Der Kleine ist bloss sechs Kilo schwer und schon ein halbes Jahr auf dieser Welt. Er liegt im Arm seiner Mutter, ballt die Fäustchen, beginnt zu wimmern. Max, sein fünf Jahre älterer Bruder, eilt herbei und schiebt ihm die Milchflasche in den Mund. «Davut hat immer Hunger», sagt er wichtig, rennt zum Sofa, kommt zurück an den Stubentisch und schneidet mit dem grossen Messer Mammutstücke vom Marmorkuchen.

Eine gewöhnliche Szene im Leben einer normalen Familie, deren richtige Namen hier nichts zur Sache tun. Die Mutter lobt ihren grossen Buben, der Vater verabschiedet sich zur Arbeit. Nur dieser dünne Plastikschlauch, der zwischen Oberlippe und Nase klemmt, erinnert an Davuts schweren Start ins Leben. Der Schlauch, hohl und durchsichtig, schlängelt sich durch das warme Wohnzimmer zu einer summenden Kiste, die in der Ecke steht. Ein Sauerstoffgerät.

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Davut kam im August 2023 zur Welt, nach vollendeten 23 Schwangerschaftswochen. Er war 29 Zentimeter lang und wog gerade mal 620 Gramm. Vor 60 Jahren starben neun von zehn Kindern, die leichter als 1500 Gramm waren. Heute kommen neun von zehn durch. Auch viele, die bei der Geburt noch kleiner sind.