl aus Villars-sur-Glâne. Sie haben angerufen und mir ein Verlängerungsangebot für meinen Keyfinder gemacht. Ich habe bereits am Telefon gesagt, dass ich nichts am Telefon kaufe. Trotzdem erhalte ich nun einen Brief mit drei We-Find Schlüssenanhänger mit und eine Rechnung über 139.30 als Dank für meine Bestellung.
Habe eine Mail gesandt, und geschrieben, dass sie die Ware innert 30 Tagen abholen können sonst wird sie entsorgt. Weil ich definitiv nichts bestellt habe.
Der Herr hat mich angerufen und gesagt, dass ich die Ware zurücksenden muss, oder er wird mich betreiben. Die Handynummer von der er angerufen hat, existiert nicht.
Auch ich habe genau diese Erfahrung mit der Firma Froogal Sàrl gemacht. Nach über 1 1/2 Jahren senden die mir nun zum zweiten Mal eine 1. Mahnung (November 2023) und drohen am Telefon mit Inkassobüro. Den Beweis, dass ich die Ware (Schlüsselfinder) bestellt habe (was ich ausdrücklich nicht habe, weil auch ich am Telefon nichts bestelle und sowieso bereits bei einer anderen, jedoch seriösen, Firma eine Schlüsselfindplakette habe), erbringt die Firma Froogal auch nach mehrmaliger Aufforderung nicht. Der Herr am Telefon behauptet, sie seien eine seriöse Firma, jedoch beweisen die Praktiken und Vorgehensweisen genau das Gegenteil.
Meldung an den K-Tipp wurde gemacht. Meldung ans SECO folgt (Danke für den Hinweis hier in den Kommentaren).
Mir ist genau das passiert, was Gian_02 beschreibt,
Z.M Schlüsselfundservice hat mich letzte Woche genau mit der gleichen Masche erwischt, will jetzt aber schon Fr. 149.- für nur zwei Schlüssel (eigentlich ein, das andere "geschenkt".
Alles wurde dabei angesetzt, dass ich denken würde, es rufe mein bisheriger Schlüsselservice Key-back, der übrigens genau so Fake ist wie Z.M, wie ich soeben feststellte.
Lieber Beobachter, ich würde mich über einen neuen Artikel freuen, der diese verschiedene Firmen namentlich aufführt.
Ja, dann müssen SIE handeln und nicht auf andere warten!
Das SECO hat dafür extra eine Seite, wo man unlauteren Wettbewerb melden kann...
Die meisten betreiben noch Spoofing, indem sie irgendeine Nummer kapern (z.b. 079 xxx xx xx) und die dann beim Empfänger angezeigt wird. Natürlich auch illegal aber solange wir nur darüber meckern und uns beschweren wird genau NIX passieren! Also wir sollten die Mittel nutzen, die uns der Staat zur Verfügung stellt und handeln. Dann kann auch die Staatsanwaltschaft agieren und die Firmen, welchen diesen Service mit Absicht und Wissen kaufen, belangen!
Hi Pierrotlefou.
Habe die gleiche Erfahrung mit Z.M Schlüsselservice Basel gemacht. Genau 1 zu 1, wie bei Dir. Bitte mach, wie ich, eine Meldung an's SECO. Nur so kann diese betrugsmasche gestoppt werden. Vielen Dank.
Bin leider auch darauf reingefallen. Ich mache gerade die Meldung an's SECO fertig.
Die gleiche Masche wendet jetzt (Sept. 2020) auch die Firma "Z.M. Schlüsselfund-Service" an. Ich habe einen Anruf von einem Mann erhalten, der mich fragte, ob ich das Schlüsselfund-Abo verlängern wolle. Ich war zwar erstaunt über einen solchen Anruf, aber da er meinen Namen und Adresse kannte, sagt ich ohne Nachfragen zu, in der Meinung es handle sich um die Firma, bei der ich seit Jahren ein solches Abo habe. Tags darauf lag ein Brief mit zwei billig gemachten Schlüsselanhängern und einer Rechnung über Fr. 139.- im Briefkasten. Nun habe ich alles mit einem kurzen Brief zurückgeschickt.
Hallo Gian_02
Hat das mit dem Zurückschicken einfach funktioniert oder gab es dann noch weitere Rechnungen?
We-Find und BURG Inkasso AG sind immer noch aktiv.
Ich frage mich wie eine Schweizer Firma mit 60 Jahren Erfahrung (laut Homepage) sich für solche Dienstleistungen hinreissen lässt.