Frage: «Vor einem Jahr zog ich für meinen neuen Job um. Doch weder am Arbeitsplatz noch in Vereinen gelingt es mir, Kontakte zu knüpfen. Ich fühle mich nirgends zugehörig. Was kann ich tun?»

Sich dazugehörig zu fühlen ist ein Grundbedürfnis, das tief in uns verwurzelt ist. Wir sehnen uns nach liebevollen Beziehungen, nach Gesellschaft, Kontakt, in einer Familie oder auch in Gruppen. Dazu gehören Liebe, Freundschaft, Kameradschaft und Loyalität. Aber auch: an der Gemeinschaft teilzuhaben und etwas beitragen zu können. Es geht bei der Zugehörigkeit darum, beachtet und bemerkt zu werden. Sie steigert das Selbstwertgefühl und gibt uns die Gewissheit, wertvoll Wertschätzung Eine tolle Leistung verdient eine Würdigung zu sein. Das Gefühl: Es ist gut, dass es mich gibt.

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Obwohl es uns nicht immer bewusst ist: Wir tun alle relativ viel, um uns zugehörig zu fühlen. Wir gehen immer wieder soziale Bindungen ein und investieren in diese, damit sie uns lang erhalten bleiben. Dafür sind wir bereit, unser Verhalten den Gepflogenheiten anderer anzupassen.

Das Bedürfnis nach menschlicher Nähe

Wenn wir in eine neue Gruppe hineinkommen, sind wir oft unsicher Hochsensibilität Warum so empfindlich? und nervös. Wir wissen nicht, wie die Gruppe funktioniert, wer welche Rolle hat. Und wir versuchen, die Regeln und Umgangsweisen der Gruppe zu verstehen. Nach ein paar Versuchen, uns einzubringen, werden wir – je nachdem, ob unsere Bemühungen erfolgreich waren oder nicht – unser Verhalten anpassen. Es ist wichtig für die Aufnahme in einer Gemeinschaft, auf deren Strukturen zu achten und sein Verhalten in einem gewissen Ausmass daran auszurichten. Der Gewinn ist die Aufnahme in und die Anerkennung durch die Gemeinschaft.

Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit kann deshalb manchmal im Konflikt mit dem Wunsch stehen, sein Leben selbstbestimmt zu gestalten. Und so angenommen zu werden, wie man ist. Je mehr man auf die Zustimmung des Umfelds angewiesen ist, desto öfter wird man auf diese Selbstbestimmung zugunsten der Zugehörigkeit verzichten. Damit nimmt die Gefahr zu, wichtige eigene Aspekte zu vernachlässigen. Dann kann allerdings eine Scheinzugehörigkeit entstehen – die das Grundbedürfnis des Aufgehobenseins nicht erfüllen wird.

Daher ist es wichtig, einen Kreis zu finden, in dem man sich aufgehoben und wohl fühlt, ohne grosse Anpassungsleistungen vornehmen zu müssen. In vielen Fällen ist das die Familie und die Partnerschaft. Doch Zugehörigkeit kann auch in Freundeskreisen, Interessengruppen oder am Arbeitsplatz erlebt werden. Dort hat die erfolgreiche Aufnahme in eine Gruppe viel damit zu tun, wie man an den Aufbau der Beziehungen herangeht. Was manchmal in der Not vergessen geht: Beziehungen zu anderen zu finden, einander kennenzulernen und sich zu öffnen braucht Zeit – und auch eine gewisse Übereinstimmung von Interessen.

So werden Sie von anderen anerkannt:
  • Schämen Sie sich nicht, dass Sie das Bedürfnis haben, irgendwo dazuzugehören. Pflegen Sie in einem ersten Schritt die Beziehungen weiter, die Sie von früher haben und in denen Sie sich geborgen fühlen.
  • Erinnern Sie sich: Was hat Ihnen eine Gemeinschaft gegeben, in der Sie sich wohl und zugehörig gefühlt haben? Was haben Sie jetzt nicht mehr? Fehlen Ihnen Kontakte? Wollen Sie mehr wahrgenommen werden? Seien Sie sich Ihrer Wünsche bewusst, wenn Sie sich in einer neuen Gruppe bewegen – und versuchen Sie, sich in jenen Momenten einzubringen, die für Ihr Bedürfnis wichtig sind.
  • Beziehungsaufbau hat mit Selbstöffnung zu tun. Erzählen Sie von sich, öffnen Sie sich, zeigen Sie sich. Sprechen Sie Ihre Überlegungen und auch Wünsche aus. Übernehmen Sie Aufgaben und bringen Sie sich in die Gemeinschaft ein. Gehen Sie auf Menschen zu, die Ihnen sympathisch sind, laden Sie diese ein. Das macht es anderen leichter, Sie kennenzulernen, und es erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass jemand später auf Sie zukommt.
  • Manchmal sind die Erwartungen an eine bestehende Gruppe zu hoch. Sie werden sich in einer Gemeinschaft nur dann wohl fühlen können, wenn sie zu Ihnen passt. Geben Sie nicht auf und starten Sie einen neuen Versuch mit Menschen, die ähnliche Interessen haben wie Sie.
Buchtipp

Sylvia Löhken: «Leise Menschen – starke Wirkung. Wie Sie Präsenz zeigen und Gehör finden»; Verlag Gabal, 2012, 288 Seiten, CHF 38.90