Bin ich wirklich der Typ dafür?
Nicht jeder Mensch ist fürs Auswandern gemacht. Darin sind sich alle einig, die ausgewandert sind. Welche fünf Voraussetzungen Sie mitbringen sollten.
aktualisiert am 10. Juli 2018 - 18:00 Uhr
Flexibilität ist die wohl wichtigste Eigenschaft, die Sie mitbringen müssen, wenn Sie auswandern wollen; Flexibilität im Kopf, aber auch emotionale Flexibilität.
- Sie brauchen eine optimistische Lebenseinstellung, ein gesundes Selbstvertrauen.
- Sie sollten Enttäuschungen und Niederlagen leicht wegstecken können und offen dafür sein, dass vieles fast überall ganz anders ist.
- Wer davon ausgeht, dass in der Schweiz sowieso alles besser ist als anderswo, der sollte lieber gleich zu Hause bleiben.
- Ebenso, wer im Urlaub am dritten Tag die Schweizer Cervelats und das Aromat vermisst.
- Wer auswandert, sollte sich für das Neue und das Unbekannte begeistern können.
- Man muss seinen Lebensstandard den Umständen anpassen und persönliche Bedürfnisse auch einmal zurückstecken können.
- Komplizierte Menschen werden es dabei schwerer haben.
- Offenheit und Toleranz gegenüber anderen Kulturen und Religionen sind unabdingbar, ebenso wie Anpassungsfähigkeit, Durchhaltewille, Belastbarkeit und Kompromissbereitschaft.
- Wenn Sie unabhängig und in der Lage sind, das Leben selbständig und ohne fremde Hilfe zu meistern, dann haben Sie einen weiteren Vorteil auf Ihrer Seite.
- Auch Kontaktfreudigkeit wird Ihnen die Integration erleichtern.
- Gute Nerven können beim Spiessrutenlauf durch die verschiedenen Behördenstellen nicht schaden.
- Wer sich überfordert fühlt, wenn ein Plan einmal nicht aufgeht und das ganze Programm über den Haufen geworfen wird, der wird es in vielen Ländern schwer haben.
- Wenn Sie damit umgehen können, dass nicht immer alles klappt, und Ihnen eine gewisse Unsicherheit im Leben nichts ausmacht, werden Sie die Herausforderungen in der Ferne besser meistern.
Stellen Sie nicht nur sich selbst die Frage, ob Sie über genügend Flexibilität und die richtigen Eigenschaften verfügen, um sich fern der Heimat wohlfühlen und integrieren zu können.
Reden Sie auch mit Ihrer Partnerin, einem guten Freund oder Vertrauten darüber, wie sie oder er Sie diesbezüglich einschätzt.
Die ehrliche Beurteilung durch jemanden, der Sie kennt und mag, wird objektiver ausfallen als Ihre Selbsteinschätzung.
Ein falsches Alter gibt es nicht. Und doch ist es eine Realität, dass Auswanderungswillige in vielen Staaten nur dann mit offenen Armen empfangen werden, wenn sie jung und leistungsfähig sind.
Viele Länder fürchten sich davor, dass Zugewanderte eine Belastung für die Sozialwerke im Land werden. So bewerten die Einwanderungsbehörden mancherorts bereits ein Alter von über 35 Jahren als Minuspunkt.
Bei Aus- und Weiterbildungen oder Austauschprogrammen kennen einige Staaten sogar fixe Altersgrenzen für die Aufenthaltsbewilligungen.
Allerdings gibt es auch Destinationen, die sich regelrecht auf auswanderungsfreudige Rentner spezialisiert haben: In Thailand beispielsweise wurden in den letzten Jahren mehrere Institutionen für ausländische Pensionäre eingerichtet, Angebote, die weit kostengünstiger sind als jene in der Schweiz.
Informieren Sie sich bei der Botschaft oder beim Konsulat Ihres künftigen Wohnlands, welche Aufenthaltsbewilligungen für Sie infrage kommen.
Das Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA) bietet auf seiner Website eine Übersicht aller offiziellen Vertretungen fremder Länder in der Schweiz.
Wichtiger als die Anzahl Lebensjahre ist, dass Sie über eine robuste Gesundheit verfügen: Auswandern kostet Energie. Auch ganz generell sind die Auswirkungen auf Geist und Körper nicht zu unterschätzen: In ein neues Land zu ziehen, kann die Gesundheit belasten. Der Organismus muss sich auf ein neues Klima, eine andere Ernährung, einen ungewohnten Tagesablauf umstellen.
Das fällt Personen mit einer guten körperlichen sowie geistigen Fitness leichter. Ist jemand gesundheitlich angeschlagen, wird ihm alles, was nicht ganz einfach ist, noch mühsamer erscheinen.
Das hängt natürlich auch davon ab, wohin es Sie zieht. In Ländern, die sich klimatisch und kulturell stark von der Schweiz unterscheiden, ist die Belastung grösser.
Eine gute Vorbereitung und ein medizinischer Check sind vor allem für Hoch- und Tropenländer angebracht, die nicht über eine Gesundheitsversorgung nach schweizerischem Standard verfügen.
Auch eine Zahnkontrolle vor der Abreise kann nicht schaden, wenn im Zielland die Qualität der Zahnärzte zweifelhaft ist.
In manchen Ländern sind gewisse Impfungen vorgeschrieben: Bei der Einreise wird der WHO-Impfausweis kontrolliert.
In mehreren Kantonen bieten medizinische Reisezentren, die meist den Kantons- oder Universitätsspitälern angegliedert sind, Impfberatungen an. Hier kann man sich Informationen über das Zielland beschaffen.
Einige Staaten verlangen zudem eine vertrauensärztliche Untersuchung und einen negativen HIV-Test.
Gerade von Rentnern und Studierenden wird vielerorts der Nachweis einer Kranken- und Unfallversicherung verlangt.
In nahezu allen Ländern gilt: Ist eine Stelle neu zu besetzen, werden einheimische Bewerber zuerst berücksichtigt. Darum haben Sie als Ausländer oder Ausländerin es leichter, wenn Sie für den gewünschten Ort die richtigen Qualifikationen mitbringen.
Für un- oder angelernte Arbeitskräfte dürfte es sehr schwierig werden, in einem anderen Land eine Stelle zu finden. Wer aber über gute Berufskenntnisse und über Spezialwissen verfügt, das im Zielland gefragt ist, hat es einfacher auf dem Stellenmarkt.
Wichtig ist, im Voraus abzuklären, ob Ihr Schweizer Berufsabschluss auch in der Wunschheimat gültig ist.
Im Gesundheitswesen zum Beispiel und in etlichen akademischen Berufen muss oft ein national anerkanntes Berufsdiplom vorgelegt werden. Ausländische Arbeitskräfte müssen daher mancherorts einen Eignungstest ablegen oder gar die Abschlussprüfung wiederholen.
Reisen Sie in ein EU-Land aus, können Sie sich auf das Abkommen zwischen der Schweiz und der EU stützen, wonach die meisten staatlich anerkannten Diplome akzeptiert werden.
Bestimmte Berufsabschlüsse aus dem Medizinal- und dem Pflegebereich sowie diejenigen von Architekten werden automatisch anerkannt.
In den anderen Berufen nimmt das Gastland eine Gleichwertigkeitsprüfung vor und bietet allenfalls Ergänzungslehrgänge an.
Erkundigen Sie sich bei Ihrem Berufsverband, in welchen Ländern Ihr Diplom anerkannt wird.
Auskunft über die Anerkennung von Schweizer Diplomen im Ausland erhalten Sie auch beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation sowie bei der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektionen.
Wie sieht der Lebensstandard im Zielland aus? Was spricht für Kanada, was für Thailand, was für die USA? Was kämen sonst für andere Destinationen in Frage? Die Website ifitweremyhome.com liefert einen unterhaltsamen Ländervergleich.
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