Man nehme eine Köchin, einen Chef, ein Restaurant. Man lasse die Zutaten ein paar Wochen ruhen. Dann vermenge man sie mit zahlreichen Gästen und Überstunden. Mit einem Schuss Stress, einer Prise Konflikt. Zuletzt lasse man die Masse aufgehen – bis sich eine harte Kruste bildet. Mit tiefen Rissen.

«Plötzlich ging gar nichts mehr: der Geruch von Essen, das Geklapper von Besteck, allein der Gedanke an ein Restaurant. Zu Hause konnte ich nicht mehr kochen, nicht einmal in der Küche stehen», sagt Sina Jöhl. Dabei habe sie ihr halbes Leben in Restaurants verbracht. Schon mit zwölf, um Taschengeld zu verdienen. Später als Servicekraft, Köchin, Küchenchefin.

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Der Chef schuldet ihr 14’000 Franken

An einem kühlen Wintertag sitzt Sina Jöhl mit dem Rücken zur Küche am Esstisch. Durchs Fenster fallen letzte Sonnenstrahlen, das Ostschweizer Tal ist in Schatten gehüllt. Sie möchte nach vorn schauen – 28 Jahre alt, frisch verheiratet, hochschwanger. Und doch wird sie ständig zurückgeworfen. Der Rechtsstreit mit ihrem ehemaligen Chef dauert an. Über 14’000 Franken schuldet ihr Bruno Odermatt, das bestätigt das erstinstanzliche Gericht. Das Urteil ist aber nicht rechtskräftig, deshalb sind die Namen in diesem Artikel geändert.